Meine erste Nacht im Freien
Es war ein milder Aprilmorgen mit Wolken am Himmel. Ich brach von unserem Zuhause in Richtung Schwarzwald auf um dort meine erste Nacht im Freien zu verbringen. Meine Freunde hatten solche Abenteuer unzählige Male angepackt, ich dagegen war mit meinen fast vierzehn Jahren immer noch zu ängstlich solches zu unternehmen. Bis vor kurzem jedenfalls. Denn um bei meinen Freunden nicht als Feigling dazustehen, wagte ich es doch.
Mein Schlafplatz würde gute zehn Kilometer Fussmarsch von unserem Haus entfernt sein, sodass ich kaum spontan mitten in der Nacht nach Hause konnte. Mittags machte ich mich auf den Weg. Der Pfad führte mich an endlosen Maisfeldern vorbei. Knapp zwei Stunden später angekommen, schlug ich mein Lager auf und begann mit der Suche nach geeigneten Bäumen, um einen kleinen Unterstand zu zimmern. Um Fünf Uhr würde es ein dunkeln, bis dahin musste ich den Unterschlupf und jede Menge Feuerholz bereit haben. Ich stellte mir vor, dass die Zeit locker reichen würde, musste dann aber feststellen, dass es fünf Uhr war und ich nur das Feuerholz gesammelt hatte.
Es dunkelte bereits ein und ich machte mich schleunigst daran alles für ein Feuer vorzubereiten und meinen Schlafsack auf dem Boden auszubreiten. Nach einiger Mühe das Feuer zu entfachen, grillte ich mein Steak und den Bratspeck und legte mich anschliessend satt und zufrieden zur Ruhe. In diesem Moment fühlte ich mich wohl und geborgen. Nur schade, dass ich kein Dach über dem Kopf hatte. Und wenn schon, so kalt würde es sicher nicht werden. Mir wurde warm und ich genoss diesen Augenblick. Die Flammen züngelten um das trockene Holz. Das Knistern des Feuers beruhigte, sodass ich entspannt die Augen schloss. Die Flammen wurden kleiner.
Schliesslich ging das Feuer ganz aus und es wurde kalt. Ich fror, ich fror so sehr, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Schlotternd wie Espenlaub hüllte ich mich tief in meinen Schlafsack ein und hoffte inständig, dass ich bald einschlafen würde. Eine Weile lang sah ich in die Glut und wurde müder und müder. Leise hörte ich wie sich etwas näherte, und ohne genau darauf zu achten, glitt ich in einen unruhigen Schlaf.
Schlagartig wurde ich wach als ein schauerndes Geheul ertönte. Ohne einen Mucks von mir zu geben, lauschte ich der wieder eingetretenen Stille der Nacht. Ich wagte nicht mich zu bewegen. Es fing an zu Rascheln und zu knacken im Unterholz. Untrüglich näherte sich etwas. War es ein Wolf? Nein, unmöglich! Das Heulen kam von weit weit entfernt. Trotzdem blieb ich angespannt liegen. Es knackte erneut im Gebüsch irgendwo hinter mir. Ich bekam es mit einer unbändigen Angst zu tun. Ich hielt die Luft an und atmete stossweise. Mein rasender Plus dröhnte mir in den Ohren, doch ich blieb liegen, unfähig mich zu bewegen vor lauter Furcht.
Weshalb habe ich mich bloss auf solch ein Abenteuer eingelassen, wo ich doch ein solcher Feigling war. Alles nur um meinen Freunden zu beweisen, dass ich keiner sei. Es knackte erneut unheimlich im Gebüsch. In diesem Moment trat der Vollmond hinter den Wolken hervor und beleuchtete einen Wolf der zu mir hinüber guckte. Ich riss die Augen weit auf als das Tier hechelnd auf mich zu stürzte. Eine warme Zunge berührte mein Gesicht und ich schrie auf. Das war kein Wolf. Es war Sascha, mein treuer Hund, den ich zuhause lassen musste. Ich war überglücklich in bei mir zu haben. Das Wolfsgeheul war allerdings immer noch ungeklärt.