«Blue Print» im Soundcheck
Bild/Illu/Video: Cover

«Blue Print» im Soundcheck

«Boodschap van de Winter» ist ein leise tröpfelnder und doch gut groovender Opener. Ich mag diese unaufdringliche Art von Musik, die mich total entspannt. Die ausgewählte Sprache ist ziemlich spannend. Ich glaube es ist Flämisch, aber zu 100 Prozent kann ich das hier Vorgetragene nicht identifizieren. Wichtig ist mir bei der Musik vor allem, dass die sie einem berührt, auch wenn man nur lückenhaft ein paar Brocken versteht. Das klappt hier hervorragend.


«Briny Deep» erinnert mich ein wenig an Sting und sein Album «Mercury Falling». Das jazzige Werk klingt ungeheuer gefühlvoll und ist doch auch wundervoll sanft. Die positive Message kommt bei mir gut an und das Gitarrensolo ist sehr hörenswert. Cool.


«Fullmoon soon» ist ein schwelgender Song, der von den lange gezogenen Noten lebt und kurz vor der ersten Minute ein wenig Drive aufnimmt. Jazzig und wundervoll verträumt. Eigentlich noch geschickt, einen Song über den Vollmond zu schreiben, da der jeden Monat wieder Thema ist.


«Thrown to the Wolves» ist fast schon rockig und geht direkt in die Beine. Ich mag das Zusammenspiel der Band sehr, da sie hier zeigen, dass sie durchaus auch die lautere Töne anschlagen können und trotzdem tight sind. Das ist eine angenehme Abwechslung auf dem bisher eher ruhigen Werk.


«Inner Voice» ist wieder jazziger und wenn man ein bisschen genauer hinhört, springt einem der komplexe Rhythmus an, der sofort animiert beim Musizieren nicht immer den simplen Weg einzuschlagen, sondern durchaus auch mal etwas zu riskieren. Auch wenn es nicht gerade ein kommerzieller Track ist, es könnte für viele Musiker da draussen ein interessantes und inspirierendes Lied zum Nachspielen werden.

Schwebend erklingt eine Gitarre beim Lied «Hermoso» am Anfang. Dazu gesellt sich nach kurzer Zeit die berührende Stimme von Devi Reith. Als dann die ganze Band einsetzt, fühlt man sich fast ein wenig wie in einem verrauchten Jazzkeller. Ja, die Band erschafft Atmosphäre anstatt einfach nur ihre Lieder vorzutragen.


«Blue Print» ist der titelgebende Song dieses Albums und er kommt sehr langsam und behutsam in Fahrt. Die akustische Gitarre wird gezupft, was ihr einen intensiven holzigen Klang verleiht und mich begeistert. Die Blaupause ihrer Musik klingt für einen Entwurf schon recht solide ausgearbeitet. Wow!


«Lieverd» ist eine Ballade, die wieder in dieser märchenhaften Sprache daherkommt. Ich bin sofort begeistert, da die Sprache, dem Jazzensemble eine zusätzliche Tiefe und Facettenreichtum verleiht. Es ist immer von Vorteil, wenn man Lieder in der Sprache schreibt, in der man träumt. Der leicht französische Flair bei Minute zwei hat mir dann noch komplett den Kopf verdreht. Was für eine Wundertüte dieser Song…  


Minimalistisch arrangiert tönt das vom Piano getragene Werk «Anne». Es geht trotz der ruhigen Charakteristik direkt unter die Haut, was sicher an der einzigartigen Stimme der Frontfrau Devi liegt. Wow!

Mit einem wilden Basslauf beginnt «Juice» und dieser geht direkt in die Beine. Der heisse Jam wird im Verlauf des Liedes funky und könnte durchaus Schwung in die Party bringen. Eine etwas andere Nummer auf dem Tonträger, aber vielleicht genau deswegen so fesselnd.


«Knowledge changes Continuously» ist ein poetisches Werk, welches auf leisen Sohlen daher tänzelt. Es ist auf der einen Seite sehr melancholisch gehalten, versprüht auf der anderen Seite enorm viel Hoffnung.


«Wind eternally» ist ein Abschluss mit Ansage, der nochmals alle Stärken des Albums aufzeigt und ein letztes Mal mitschwelgen lässt.


Schlussfazit:
Das Album «Blue Print» von Devi’s World of Sound ist ein spannendes Album aus dem Jazz-Sektor. Ich mag es sehr, dass die Band eigene Songs geschrieben und sich nicht bloss an Evergreens bedient hat. Der Einfluss der mir fremden Sprache hat mich ausserdem sofort begeistert und überrascht. Hier haben sich einige Koryphäen an ihren Instrumenten gefunden, die ihre Musik noch aus Freude an der Sache und nicht aus kommerziellen Absichten praktizieren. Vielleicht aus diesem Grund klingt das Gemeinschaftswerk so befreit und leichtfüssig. Das abwechslungsreiche Album ist ideal als Soundtrack geeignet, wenn man mal einen Gang runter schalten und in der schnell pulsierenden Zeit ein bisschen entschleunigen will.

Themenverwandte Artikel

«Chanson D’Amour» im Soundcheck
Bild/Illu/Video: Cover

«Chanson D’Amour» im Soundcheck

«Miles and Stories» im Soundcheck
Bild/Illu/Video: Till Gmür

«Miles and Stories» im Soundcheck

«Giacometti» im Soundcheck
Bild/Illu/Video: Fabian Florin

«Giacometti» im Soundcheck

Auf musikalischer Entdeckungsreise
Bild/Illu/Video: Marcus Duff / cascadas

Auf musikalischer Entdeckungsreise

Empfohlene Artikel