Bild/Illu/Video: Max Weiss

Erfahrungsbericht: «Jump-Rock» im Heaven in Balterswil

Als Schauli, der schon einmal erwähnte Bluesharper und passionierte Harleyfahrer mich einlädt, mich an diese Location mitzunehmen, denke ich erst, es sei eine Jamsession, aber er schreibt zurück, es handle sich um ein Musiklokal, wo es zu essen und Live-Konzerte gebe. Ich schaue kurz im Netz nach und sehe, dass eine Band dort spielt. Ich sage aufs Geratewohl zu, mit ihm und seiner Freundin Britta (neuerdings «Heugümper») dort essen zu gehen und dem Konzert zu lauschen.


Nach einer etwa halbstündigen Fahrt von St. Gallen aus, -sofern man sich nicht im Eifer des Gefechtes verfährt-, landen wir vor einem von Aussen recht gewöhnlich wirkenden Restaurant. Rund herum gibt es grosszügig Parkplätze, wo unser Fahrer seinen geliebten kleinen Fiat in Ferrari-rot parkieren kann.


Im Inneren erwartet mich die erste Überraschung: Das Heaven ist erstaunlich gross und mit Neonlichtern, Spiegeln und den verchromten Barhockern erinnert es mich an ein typisch amerikanisches Diner aus den 50er-Jahren. Ich glaube es jedenfalls, denn gesehen habe ich so etwas bisher nur an einer Autobahnraststätte in der Schweiz und in einigen Hollywoodfilmen. In der Mitte befindet sich ein Hochtisch, wo sich wahrscheinlich manche Kontakte ergeben, denn man sitzt sich auf den genannten Barhockern sehr nah gegenüber und kann fast nicht anders, als sich kennenzulernen, auch wenn man alleine kommt. Alles ist sehr sauber und stilecht.


Auf beiden Seiten sind Esstische vorhanden, die sich mit der Zeit füllen. Am meisten fasziniert mich die rund geschwungene Bar, die genanntem Stil Ausdruck verleiht. Links davon ist noch eine exklusiv eingerichtete Raucherlounge vorhanden.


Da Freddy, der Besitzer, Schauli schon länger kennt, kommt er an unseren Tisch direkt vor der Bühne und schüttelt jedem herzlich die Hand. Ich denke mir, dass auch er sehr gut da rein passt. Er sieht ein bisschen aus wie Peter Kraus und trägt ein gesticktes Country-Hemd. Keine Frage: Ein Mann der alten Schule, der auf jedes Detail Wert legt, nicht zuletzt, um sich seinen eigenen Traum zu erfüllen. Ohne zu fragen reicht er Schauli ein Spezial-Mikrofon für die Bluesharp, welches er selbst schon eingesteckt hat.


Wir essen zuerst etwas. Die Speisekarte lässt bezüglich gutbürgerlicher oder amerikanischer Küche keine Wünsche offen, die Portionen sind ansprechend gross und das zu vernünftigen Preisen. Dazu werden von der aufmerksamen Bedienung verschiedene Saucen serviert. Also mir gefällt es jetzt schon.


Da jedes Wochenende meistens zwei Bands auftreten, ist die Bühne gleich mit einer guten PA ausgestattet. Auf beiden Seiten stehen diese modernen HK Türme, unten ein Subwoofer und dann ein röhrenförmiger Hochtöner oben drauf, damit der Sound überall gleichmässig verteilt wird. Auch die Monitore am Boden sind von Top-Qualität und mir wird verraten, dass hier der Chef meistens selbst am Mischpult steht.


Soweit ich dem Programm entnehme, stehen, Blues-, Rock- und Country-Acts auf dem Programm. Heute performt eine Band, die Blues-Rock Covers von Jimi Hendrix, über Walter Trout bis Prince spielt.

Sogar Schaulis Sohn, Yves, ein ruhiger Riese, ist mittlerweile noch eingetroffen.


Das etwas gesetztere, aber gut durchmischte Publikum hat sich mittlerweile gefüllt, wie auch unsere Bäuche.

Wir sitzen direkt rechts vor der Bühne, wo auch eine Klimaanlage ist, falls es zu heiss werden sollte.


Die Band spielt auf hohem Niveau. An der Gitarre singt Stefan Ubezio, welcher vielleicht ein bisschen wie der junge Frank Zappa aussieht, jedoch ohne schwarzen Schnurrbart. Obwohl sie sehr gut performen, ist der Applaus anfäglich etwas verhalten, aber immer ehrlich da. Direkt vor mir steht Machete am Bass. Jedenfalls sieht Bruno Telli ein bisschen so aus, wie der Schauspieler Danny Trejo. Ziemlich unaufgeregt legen er und Martin Fässler am Schlagzeug den Boden. Das Trio füllt den Raum, es gefällt, auch wenn es vielleicht für diese Art Musik ein bisschen mehr Extase seitens des Publikums wie auch mehr Animation der Band benötigen würde, um das Konzert richtig explodieren zu lassen, was aber an einem Platz wie diesem eventuell nicht einmal nötig ist.


Ich staune, wie fantastisch der gesamte Mix und die PA ist, denn nicht einmal direkt vor der Bühne ist es zu laut, sondern immer angenehm.

Zwischendurch wird Schauli unter grossem Applaus auf die Bühne gerufen, der mitsolieren darf.


Er zahlt die Kollekte nachher gleich für den ganzen Tisch, dankenswerterweise. Der Eintritt an sich war frei.

Eine Besonderheit dieser Bühne habe ich noch zu erwähnen vergessen: Jeder Event wird live gestreamt und kann auch im Nachhinein für eine Weile im Internet auf der Homepage angesehen werden. Auf der Facebookseite des Lokals findet man auch das hier beschriebene Konzert. (Siehe Links unten.) 


Kein Wunder, sei die Liste der Bands bis 2024 ausgebucht, bei so einem tollen Service.

Aus verschiedenen Gründen, die weder mit der Band noch etwas mit dem Lokal zu tun haben, machen wir uns auf den Heimweg.

Zu Hause höre ich mir in aller Ruhe noch das zweite Set an, und kann guten Gewissens sowohl die Band als auch die Location empfehlen, – ein Ort, der wie viele seit den unverhältnismässigen Massnahmen noch an Coronafolgen leidet, wie mir Freddy beim Abschied verrät. Es braucht viel Zeit, um so ein Konzertlokal inklusive Stammpublikum aufzubauen, und ich bewundere den eisernen Durchhaltewillen nach und während diesen wirren Zeiten. Es braucht solche Lokale mehr denn je, und sie haben jede Unterstützung mehr als verdient. Ich werde auf jeden Fall wieder einmal dort aufkreuzen.


Das Konzert:

https://www.facebook.com/HeavenClub.official/videos/3918660141590888

Die Band:

www.jump-rock.ch

Die Location:

https://heaven-music-club.business.site/

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