Zum Gedenken an Gerold Mosimann 1922- 2020
Bild/Illu/Video: Alessandro Pippia

Zum Gedenken an Gerold Mosimann 1922- 2020

Wie kaum ein anderer Bürger in Buchs hat Gerold Mosimann die Geschichte des Orts mitgeprägt. Er war von 1985 bis im Jahr 2000 als Gemeinderat tätig. Vorher gehörte er schon mehrere Jahre der Geschäftsprüfungskommission der Schulgemeinde Buchs an. Durch seine Tätigkeit bei der Gemeinde wurde er immer wieder angefragt und konnte sein Tätigkeitsfeld stetig erweitern. Er war zu Lebzeiten beispielsweise als Redaktionsleiter des Magazins «Buchs Aktuell» tätig. Er berichtete in insgesamt über 40 Ausgaben über Themen, die die Buchser Bevölkerung bewegen. Er schrieb über die Finanzen, den Tierschutz, sowie die Buchser Linie und allgemein den öffentlichen Verkehr. Speziell zum Letztgenanntem hatte er einen engen Draht, da er für viele Jahre als Vorstandsdirektor vom SBB-Bahnhof Buchs waltete. Die Erinnerung an ihn bleibt für mich dank seinem Wirken auch heute lebendig und unvergesslich.


Anekdoten bei den Geleisen
«Ich will keinen grossen Bahnhof», winkte Gerold Mosiamnn bei Gesprächen in seiner sehr bescheidenen und unaufdringlichen Art jeweils ab. Rund um den Bahnhof Buchs sind seine Spuren heute noch ersichtlich. Der ursprüngliche zentrale Verkehrsknotenpunkt wurde während seiner Amtszeit geplant und umgesetzt, was ihn schon ein wenig stolz machte. Doch mit dem heutigen Bahnhof, bei welchem wenig von früher übriggeblieben ist und auf Eintönigkeit statt Nostalgie gesetzt worden ist, konnte er sich nie wirklich anfreunden. Herr Mosimann hätte lieber ein Stückchen Geschichte, statt dem heutigen Busbahnhof gesehen. Mein Freund galt als wahrscheinlich einer des letzten Zeitzeugen der Buchser Zeitgeschichte. Er war ein Mann mit Stolz und Ehre, besonders bekannt war Mosimann für seinen Hut, den er bei jeder Begrüssung höflich abnahm. Der letzte Bericht über ihn erschien im Jahre 2017 im Werdenberger & Obertoggenburger. Darin wurde er zum Thema «Geeint kämpfen, getrennt erinnern» befragt. Es ging dabei um den Bericht über den Ungarnaufstand im Jahre 1956.  Er erinnerte daran, dass in besonderem Masse auch die Schweiz davon betroffen war. Die Schweiz erklärte sich bereit, vom Aufstand betroffene Menschen aufzunehmen. Die einsetzende Flüchtlingswelle brachte in Zügen der ÖBB zwischen 8000 und 9000 Flüchtlinge aus Ungarn nach Buchs, wie Mosimann erzählte.


Der Spaziergänger mit den packenden Geschichten

Gerold Mosimann lebte über die letzten Jahre sehr zurückgezogen. Er ging mit seinem Hund Luna spazieren und begrüsste die Menschen immer sehr freundlich, die ihm über den Weg gelaufen sind. Wenn ich Ihn fragte, wie es ihm geht, war seine Antwort immer «es geht, aber man muss immer aufrecht sein». Passend dazu zog er jeweils auch die Schulter nach oben. Ein paar Monaten vor seinem Tod erläuterte er mir, wie wichtig es ist, dass man sich im Leben über die kleinen Dinge freut. Ihm bereiteten Blumen Freude, er war glücklich, wenn er an der frischen Luft war und er verspürte eine grosse Dankbarkeit ein Leben voller spannender Geschichten gelebt zu haben. Ich für meinen Teil habe ihm immer extrem gerne zugehört und genoss die gemeinsamen Spaziergänge, bei denen er mich tief eintauchen liess in längst vergangene Zeiten.

Der grosse Schatz zum Schluss

Auf die Briefe und Münzen, die er mir über die Jahre hinweg zu kommen liess, bin ich heute besonders stolz. Da sie sich wie Geschichtsbücher lesen, die mit einer persönlichen Note aufgewertet wurden. Im Mai 2015 bekam ich einen letzten Brief inklusive einer Unterschrift von ihm. Dieser ist für mich persönlich etwas ganz Besonderes, welchen ich wie meinen eigenen Augapfel hüten werde. Das Lebenswerk von Herrn Mosimann beeindruckt mich auch heute noch und ich möchte mich gerne erneut bei ihm bedanken, dass er mich an zahlreichen unvergessliche Anekdoten Teil haben liess. Ich verneige mich vor Ihnen Herr Mosimann.


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