Rituale stiften Sinn
Vor allem für Kinder sind solche Rituale wichtig. Das gilt nicht nur für das Weihnachtsfest. Viel eher sind es alltägliche Dinge, wie die Gute-Nacht Geschichte, den Kuss auf die Stirn vor dem Einschlafen. Kleine Rituale wie das gemeinsame Katzen füttern, das Zähne putzen nach dem Frühstück, das «Chinderstündli» im TV oder das Mittagsschläfchen. Es sind immer wiederkehrende Szenen aus dem Alltag, die den Kindern Sicherheit schenken. Diese Sicherheit brauchen sie, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Mit der Zeit können sie sich die verschiedenen Anhaltspunkte merken und sie selber gestalten. Sie lesen sich das Vorlesebuch selber aus, merken selbst, wenn sie den Mittagsschlaf nicht mehr brauchen, oder wenn die Katze Hunger hat.
Rituale können winzig klein und unbedeutend sein, trotzdem sind sie in den Augen eines Kindes bedeutsam. Rituale können aber auch grosse Feste sein, wie das Weihnachtsfest oder ein Geburtstag an dem es immer einen ganz besonderen Kuchen gibt. Grosse Rituale, die die Vorfreude der Kinder bis ins Höchstmass steigern.
Die coolsten aller Rituale mit dem grössten Erinnerungswert werden aber sicherlich diejenigen bleiben, die man in der Familie oder unter Freunden selber erfunden hat. Da kann man kreativ sein. Für Kinder ist es spassig, wenn zum Beispiel nach jedem Frühstück erstmal ein Kinderliedertanz in der Stube stattfindet, oder wenn sie einen fixen Tag in der Woche mit ihren besten Freunden spielen können. Die besondere Geschichte, die die Kindergärtnerin jeden Freitag erzählt. Wer baut den grössten Schneemann mit dem ersten Schnee? Oder: «Wie vielmal muss ich noch schlafen, bis wir das nächste Mal schwimmen gehen?» Da erinnert sich das Kind vielleicht daran, dass es immer nach dem Schwimmen einen Berliner bekommt, den es sonst nicht sehr oft gibt.
Rituale sind Besonderheiten, gross und klein, aber immer für eine Vorfreude gut. Sie zeichnen unser Leben, wir werden uns wahrscheinlich noch an sie erinnern, wenn wir schon dement sind. Deshalb sind Rituale wichtiger, als wir vielleicht denken. Nicht nur für die Kinder, auch für die Grossen.
In diesem Sinne, allen ein freudiges Weihnachtsfest und einen unvergesslich rituellen Rutsch ins neue Jahrzehnt. Zum Beispiel mit Bleigiessen und ganz verrückten Zukunftsvorhersagen.