«Stadtfuchs» von Ricky E$PO im Soundcheck
1 Xenon
Der Track beginnt mit einem richtig «dopen» E-Piano Loop, leisen Stimmen, die etwas von Füchsen erzählen, eine recht jung klingende Stimme rappt zu einem langsamen
R'n'B - Beat, der vor allem durch herausragende Subbässe auffällt.
Die Stimme im Refrain ist trendy mit Autotune aufgemöbelt und es geht darum, was man in der Nacht macht.
Der Sprechgesang flowt gut und enthält zwischendurch
rhythmische Variationen. Der Akzent der Mundart ist schwer einzuordnen, hat
vielleicht etwas vom Slang von Lo&Leduc, aber ich kann mich auch irren. Später
fällt mir auf, dass das schöne «R» schon sehr nach Graubünden klingt, es könnte
aber auch einfach Tsürislang sein.
2 Innercity
Diese Nummer beginnt mit einem einfachen Waterpiano-Loop. Der Beat zappelt fett und trip-hoppig herum, die Hi-Hats und Kicks sind häufig auf 64tel gesetzt, was dieses Klapperschlangen Geräusch erzeugt.
Die Stimme, auch wieder mit Autotune und zum Teil fettem Chorus aufgemotzt kommt hier lauter als vorher herüber, ist an ein paar Stellen meiner bescheidenen Meinung nach nicht sehr genau auf den Punkt gesetzt. Ich muss gestehen: Ich habe Mühe, den Text auf Anhieb zu verstehen, aber die Texte kann man ja sicher dann im Büchlein nachlesen. Es geht um «Innercity Stress».
3 T1M3
Eine sehr bekannte Akkordfolge eröffnet den nächsten Song, die zum Beispiel von «Aisha» stammen könnte. Die Stimme setzt gleich mit dem Chorus ein. Sie ist mit einem sehr starke Autotune verfremdet und Phaser fliegen hin und her. Es geht um Bar, Sternenhimmel, und «ich weiss nicht recht». Die hochgepitchte Stimme in den Delays klingt noch lustig. Die Sätze werden immer wiederholt. Dope und Drill.
4 No Sleep
Hier im Song geht es um Schlafmangel, halb englisch und halb Deutsch gesungen, der Chorus wird eigentlich bis zum Schluss wiederholt. Das Spiel mit dem Autotune und den gepitchten Chören ist recht aufwändig gestaltet. Die Subbässe und die Kicks pumpen gewaltig. Zum ersten Mal assoziiere ich zu diesem Song diese Hustensirupdrogen, welche ja in jungen Rap-Kreisen in seien, von welchen man manchmal liest. Mein ehrlicher Tipp: Finger weg von dem Schmarren, Kinder. Mit Herzinfarkt, wie es im Song vorkommt, ist nicht zu spassen und mit Atemlähmungen auch nicht.
(PS: Ja nicht falsch verstehen, wenn ich schreibe, dass mir das assoziativ in den Sinn kommt, hat das überhaupt nichts damit zu tun, dass ich das hier jemandem unterstelle...)
5 Sahara
Im Duett mit einer anderen Stimme, diesmal in perfektem Hochdeutsch geht es um Saharastaub, Frauen und Drugs, von dem sie nie genug kriegen. Drill. Das Ganze wird untermalt mit einem African-Fingerharp Loop, so klingt es jedenfalls, und erneut fetten Bässen.
6 Stadtfuchs
Aha, hier geht um Zürich, um das dribbeln durch die Stadt, um die Probleme des jungen Mannes. Gegen Schluss ist noch ein schöner Piano-Triller eingebaut.
Fazit:
Ich bin eindeutig zu alt, um diese Szene in ihrer
Gänze zu verstehen, hatte aber immer wieder mit ihr zu tun. Das ganze Album ist
in ziemlich ähnlichem Stil gehalten, die Bässe Fett, die Sprache direkt,
allerdings für meine Bedürfnisse zu wenig klar artikuliert, um sie auf Anhieb
zu begreifen. Insgesamt fühlt sich das Album für mich melancholisch, teilweise
fast gefühlskalt nach No Future und Hustensirup an, zeichnet aber wohl ein
exaktes Stimmungsbild von gewissen düsteren Locations auf. Produziert ist es
ganz ordentlich und nach einer durchzechten Nacht und zugedröhntem Kopf passt
der Sound wohl perfekt. Durch die vielen Wiederholungen kann man nach ein paar
Runden wahrscheinlich sogar mitrappen.
Die Beats wurden produziert von Cincengo, Heinrich und Ricky selber.