Roman über Mobbing und Intrigen
Was war die Motivation für Ihr Buch «Badwater»?
Ich finde den Bereich Mobbing/Verleumdung als Autor sehr spannend. Wo verläuft die Grenze zwischen einem lustigen Spruch über den Arbeitskollegen einerseits und übler Nachrede andererseits? Ich wollte aufzeigen, dass diese Grenze fliessend ist und dass aus einem vermeintlich harmlosen Spruch eine üble Geschichte werden kann. Das schaukelt sich manchmal sehr schnell hoch – was vom Absender oftmals erwünscht ist. Bei Verleumdungen ist es offensichtlich, dass da einer dem anderen schaden will. Aber auch bei vielen scheinbar lustigen Stories über andere Leute geht es häufig darum, die betroffene Person irgendwie in ein schlechteres Licht zu rücken.
«Badwater» spielt im Journalismus. Sind dort die Themen Mobbing und Verleumdung besonders verbreitet?
Das würde ich so nicht sagen. Die Geschichte hab ich im Fernsehjournalismus angesiedelt, weil ich mich in diesem Bereich halt gut auskenne. Da fiel es mir leichter, Arbeitsabläufe usw. zu beschreiben – auch wenn ich in Hamburg nie in einer Redaktion gearbeitet habe, in anderen Städten aber schon. Theoretisch hätte sich die Story in jedem anderen Berufsfeld abspielen können. Denn Mobbing gibt es bekanntlich überall, wo Menschen zusammenkommen. Das scheint zu unserer Spezies dazu zu gehören. Der Journalismus hat sich aus einem bestimmten Grund allerdings für die «Badwater»-Geschichte sehr angeboten: Die Fallhöhe ist hier höher, wenn es um Moral geht. Denn Journalisten argumentieren in ihren Texten ja oft moralisch, sind im Alltag aber auch nicht die besseren Menschen. Das fand ich eine ideale Konstellation.
Die Geschichte endet mit einer überraschenden Pointe. Was war die Intention dazu?
Ohne zu viel vom Ende verraten zu wollen: Mir ging es darum, aufzuzeigen, dass jeder Mensch zu Taten getrieben werden kann, die er sich zuvor nicht in seinen schlimmsten Träumen ausgemalt hätte. Die Zeitungen sind voll von diesen Geschichten, in denen sogenannte «unbescholtene Bürger» grausame Taten ausüben. Ganz zu schweigen von Kriegen, in denen der Mensch zum Monster wird. In «Badwater» geht es darum, dass ein anfangs harmloser Mann so extrem unter Druck gesetzt wird, dass er ausrastet.
Das Thema ‘Musik’ zieht sich durch das ganze Buch. Hat das einen speziellen Grund?
Ich bin halt grundsätzlich an Musik interessiert. Hab früher viel Indie-Sound gehört und hatte jahrelang ein Abo des Musikmagazin ‘Spex’. Leider gibt es das als Heft nicht mehr, sondern nur noch online. Inzwischen bin ich nicht mehr so auf dem Laufenden, was aktuelle Musik betrifft. Guten Indie-Sound höre ich aber immer noch gern. Für «Badwater» war vor allem eine passende Musik für den grossen Showdown am Ende des Buchs wichtig. Als ich darüber nachgedacht habe, fiel mir ein bizarrer Konzertbesuch aus den 90er Jahren ein: ein Konzert der Band ‘Laibach’. Die Band verstand sich selbst als linke Künstlergruppe, provozierte aber damit, Fascho-Elemente in ihre Konzerte zu integrieren. Ein gespenstischer Auftritt. Für mein «Badwater»-Finale habe ich mir dann ein paar Laibach-Songs mit passenden Texten ausgesucht. Das wirkt im Buch natürlich weniger brachial, als wenn man die Songs in einem Film hören würde.
Frage: Sie haben viele Jahre in deutschen Grossstädten gelebt und leben nun in einem Bündner Dorf. Wie fühlt sich der Kontrast an?
Ich habe zwar in Städten wie Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg gelebt. Aber bevor wir in die Schweiz kamen, wohnten wir einige Jahre auf dem Land, im Westerwald. Daher war der Kontrast zu Felsberg nicht allzu gross. Zumal Chur nur ein paar Kilometer entfernt ist und man dort ja alles findet, was man braucht. Ausserdem bin ich Skifahrer und daher freue ich mich, dass ein paar richtige Berge in der Nähe sind.