Wenn das Leben fast hinter einem liegt Teil 2
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Wenn das Leben fast hinter einem liegt Teil 2

War früher alles besser? Was war früher besser oder schlechter? War es einfacher?

Es war weder besser noch schlechter früher. Es war anders. Vieles war einfacher. Es war ein härteres Leben als heute. Alles war geregelt und vorbestimmt. Die Menschen von heute haben viel mehr Möglichkeiten, als wir früher hatten. Da wir diese Qual der Wahl nicht hatten, lebten wir ein einfacheres Leben. Man war mit weniger zufrieden, vielleicht, weil wir die Möglichkeiten gar nicht kannten. Die Natur war intakter als heute. Die grossen Probleme von heute gab es damals noch gar nicht.


Über die technischen und sozialen Fortschritte bin ich schon sehr froh. Doch beim heutigen medizinischen Fortschritt, so denke ich mir manchmal, ist es uns gar nicht mehr erlaubt zu sterben. Unsere Gesellschaft verdrängt den Tod. Das Konzept Sterben passt nicht in unsere erfolgreichen Leben. Der Tod ist die finale Niederlage wogegen alles Erdenkliche unternommen werden muss.


Was bleibt von dir, wenn du nicht mehr hier bist?
Spuren, welche ich hinterlassen habe. Die Erinnerung an mich bleibt. Nicht für immer aber doch hoffentlich für einige Jahre. Das was man anderen mit auf den Weg gibt, Ermahnungen und Ratschläge daran mag man sich lange erinnern.


Die Liebe, welche uns mitgegeben wurde und welche wir anderen gaben, bleibt lange erhalten.


Was sind deine wichtigsten Erkenntnisse im Leben?
Über die wichtigsten Erkenntnisse eines Lebens könnte man ganze Bücher schreiben. Vieles im Leben ist und bleibt nur ein Versuch. Menschliche Unzulänglichkeiten und Fehler akzeptieren – die eigenen sowie die der anderen. Ideale sollte man haben, irgendwann muss man jedoch einsehen, dass Ideale unerreichbar sind. Wenn etwas schiefläuft, kann man trotzdem weitermachen und muss nicht gleich alles aufgeben. Es gibt immer einen Weg. Es gibt viele Wege im Leben. Unsere Mitmenschen, die Familie, Freunde, Menschen, welche wir auf unserem Weg kreuzen, können unser Leben bereichern oder herausfordern. Mit einigen Menschen haben wir Mühe. Viele Menschen hinterlassen Spuren in unserem Leben. Einige wenige hinterlassen tiefe Spuren, andere waren bloss hier.


Wir haben eine Kraft und Lebensenergie in uns, dass spüren wir, es ist einfach hier. Manchmal ist diese Energie im Hintergrund, doch sie kann sich wie aus dem Nichts entflammen und uns erneut anspornen – sogar im Alter.


Was hast du heute für Ziele und Träume?
I
ch möchte so lange wie möglich autonom bleiben. Ich möchte niemandem zur Last fallen, weder der Gesellschaft noch meinen Kindern. Vielleicht werde ich es irgendwann doch. Träume habe ich keine mehr. Ich möchte noch einige schöne Jahre erleben.  


Was bereust du was du getan oder nicht getan hast?
Ich glaube ich war den Menschen, welche mich in herausfordernden Zeiten meines Lebens begleitet haben, zu wenig dankbar. Ich habe zu wenig Dankbarkeit gezeigt. So etwas merkt man jedoch erst, wenn man älter ist und wenn es bereits zu spät ist.


Wie ist dein Verhältnis zu Gott? Hat es im Verlaufe der Zeit geändert?
In den unterschiedlichen Zeiten des Lebens hatte ich immer eine andere Beziehung zu Gott. Im Verlaufe der Zeit wuchs mein Verhältnis zu diesem grösseren Wesen und wurde einfacher. Ich wurde religiös erzogen. Gott war bereits in der Kindheit präsent. Es war zu dieser Zeit ein problemloses Verhältnis, es bestand grosses Vertrauen.


Später als ich älter wurde tauchten Fragen und Zweifel auf. Aus dem kindlichen Vertrauen wurde eine Rebellion, nicht nur gegen Gott, sondern auch gegen die gesellschaftlichen Normen. Nun ist es erneut ein gutes, entspanntes Vertrauen. Der Weg mit Gott ist ein lebenslanger Weg bis zum letzten Tag und vielleicht noch darüber hinaus. Gott ist für mich das höchste geistliche Wesen, der Naturschöpfer und die lebensspendende Kraft. Manchmal denke ich all dies, das Ganze funktioniert nur wegen dieser Kraft und vielleicht haben wir einen kleinen Funken dieser Göttlichkeit in uns.


Gott ist für uns unfassbar, manchmal zu erahnen doch niemals fassbar.

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