Astrid Alexandre singt Barbara
Erinnerst du dich noch an den Moment als du Barbara zum ersten Mal gehört hast?
Nicht an den genauen Augenblick. Ich habe eher das Gefühl, dass ich sie irgendwie immer schon gehört habe. Bei uns lief vor allem klassische Musik, aber auch Chansons hatten ihren Platz; Brel, Brassens, Ferrat, Ferré, Piaf und eben Barbara! Dank dem Walk- und später Discman konnte ich mich da richtig in die Musik vertiefen! Ich kann mich zum Beispiel an eine lange Autofahrt nach Belgien erinnern, auf der ich hinten nonstop den Track 13 der CD («L’aigle noir») hörte…
Was hat das in dir ausgelöst?
Ich war auf eine sehr ursprüngliche Weise berührt und fasziniert! Sie war die erste Künstlerin, die mir gezeigt hat, dass man auch als Frau Lieder schreiben kann. Bis dahin kannte ich nur Interpretinnen, aber eine Frau als Autorin und sich selber am Instrument begleitend – das war neu! Und das wollte ich auch!
Was hat dich als Kind so fasziniert an ihren Chansons?
Sie hat eine Intensität, die mich fesselte. Ich spürte, dass diese Musik nicht lügt. Ich kann nicht sagen, dass ich das als Kind «verstand» - ich ahnte aber «oha, da steckt etwas Grosses dahinter»!
Wie war es als du später auch ihre Texte verstanden hast?
Vielleicht kennt ihr das: man versteht zwar jedes Wort, ahnt aber auch dass die Autorin eigentlich etwas anderes damit meint?!
Missbrauch, Krieg (sie ist 1930 geboren), Flucht (sie stammt aus einer jüdischen Familie) und Einsamkeit haben ihr Leben und ihre Musik geprägt – aber sie drückt sich so poetisch aus, dass diese Wörter eigentlich kaum fallen. Als ich diese autobiographische Dimension auch noch entdeckte und merkte, wie gut die Melodie zu den versteckten Geschichten passt, war ich erneut begeistert. Ich denke, ich werde bei Barbara immer wieder Metaphern und versteckte Bedeutungen entdecken!
Barbara sang in Französisch, aber auch in Deutsch. Erhält sie durch dich nun auch eine romanische Übersetzung?
Auf keinen Fall! Jede Sprache hat ihre eigene Melodie, und wenn man übersetzt, verändert man auch eine gewisse Grundschwingung eines Liedes. Das mag ich nicht. Beim Schreiben hat Barbara Wort und Melodie nie getrennt, das kam aus einem Guss! Dies merkt man ihrer Musik an und ich will sie auch so vermitteln. Die deutschen Übersetzungen kommen für mich übrigens auch nicht an das französische Original ran. Ich werde am Donnerstag darauf verzichten, es wird also ein französischer Abend!
Am Donnerstag feierst du Premiere. Gibt es die Möglichkeit, dein neues Programm an weiteren Orten zu erleben?
Ich spreche seit Jahren davon, einen Barbara-Abend zu machen – am Liebsten übrigens zusammen mit einer Tänzerin! Rolf Caflisch (Weekly Jazz) weiss das und hat mir angeboten im intimen Rahmen der Marsöl Bar eine Art Tryout zu machen. So habe ich mir nun schon einmal eine Auswahl von Chansons angeeignet. Das hat mich für die Ausarbeitung eines Barbara-Programms motiviert – wir werden sehen, wann das dann fertig ist!
Mehr Infos zu Astrid Alexandre und ihrer (zumeist) romanischer Musik gibt's hier.