Die Wichtigkeit der Selbstliebe
Bild/Illu/Video: Stefan Schwarz

Die Wichtigkeit der Selbstliebe

Zuallererst möchte ich allen die Angst nehmen, dass man «zu selbstbewusst» sein kann oder ein Selbstwertgefühl jemals «zu hoch» sein kann.


Diese Menschen, die man dabei meistens fälschlicherweise im Kopf hat, sind nicht selbstbewusst im Sinne von einem guten Selbstwertgefühl, sondern sie sind arrogant und eingebildet. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: arrogante und eingebildete Menschen haben kein gutes Selbstwertgefühl. Sie versuchen ihre Unsicherheit und ihre persönlichen Mängel zu überspielen, indem sie sich «aufplustern» und sich selbstsicher geben. Sie wollen von ihrer Umgebung ständig bestätigt bekommen, dass sie toll sind.


Im Gegensatz dazu haben es Menschen, die sich selbst annehmen können wie sie sind und sich selbst mögen, überhaupt nicht nötig sich vor anderen zu beweisen. Ihnen reicht es vollkommen, dass sie ihren eigenen Massstäben genügen und sich wohl mit sich selbst fühlen. Sie prahlen nicht damit, was sie schon alles erreicht haben oder wie toll sie aussehen. Sie wissen tief in ihrem Innern, was sie können und was nicht. Und das reicht ihnen.


Leider haben die meisten Menschen eher einen niedrigen Selbstwert, der ihnen das Leben unnötig schwer macht. Woran liegt das?


Bei den allermeisten Menschen fängt das schon mit ihrer Erziehung an. Und damit meine ich nicht, dass man dafür zwingend geschlagen oder in einen finsteren Keller gesperrt worden sein muss. Es sind meistens Kleinigkeiten, die wir erfahren, gesagt bekommen oder erleben müssen, die unseren Selbstwert (der bei Babys noch einwandfrei gut ist) im Laufe der Zeit Stück für Stück dezimieren. Von den Eltern häufig geschimpft zu werden, nichts zugetraut zu bekommen, nicht richtig wahrgenommen oder gehört zu werden, kann das, was wir über uns selbst denken, stark zum Negativen beeinflussen. Weiter geht es dann meist in der Schule, die auf Wettbewerb und Vergleich ausgelegt ist. Auch das kann uns das Gefühl geben einfach nicht gut genug zu sein wie wir sind.


Da in unserer Gesellschaft viel Wert darauf gelegt wird, was andere über uns denken, und dem was wir über uns selbst denken überhaupt keine Beachtung geschenkt wird, werden wir darin bestärkt uns ständig nach Aussen gerichtet zu agieren. Das führt dazu, dass wir uns mehr und mehr von uns selbst entfernen. Statt uns zu fragen «was möchte ich?» fragen wir «was erwarten die anderen?» Wenn wir dann diesen vermeintlichen Ansprüchen der anderen nicht genügen, fühlen wir uns minderwertig. Dies schleppen wir oft unser ganzes Leben mit uns herum und sind uns dessen oft nicht einmal bewusst.


Wie ich eingangs schon erwähnt habe ist das flächendeckende mangelnde Selbstwertgefühl nicht nur ein persönliches Problem für die Betroffenen, sondern auch ein gesellschaftliches.


Wenn wir uns nämlich selbst nicht aufrichtig akzeptieren und mögen, ist es auch nicht möglich andere so zu akzeptieren und zu mögen wie sie sind. Dies führt wieder zu Bewertungen, Missgunst, Neid, Unverständnis und Ausgrenzung.


Wenn also jeder etwas an sich arbeiten würde und lernen würde sich selbst zu lieben, wäre es nicht mehr möglich andere zu verurteilen. Was für eine wunderbare Gesellschaft könnten wir dann sein? Und das Beste daran: du musst nicht verzweifelt versuchen alle anderen zu ändern. Du kannst bei dir bleiben und an dir selbst arbeiten, um einen wichtigen Beitrag zu leisten.


Doch meiner Erfahrung nach wissen die meisten gar nicht wie es um ihren Selbstwert bestimmt ist. Daher möchte ich euch ein paar Anhaltspunkte mitgeben.


Woran erkenne ich einen niedrigen Selbstwert?

• Du sagst häufiger «Bin ich blöd», «Ich Trottel» oder Ähnliches zu dir selbst

• Wenn jemand, der dir nahe steht, etwas von dir möchte, machst du es, egal, ob du wirklich Zeit und Lust hast

• Was andere über dich sagen oder denken, hat einen hohen Stellenwert bei dir

• Es fällt dir schwer Entscheidungen zu treffen

• Du leistest dir schöne Dinge, nicht um dich zu belohnen oder dir etwas Gutes zu tun, sondern weil es cool aussieht

• Wenn du Bilder im Fernsehen, auf Social Media oder Zeitschriften von schönen Menschen siehst, fühlst du dich selbst unattraktiver als je zuvor

• Du hältst dich oft zurück, da andere es ja sowieso besser können, erfahrener sind, schlauer sind, etc.

• Du hast das Gefühl dich ständig beweisen zu müssen

• Du rechtfertigst und erklärst dich häufig

• Deine Beziehungen laufen oft so, dass du mehr investierst als der andere oder du immer nachgibst

• Du lässt dir viel von deinen Mitmenschen gefallen (übergriffiges Verhalten, Herumkommandieren, andere sagen dir was du tun und lassen sollst)

Diese Liste ist individuell erweiterbar, aber ich denke, ihr wisst in welche Richtung es geht.


Was kann man gegen ein niedriges Selbstwertgefühl tun? Oft hilft es schon zu erkennen, dass man sich selbst immer hinten anstellt. Und dann beginnt man damit sich selbst ernst zu nehmen. Zu überlegen, was man selbst eigentlich möchte wie man persönlich über gewisse Vorfälle denkt, was einem wichtig ist.


Beschäftige dich täglich ein paar Minuten, gerne auch länger, mit dir selbst. Tue dir etwas Gutes, trinke deinen Kaffee oder Tee in Ruhe und ohne Ablenkung und versuche dich selbst besser kennen zu lernen. Denn eins ist sicher: die Menschen in deinem Umfeld werden nicht immer in deinem Leben sein. Du selbst verbringst aber dein komplettes Leben mit dir selbst.

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