Wie soll ich mich bloss entscheiden?!
Eigentlich treffen wir pausenlos Entscheidungen, denn auch eine «Nicht-Entscheidung» ist eine Entscheidung. Insofern müssten wir eigentlich daran gewöhnt sein, Entscheidungen zu treffen und dann auch damit zu leben.
Trotzdem fallen vielen Menschen bewusste Entscheidungen schwer. Ein Hauptgrund ist, dass wir zu uns selbst oft sehr streng sind. Wir vertrauen uns und unserer Intuition zu wenig. Oft können wir es uns einfach selbst nicht recht machen. Dies liegt an unseren Selbstzweifeln beziehungsweise an unserem inneren Kritiker. Dieser ist unser ständiger Begleiter. Er meldet sich, wenn uns ein Ungeschick passiert, indem er so etwas wie «Typisch! Ständig musst du immer alles vermasseln» ruft. Er schimpft mit uns, wenn wir wieder einmal zu spät kommen. Sätze wie «Ich wusste ja, dass ich es nicht schaffe!», «Mann, bin ich blöd» und dergleichen kommen von ihm.
Dabei ist es enorm wichtig, dass man nicht so hart mit sich ins Gericht geht und diesen inneren Stänkerer öfter mal einen Maulkorb erteilt. Sonst läuft man Gefahr, sich selbst klein zu machen und sich mit der Zeit immer weniger zuzutrauen à la «Das schaffe ich sowieso nicht.» «das kann ich nicht» «ich bin zu blöd dafür».
Was hat das Ganze mit der Entscheidungsfreudigkeit zu tun?
Eine Menge, denn wenn ich mich ständig selbst kritisiere, kritisiere ich auch meine Entscheidungen. Das heisst, ich weiss schon bevor ich mich für etwas entscheiden werde, dass ich später womöglich meinen Entschluss bereuen könnte. Egal für welche der Alternativen ich mich entschieden habe.
Ich versuche das an einem einfachen Beispiel zu erklären:
Es ist Freitagabend. Arbeitskollegen haben den Vorschlag gemacht, dass das komplette Team ab 20 Uhr zusammen Bowlen gehen könnte. Eigentlich gehe ich gerne bowlen und mit dem ein oder anderen Kollegen ist es oft sehr lustig.
Allerdings hat eine gute Freundin Lust darauf, mit mir Essen und danach ins Kino zu gehen. Den Film würde ich gerne sehen und meine Freundin hat auch nicht jeden Freitag Zeit um etwas zu unternehmen.
Jetzt liegt also die Entscheidung an mir und ich sollte mich möglichst bald entscheiden und Bescheid geben. Was soll ich tun?
Eigentlich würde ich gern die Freundin sehen und Hunger habe ich auch. Wenn ich allerdings mit ihr weg gehe, könnte es sein, dass ich meinen Arbeitskollegen das Gefühl gebe, dass das Team mir nicht wichtig sei. Ausserdem würden am Montag alle über den Bowlingabend reden, nur ich hätte keine Ahnung davon. Dann würde ich mich ärgern, dass ich nicht dabei gewesen bin.
Wenn ich allerdings mitkomme zum Bowlen, wäre meine Freundin sicher enttäuscht. Ich würde mir hinterher vorwerfen, dass ich selbst keine gute Kollegin bin, wenn ich sie für die Arbeitskollegen sitzen lasse.
Wenn ich die Zeit bis 20 Uhr verstreichen lasse ohne dem einen oder dem anderen eine Zusage gegeben zu haben, quasi mich nicht entschieden hätte, hätte ich mich in diesem Fall für zu Hause bleiben entschieden. Daher seht ihr, dass man sich nicht nicht-entscheiden kann. Alles hat eine Konsequenz.
Entscheidungen werden dann schwierig, wenn ich vorher schon weiss, dass ich hinterher meine Entscheidung kritisiere. Daher sollten wir lernen bzw. üben unsere Entscheidungen und Taten nicht ständig zu kritisieren. Wir haben uns entschieden – Punkt. Und selbst wenn es schief läuft, können wir wenigstens würdigen, dass wir abgewogen haben und uns dann für etwas entschieden haben.
Zu Entscheidungen gehört oft Mut. Diesen können wir immer würdigen. Ausserdem kann man in jeder Situation etwas lernen und es dann gegebenenfalls später anders machen. Daher gibt es keinen Grund uns im Nachhinein Vorwürfe zu machen. Auch Sätze wie «Das hätte ich schon viel früher machen sollen» sind absolut überflüssig. Wir entscheiden uns für etwas, tragen die Konsequenzen und wenn es wirklich blöd gelaufen ist und unserer innerer Kritiker anfängt Luft zu holen, flüstern wir ihm zu: «Ich bin echt stolz auf mich, dass ich mich überhaupt für etwas entschieden habe. Aus Fehlern wird man nämlich klug.»