Eine Raststätte, die nie zur Ruhe kommt
In der Nacht auf Freitag, den 7.Januar 2022, um 1.45 Uhr, brannte auf dem Parkplatz der Raststätte am Walensee ein Auto. Um diesen Personenwagen handelt es sich vermutlich um den Volvo des Besitzers, welcher schon seit über zwei Jahren ähnlich wie die Raststätte selber vor sich hingammelt. Dass der Platz am Seeufer regelmässig von Randalierern und Schaulustigen besucht wird, ist allseits bekannt. Bereits im vorherigen Jahr, genauer gesagt am 22.Mai 2021 fing es im Inneren der Liegenschaft aus unerklärlichen Gründen an zu brennen. Damals stürzten sich die Medien in der Ostschweiz auf den Besitzer Heinz Moravcik der Restwal GmbH, der wenige Tage zuvor bekannt gegeben hatte, dass er die Raststätte ihrem Schicksal überlasse und zu alt sei, um mit dem ASTRA die Klingen zu kreuzen.
Faszination Geister-Raststätte
Der Raststätte am Walensee löst sich bald von selber auf. Der rätselhafte Komplex, welcher seit 20 Jahren geschlossen ist, modert immer weiter vor sich hin und zählt doch immer noch zu den meist diskutierten Raststätten überhaupt. Schweizweit sorgt das gruselige Geisterhaus immer wieder für neuen Diskussionsstoff und auch ich hege eine gewisse Faszination für das mystischen Gebäude. Ich war im Sommer 2021 gleich drei Mal vor Ort, wollte wissen, wie es in der Raststätte drinnen eigentlich aussieht. Die Bilder aus dem Inneren präsentieren ein Bild, welches von aussen nur erahnen kann. Ich habe mich intensiv mit dem Thema Geister-Raststätte auseinandergesetzt und habe aus diesem Grund auch immer wieder das Internet bezüglich Neuigkeiten durchforscht.
Sex, Vandalismus und Schimmel
Vor 30 Jahren bot die legendäre Raststätte noch «Poulet im Chörbli» in allen Variationen an, heute liegen Schutt und Scherben in jeder Ecke und der Keller steht komplett unter Wasser. Es stinkt, die Wände sind schwarz und komplett vom Schimmel zerfressen. Viel zu retten gibt es bei der Schimmelbude am Walensee wohl kaum. Dort, wo man sich früher noch regelmässig zur Kaffeepause traf, ist heute ein Treffpunkt für Gravity – Künstler, Vandalen und Schaulustige entstanden. Ein Riesenchaos haben diese angerichtet, hier ist wirklich kein Stein auf dem anderen geblieben. Pikant, aber auch irgendwie erschreckend: Die Schimmelbude ist auch ein beliebter Sextreffpunkt geworden. In den oberen Wohnungen liegen nicht nur Pornohefter, sondern auch diverse gebrauchte Kondome einfach so auf dem Boden herum. Fast alle Scheiben des Gebäudes sind komplett zerschlagen und auch vor den Dachscheiben machten die Vandalen keinen Halt. Bei der Geisterraststätte am Walensee regnet es drum oben rein, was den Gestank intensiviert und perfekten Nährboden für den Schimmel bietet. Als ob dies nicht schon genug wäre, erwartet einem in jedem der Zimmer eine neue, eklige Überraschung. Durch die vielen modrigen Gerüche fällt einem das Atmen schwer und man sollte nicht vergessen, dass das Betreten des Gebäudes auch gewisse Risiken mit sich bringt. Ein solch starker Schimmelbelag kann zu schwerwiegenden, gesundheitlichen Folge führen. Die Liegenschaft ist komplett sich selbst überlassen und trotzdem kommt sie nicht zur Ruhe. Täglich treffen sich Personen in der Schimmelbude und jedes Mal, wenn ich vor Ort war, gab es wieder Veränderungen. Es scheint also fast ein wenig so, dass trotz der Stilllegung der Raststätte, diese irgendwie nie so richtig zur Ruhe kommt.
Wie bereits oben erwähnt, habe ich mich im vergangenen Sommer intensiv mit dem Thema beschäftigt. Zu meiner Recherche gehörte auch ein Interview mit Jérôme Jacky vom ASTRA, welches ich euch nicht vorenthalten möchte.
Wenn man Beispiel nach dem Tunnel auf 60 km/h begrenzen würde, wäre eine Wegfahrt sicherlich kein Problem. Wurde das als Option geprüft?
Geschwindigkeiten unter 80km/h sind auf Autobahnen in der Schweiz grundsätzlich nicht vorgesehen. Dies gilt auch für die Autobahn A3 im Raum der ehemaligen Raststätte Walensee. Eine solche Geschwindigkeitsreduktion wäre unverhältnismässig und zudem dem Verkehrsfluss hinderlich. Weiter würde eine solche Geschwindigkeitsreduktion unnötige Bremsaktionen notwendig machen, was die Verkehrssicherheit einschränken würde.
Wenn eine Eingliederung in den Strassenverkehr zu kurz ist, um auf 80 km/h zu beschleunigen, warum hat man dann erst 2017 die Einfahrt zur Raststätte geschlossen und nicht schon viel früher?
Seit dem Bau und Inbetriebnahme der A3 haben sich die Sicherheitsanforderungen an die Strasseninfrastruktur geändert – und damit auch die für die Infrastruktur geltenden Normen. Da die Zu- und Wegfahrt aber auch die Infrastruktur des Parkplatzes die geltenden Normen nicht mehr erfüllen und eine Anpassung nicht möglich ist, hat das ASTRA die Schliessung des Parkplatzes beschlossen. Dieser Entscheid des ASTRA ist dabei keinesfalls einzigartig. Auch andere Einfahrten mussten aus demselben Grund geschlossen werden: Das ASTRA hat beispielsweise die Einfahrt Zürich-Aubrugg («Hosenbein») 2019 geschlossen, da sie ebenfalls nicht mehr den heute gültigen Sicherheitsanforderungen entsprach. Auch bei dieser Einfahrt war eine bauliche Anpassung nicht umsetzbar.
Der Liegenschaft Besitzer Herr Heinz Peter Moravcik der Restwal GmbH, erklärt gegenüber dem SRF, dass er mit seinem Kleinwagen, mit seinem Smart ohne Problem auf 80 km/h beschleunigen. Was sagen Sie dazu?
Wie ausgeführt, hängt die Schliessung des Rastplatzes damit zusammen, dass dessen Zu- und Wegfahrt nicht mehr die geltenden Sicherheitsanforderungen erfüllen und eine bauliche Anpassung nicht möglich ist. Zudem ist zu erwähnen, dass die Erschliessung der Liegenschaft über die Autobahn nicht erlaubt ist: Das Bundesgesetz über die Nationalstrassen verbietet den seitlichen Zugang zu den Nationalstrassen.
Was für einen Umbau sollte gemacht werden, dass in Zukunft eine Zufahrt wieder möglich wäre, und warum arbeitet man nicht daran, um eine Lösung realisieren zu können?
Eine normgerechte Verlängerung des Beschleunigungsstreifens ist aufgrund des nahen Tunnelportals nicht möglich, sodass eine Wiedereröffnung des Parkplatzes für das ASTRA keine Option darstellt.