«Greatest Hits» im Soundcheck
«Andalusia» erzählt eine Geschichte von unterwegs und verbreitet positive Stimmung. So ein Track hätte sehr gut auf dem Woodstockfestival funktioniert, da er direkt zum Tanzen und Mitsingen anregt. Ein angenehmes erstes Lied, um die Band kennen zu lernen.
«Higher and higher» ist weniger verspielt, dafür umso rockiger. Ich mag den Groove des Refrains sehr, da er mich sofort mitnicken lässt. So muss klassischer Rock mit Druck nach vorne klingen.
«Celebration Song» legt eine Schippe nach und taucht tief ein in Nostalgie. Die Midtemponummer schaut nicht nur in die Jugendzeit zurück, sondern zollt der Musik dieser Jahre Tribut. Cool.
«Chicken from Chicago» klingt sehr funky und lässt einem mitwippen. Obwohl die Nummer im Jahr 2002 ursprünglich veröffentlicht wurde, könnte sie auch locker von einem Tape aus den 70ern stammen. Die Band schafft es die Magie der guten alten Rockmusik einzufangen ohne sich dabei anzubiedern oder gar kitschig zu wirken.
Die Liebe zur Materie ist auch bei «Chocolate» sofort spürbar. Die harten Jungs mit dem weichen Kern leben ihren Sound und zelebrieren dies. Schön, dass sie der nächsten Generation zeigen, wie viel drin liegt, wenn man ein Instrument erlernt und damit versucht die Welt im Sturm zu erobern. Das Stück ist ziemlich abwechslungsreich. Es erschliesst sich mir aber nicht so ganz, wieso es diesen Namen trägt…
«Be free» kommt mit einem ländlichen, fast schon dem Genre Country zugehörigen Charakter daher. Neben den lauten Liedern ist es eine angenehme etwas ruhigere Zwischennote, die sehr gut reinpasst.
«Ten years today» knallt ganz gut durch die Boxen. Eine Prise CCR trifft hier auf von The Police inspirierte Klänge und durch den eigenen Schriftzug der Formation ergibt dies eine enorm spannende und abwechslungsreiche Nummer. Cool!
Melancholisch und trotzdem angenehm rockig klingt das Duett «This is the Love», auf welchem die Bündner Musikerin Martina Linn gastiert. Die Stimmen von ihr und Martin harmonieren wunderbar zusammen und ich hoffe insgeheim, dass diese Zusammenarbeit keine einmalige Angelegenheit bleibt.
Nach der Nummer für die «Girls» folgt mit «House of Trash» eine schnelle Rocknummer, die zu begeistern vermag. Irgendwie noch ein lustiges Thema, das hier besungen wird.
«Schlaraffeland» ist wunderbar folkig und ausnahmsweise mal in Mundart gehalten. Die Ode an das Paradies funktioniert ganz gut, ist aber wahrscheinlich doch eher humoristisch gemeint.
«Never let you go» ist eine klassische Rockballade, wie sie Poison nicht schöner hätte schreiben können. Sehr herzerwärmend und vor allem in der aktuell kalten Jahreszeit ein akustischer Wärmespender, mit einer Wirkung wie ein Heizpilz.
Auf «Walking snail» zeigen die Jungs, welche Qualitäten sie als Liveband haben. Es klingt roh, druckvoll und vor allem nie belanglos. Die muss ich unbedingt mal schauen gehen, wenn die Veranstaltungen dann wieder erlaubt sind.
«Transistor Radio» erinnert mich spontan an «I believe in a Thing called Love» von The Darkness, da das tragende Riff eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des Hits hat. Das ist aber gar nicht schlimm, denn knapp vor Minute zwei nimmt das Lied eine überraschende Wendung und die Band zeigt, dass sie ein Original und nicht bloss eine Kopie von anderen Acts sind.
«When you are smiling» ist fast schon grunging, aber irgendwie doch cool. Die Lean-back-Mentalität und das leicht Unmotivierte mag ich schon, aber besser gefallen hätte es mir, wenn sie hier das Metronom etwas schneller eingestellt hätten.
Genau so gefällt mir die Band. «Rock’n’Roll I’m coming home». Oh yeah. Ich fühle jede Zeile und jeden Ton und muss sagen, dass sie hier ganz gegen den Schluss noch einen richtigen Kracher auspacken, den ich so ehrlich gesagt, nicht mehr erwartet hätte. Was für eine Hymne, die das Handwerk und die richtige Musik abfeiert. Sehr geil!
«Road Song» porträtiert das Touren und unterwegs sein. Es ist ein gelungener Soundtrack für lange Fahrten und vor meinem inneren Auge ziehen malerische Landschaften vorbei. Es hat schon was Magisches mit der eigenen Gang durch die Gegend zu ziehen und Orte zu besuchen, an denen man sonst nie gewesen wäre.
«On Again» ist ein fast schon depressiver Track. In der Strophe kommt die tolle Stimme vom Frontmann nicht wirklich zur Geltung, da er sich für meinen Geschmack zu sehr zurücknimmt. Sonst kein übler Song, aber mit über acht Minuten Laufzeit, dann doch ein wenig gar ausschweifend.
Schlussfazit:
Die Sammlung «Greatest Hits» von Last Avenue & Mild’n zeigt, wie facettenreich und frisch solide handgemachte Rockmusik made in Switzerland klingen kann. Die Jungs schaffen es einen packenden Mix aus allen möglichen Rock-Subgenres zu kreieren, der auch beim Nachwuchs Faszination für die Materie wecken könnte. Solche Formationen können Türöffner sein auf der Entdeckungsreise quer durch das Universum der lauten Töne. Man darf es mit gutem Gewissen sagen, dass wegen dem leidenschaftlichen Einsatz von eingefleischten Fans wie diesem Quartett hier die Rockmusik weiterleben darf und vielleicht irgendwann sogar mal wieder im Fokus des kollektiven Interessens steht. Schön wäre es schon, wenn Handwerk wieder populärer als Plastik wäre.