Jenny Schwarz und das Lösungsdenken
Jenny Schwarz hat schon als Kind gemerkt, dass sie gerne anderen hilft. Doch durch den Umstand, dass dies nie wirklich gefordert worden sei, landete sie in der Verwaltung einer grossen Bundesbehörde. Dort habe sie dann schnell gemerkt, dass sie nicht am richtigen Ort war. «Die Arbeit war viel zu unpersönlich und meine Möglichkeiten wirklich irgendjemanden zu helfen eingeschränkt.» Daher fasste sie den Entschluss sich mehr auf Menschen als auf Zahlen und Statistiken zu fokussieren und übte erstmals im privaten Bereich. «Nach meiner Episode im Personalbereich der Behörde habe ich den Menschen geholfen, die mich am meisten brauchen: meinen drei Töchtern. Erst als diese grösser waren, habe ich mich auf Paar- und Familienberatung spezialisiert und nebenbei in einer Psychiatrie gejobbt, um noch mehr Erfahrungen auch in diesem Bereich zu sammeln. Als ich dann im Oktober 2019 bereit war 150 Prozent in meine Praxis zu stecken, konnte ich den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Das ist sehr zeitintensiv und daher wollte ich, dass meine Kinder gross genug sind, um mich mit anderen Menschen und meiner Praxis zu teilen.»
Alles im Gleichgewicht
Da Jenny Schwarz ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, bringt sie Familie und Arbeit auch locker unter einen Hut. Mit einer soliden Planung funktioniere dies sehr gut. «Ich stehe morgens auf, trinke zuallererst in Ruhe meinen Tee, tue das Nötigste in meinem 5-Personenhaushalt, verabschiede meine Kinder und empfange ab 8:30 Uhr meine ersten Klienten. Um die Mittagszeit bin ich zu Hause und für das Mittagessen zuständig. Danach arbeite ich meist von 13:30 Uhr bis 19:00 Uhr. Den Mittwochnachmittag versuche ich mir wegen meiner 11-jährigen Tochter frei zu halten.» Doch damit ihr Zeitmanagement immer aufgehe, brauche es schon auch die Unterstützung ihrer Familie, die ihr den Rücken stärke, wie die Paartherapeutin erklärt, die auch als Kolumnistin beim Onlinemagazin Qultur ihr Wissen weitergibt. «Die Kolumnen schreibe ich oft zwischen zwei Klienten. Meine Familie packt mehr mit an und demnächst wird eine Putzfrau engagiert.», erklärt Schwarz lächelnd. Mit ihrem Mann plane sie ausserdem bewusst freie Abende ein.
Brennpunkt Familie
Als Paartherapeutin versuche sie immer experimentierfreudig und offen für neue Theraphievarianten zu bleiben. Aktuell habe es ihr die RTT – Rapid Transformational Thearapy oder auf Deutsch Schnelle Veränderungstherapie angetan. «Dies ist eine Kombination aus Hypnose- und Psychotherapie. Ich habe sie von der britischen Therapeutin Marisa Peer gelernt. Es ist unglaublich bereichernd, die Erfolge meiner Klienten und Klientinnen miterleben zu dürfen.» Dass sich viele Paare eine Veränderung wünschen, habe die Pandemie aufgezeigt. Durch die eingeschränkten Möglichkeiten sich auch ausserhalb der Familie bewegen zu können, hätten Paare nicht viel Ablenkung gehabt, wie Schwarz sagt. «Probleme, die schon immer da waren werden jetzt offensichtlicher und neue entstehen.» Die Pandemie habe nicht nur den Erwachsenen neue Sorgen erschaffen, auch die Kinder seien im Schullockdown auf Eigeninitiative und Eigenmotivation angewiesen gewesen. «Dies ist nicht für alle gleich leicht. Mütter stiessen oft an ihre Grenzen, da sie Hilfslehrerin, Homeoffice-Angestellte und Entertainerin in einem waren. Familien, bei denen ein grosses Agressionspotenzial herrscht waren gefährliche Hotspots für Frauen und Kinder.»
Aktiv gegen Mobbing
Als Therapeutin bekommt Jenny Schwarz vieles mit, was sich hinter geschlossenen Türen abspielt. Sie habe da ihre eigene Taktik, wenn sie Probleme der Kunden beschäftigen. «Ich komme ganz schnell von dem Problemdenken zum Lösungs- beziehungsweise Heilungsdenken. Ich weiss, wenn jemand die Kraft und die Einsicht hat, Hilfe anzunehmen, kann er von seinen Problemen weg kommen und das stimmt mich zuversichtlich.» Dieses Lösungsorientiertes Denken setzt sie nun auch ein, um Menschen mit Mobbingerfahrungen zu helfen. «Ich habe die Weiterbildung zum RTT-Therpeuten gemacht, um Menschen mit Mobbingerfahrung zu helfen. Ich sehe tagtäglich im privaten und beruflichen Umfeld, was Mobbing mit den Opfern macht.» Leider werde viel zu oft weggeschaut und darauf gehofft, dass man selber nicht drankomme. Jenny Schwarz hat es sich zum Ziel gesetzt Menschen zu stärken, damit sie nicht ihr ganzes Leben lang leiden müssen. «Diese psychischen Verletzungen sind schlimmer, als man sich das vorstellen kann und hinterlassen Spuren.» Das gesellschaftliche Problem sei aber nicht nur ein Jugend- oder Kinderthema, sondern beeinflusse auch das Umfeld. «Auch die Eltern von gemobbten Kindern brauchen dringend Unterstützung. Ich gebe Ihnen Hilfestellung im Umgang mit ihren Kindern und den direkt Betroffenen, helfe ich wieder Selbstvertrauen zu gewinnen und sich zu wehren.» Sie dürfe inzwischen bereits einigen Betroffenen helfen, würde dies aber gerne noch zusätzlich ausweiten und irgendwann ein grosses Zentrum für Mobbingbetroffene eröffnen, welches auch in der Gesellschaft für ein Umdenken sorgen soll.