In Frieden mit der Welt
Bild/Illu/Video: Lucas J. Fritz

In Frieden mit der Welt

In den Bergen, den Wäldern, an abgelegenen Seen und Ebenen finde ich zu mir selbst zurück. Diese Orte lassen mich die Hektik und Probleme des Alltags vergessen und bringen mir den ersehnten Frieden. Die Natur, damit meine ich in diesem Beitrag die Wälder, Flüsse, Seen und Berge, all jene Flecken Erde die voller Wunder, sind für mich schon seit Jahren ein Zufluchtsort vor unserer hektischen Welt.


Die ursprüngliche Natur an sich ist sehr still. Im Wald hört man nichts ausser dem Rauschen des Windes, wenn er durch die Blätter fährt, das Prasseln des Regens auf die Bäume und den Waldboden oder das Gezwitscher der Vögel. Manchmal sieht man im Wald ein Reh, einen Hirsch oder anderes Getier. Ende Sommer vielleicht einen Fuchs mit Jungtieren oder winzig kleine Eichhörnchen. Bin ich bereits eine Weile im Wald, so spüre ich den Rhythmus der Umgebung. Manche Tiere sind auf Nahrungssuche, die Vögel beruhigen mit ihrem unablässigen Gezwitscher ganz sanft mein Gemüt, dann und wann erblicke ich ein Reh, verharre an Ort und Stelle und beobachte das Tier, bis es mein Blickfeld wieder verlässt.


Im Wald finde ich meinen Frieden, eine innere Ruhe, die ich niemals in einer Stadt oder unter einer Vielzahl von Menschen finden würde. Die Bäume erinnern mich daran, wie klein und unbedeutend ich bin. Ehrfürchtig blicke ich an ihnen hoch, lausche wie sie sich im Winde bewegen, wie ihr Stamm knarrt und wie ihre Blätter rascheln. Im Wald fühle ich mich zu Hause. Die innere Ruhe, die ich im Wald finde, lädt meine Batterien auf, lässt mich meine Sorgen vergessen, diese innere Ruhe gibt mir Halt in unserer so schnelllebigen, viel zu hektischen und aus dem natürlichen, ursprünglichen Rhythmus geratenen Gesellschaft.


Ähnlich aber anders ergeht es mir in den Bergen. Die weiten, kargen Gesteinslandschaften der Schweizer Alpen machen meinen Geist und meine Seele frei. Bin ich alleine auf einem Berg wie dem Haldensteiner Calanda, und sehe nicht als Gestein und den kuppelartigen Himmel um mich herum, so verspüre ich ungeheure Ehrfurcht vor der Weite, verspüre Ehrfurcht gegenüber der Kraft, die diese Landschaften erschaffen hat. Der Blick in die Weite, die überwältigende Stille, die Zeit und Raum erfüllt, ist manchmal beängstigend. Umso befreiter fühle ich mich, habe ich diese Angst überwunden. Es ist ein atemberaubendes Gefühl sich dort hinzusetzen, zu verschnaufen und den Blick in die Weite zu richten. Ich verspüre das Glück der Weite. Auf einem Berg ganz allein zu sein und die Aussicht zu geniessen und der Seele Raum geben zu können, macht die Seele frei. Sie gibt meiner Seele den nötigen Freiraum, um zu verschnaufen. Ich vergesse augenblicklich alle Belanglosigkeiten meines Lebens, alle Probleme und Sorgen. Alles was ich in solchen Momenten wahrnehme, ist grenzenlose Glückseligkeit, tiefe innere Zufriedenheit und Ruhe. Ich fühle mich leicht in der Seele, verspüre Leichtigkeit, welche ich unter zu vielen Menschen niemals finden würde.


Am See, im Fluss oder Bach - in den naturbelassenen Gewässern der Schweiz bin ich gleichwohl zu Hause. In einem kalten Gewässer, ob fliessend oder stehend zu baden, erfrischt die Seele, stärkt das Immunsystem und verleiht dem Körper ein Gefühl von Stärke. Mit Hilfe von tiefen und regelmässigen Atemzügen ist der menschliche Körper durchaus in der Lage über Minuten, ja sogar Stunden in kaltem Wasser zu verharren. Seit über einem Jahr bade ich, wann immer möglich im Rhein. Auch im Winter wage ich mich hinein, in dieses eiskalte Nass. Meist jedoch nur für wenige Augenblicke. Krank werden will ich dann doch nicht. Vom Frühling bis in den Herbst hinein, sobald die Lufttemperatur warm genug ist, dass man nach einem Bad in kalten Wasser keine Erkältung zu befürchten hat, bleibe ich gut und gerne eine halbe Stunde im Wasser. Lasse mich von der Strömung ein Stückweit treiben, schwimme unter Anstrengung zurück zum Ufer und ruhe mich aus. In der Kälte des Wassers, werde ich mir meines Körpers bewusst. Ich fühle das Nagen der Kälte an Zehen und Fingern, an den Unterschenkeln und Armen und besonders in den Lenden und am Hals. Der Hals fühlt sich nach einem winterlichen Eisbad und ebenso im Sommer nach einigen Minuten im Wasser wie eingefroren an. Umso wichtiger ist es dann, dass ich mich schnell genug wieder aufwärme und meine Haut und Haare trockne. An nichts denke ich, wenn ich mich darauf konzentriere das kalte Wasser nicht Oberhand über mich gewinnen zu lassen.


Der Kopf schweigt und gibt dem Körper und der Seele die Möglichkeit nur zu fühlen. In tiefen Bergseen zu schwimmen, ist genauso befreiend. Hinab zu tauchen in die Tiefe des Sees, wo das Wasser mit zunehmender Tiefe immer kälter und kälter wird und zuunterst wie jedes Gewässer vier Grad kalt ist, dort zu verharren, schwebend an die Wasseroberfläche zurückzukehren und einfach zu sein. Das ist für mich Freiheit. Mit genug Sauerstoff in gesunden Lungen kann man minutenlang unter Wasser bleiben und die Stille des Nichts geniessen. Man schwebt im Wasser wie ein Vogel mit entfalteten Flügeln in der Höhe.


Schwerelos.

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