Frautastisch: Janine Hosang
Janine Hosang (34) wohnt in Chur und hat drei Kinder. Sie ist gelernte Kindergartenlehrperson und seit einem Jahr Doula-Geburtsbegleiterin.
Warum hast du dich als Kindergartenlehrperson zur Doula und nicht zur Hebamme weitergebildet?
Mich fasziniert der Beruf Doula, seit ich in einer Zeitschrift darüber gelesen habe. Nach meiner dritten Geburt ist dann der Wunsch aufgeflammt, mich zur Doula weiterzubilden. Mittlerweile begleite ich Frauen und Paare seit einem Jahr emotional und mental vor, während und nach der Geburt. Ich finde es sehr wichtig, dass die Geburt eine positive Erfahrung ist, dass das Paar gestärkt aus der Geburt geht, dass Frauen selbstbestimmt gebären können. Die Ausbildung zur Hebamme stand für mich mit meinen drei Kindern nicht zur Wahl.
Warum sind deiner Meinung nach Doulas immer gefragter?
Es ist kein Geheimnis: Das Gesundheitswesen steht enorm unter Zeit- und Kostendruck. Darunter leidet die persönliche Betreuung. Hebammen müssen zum Teil mehrere Geburten gleichzeitig betreuen. Als Doula kann ich in der 1:1-Betreuung ganz viel bewirken - ohne Schichtwechsel! Ausserdem: Die Doula ist keine Modeerscheinung. Früher war es üblich, dass Frauen von Müttern, Schwestern oder Tanten bei der Geburt begleitet wurden.
Sind die Geburten, die du bisher begleitet hast, immer zu deiner Zufriedenheit verlaufen?
Es kommt nicht darauf an, ob ich zufrieden bin, sondern dass die Frau – wie bereits erwähnt – positiv und gestärkt aus der Geburt herausgeht. Es ist ihre Geburt, nicht meine. Ich unterstütze die Frau auf ihrem Weg. Meine Einstellung und Wünsche sind in diesem Moment nicht wichtig.
Hast Du auch schon einen Kaiserschnitt begleitet?
Ja. Eine Frau hat sich während der Geburt aus medizinischen Gründen für einen Kaiserschnitt entschieden. Meine Aufgabe war es dann, sie auf den veränderten Geburtsablauf vorzubereiten und zu begleiten. Ich unterstützte Frauen aber auch während eines geplanten Kaiserschnitts. Das ist auch eine Form der Geburt!
Wer oder was hattest Du bei deinen Geburten als mentale Unterstützung dabei?
Ich hatte bei allen Geburten dieselben Hebammen und meinen Mann dabei. Mit dem Wissen, das ich mittlerweile habe, würde ich heute aber auch eine Doula engagieren. Ihr hätte ich auch während der Schwangerschaft bei Sorgen und Ängsten schreiben können. Meine Hebammen habe ich eher bei körperlichen Beschwerden kontaktiert. Als Doula bin ich so viel mehr als eine Geburtsbegleiterin. Ich bin eine Freundin mit Fachwissen, eine Vertraute auf Zeit!
Zum Schluss noch ein paar Fakten:
Das Wort Doula stammt aus dem Altgriechischen und heisst übersetzt soviel wie Dienerin, Sklavin und Magd. Doula steht heute für eine nichtmedizinische Helferin in der Geburtshilfe. Sie unterstützt eine Frau vor, während und nach der Geburt.