Mundartlegende Natacha kehrt zurück
Natacha, du bist eine Pionierin, wenn es um Mundartrock mit weiblicher Stimme geht und nach bald 30 Jahren immer noch dabei. Was treibt dich an?
Die Freude an der Musik! Ich liebe es zu komponieren, zu texten, neue Musikwelten zu erschaffen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an einen neuen Refrain denke oder an Textzeilen «herumdöckterele» - und man glaubt es kaum: Diese Arbeit ist mir noch nie auch nur eine Sekunde verleidet.
Wie hat sich die Leidenschaft zur Musik über die Zeit hinweg verändert?
Ich verfüge mittlerweile über mehr Erfahrung. Sei es beim Komponieren oder Texten, der Studioarbeit mit Produzenten und Musikern oder beim Live Performen mit meiner umwerfenden Band. Ich fahre seltener musikalisch in eine Einbahnstrasse und denke, dass ich mittlerweile ein gesundes Selbstvertrauen habe. Nach so vielen Jahren bin ich aber immer noch offen und begeisterungsfähig für Neues ... das ist das Beste für einen Song.
Spürst du eine gewisse Dankbarkeit der Szene, dass du am Anfang ein paar Türen geöffnet hast?
«Huiii...was sölli da säge?!» Ab und zu werde ich darauf angesprochen. Vor allem von Musikjournalisten, die sich mit der Geschichte eines Künstlers und der Schweizermusik im Allgemeinen auseinandersetzen. Ich selber freue mich darüber, dass mir als Frau und Musikerin, in der damals männerdominierten Musikwelt etwas Besonderes gelungen ist. Auch das Gefühl und die Wahnsinnsfreude als erste CH-Frau mit einem Mundart Album direkt auf Platz 1 gelandet zu sein, war unglaublich! Das vergesse ich nie mehr!
Als das Album «Stärntaler» (1995) in die Läden kam, öffnete das grösste Musikgeschäft in Bern um Mitternacht die Türen. Die Strasse wurde gesperrt und die Fans stürmten den Laden. That’s Rock’n’Roll!
Welche deiner «Konkurrentinnen» hörst du selbst am liebsten?
Ich empfinde niemanden als Konkurrentin, da ich meine Songs selber schreibe. Aber ich habe Vorbilder, verehre und bewundere Frauen, die mich mit ihren Stimmen und Songs verzaubern, berühren und motiviert haben. Da gibt es ganz viele: Als ich ganz jung waren es Jane Coltrain, Betty Legler, Madonna, Tina Turner ... heute JLo, Beyoncé, Barbara Streisand, Rihanna, Taylor Swift und viele mehr.
Was rätst du jungen Frauen, die in der Musikszene Schweiz sich durchsetzen möchten?
1. Sie sollten sich am Anfang genügend Zeit lassen, um zu spüren, welchen Style Musik man selber machen möchte
2. Nie aufgeben!
Woher holst du die Inspiration für deine Lieder?
Aus meinem Leben. Es ist ein Mix aus Erfahrungen, Wünschen, Träumen und der Realität.
Würdest du heute alles nochmals genauso machen oder gibt es Dinge in deiner Karriere, die du lieber ausgelassen hättest?
Ach da gibt es sicher einige Dinge, die nicht hätten sein müssen (lacht). Aber sicher ist: Ich hätte die Kritiken am Anfang meiner Karriere, da ich die erste Frau ohne Vorwarnung in der von Männern dominierten Rockszene wie eine Bombe einschlug, nicht so Ernst zu nehmen brauchen. Heute amüsiere ich mich darüber, wenn ich daran denke. Aber damals tat es oft weh.
Am 6. März erscheint dein neues Album. Wie klingt Natacha 2020?
Genau so wie ich es mir für dieses Album erträumt habe! Pur, rockig, zärtlich, powerful – «äs isch alls drby!»
Wann bist du wieder mal live in der Region Ostschweiz zu Gast?
Die Konzerte sind in Vorbereitung und werden fortlaufend aufgeschaltet. Ich freue mich schon jetzt auf die Gigs in der Ostschweiz; wir haben viele Fans dort.
Das Video zur ersten Single «Wie sägis bloss» findet ihr hier.