Die Oper im Kino Apollo neu erleben
Ich komme in den Kinosaal und höre leise die Geräuschkulisse – als sei ich live vor Ort. Das Orchester spielt sich ein. Gezeigt wird eine Weltpremiere: «Die Cellistin».
Die Kamera führt mich hinter die Kulisse, wo zwei charmante Damen Künstler und Verantwortliche interviewen und noch wichtiger, uns in die Geschichte einführen. Erzählt wird das Leben der Cellistin Jacqueline du Pré (1945-1987). Eine der Grössten aller Zeiten.
Choreographiert wird diese Inszenierung von Cathy Marston, eine Frau mit Berner Vergangenheit. Und eines darf ich bereits vorweg verraten: Sie macht das grossartig, sinnlich und modern: Grosses Kino!
In der Einführung sieht man wie Jacqueline du Pré am Cello spielt, nein, sie tanzt. Kein Wunder wurde Sie zur Berühmtheit, mit ihrer Musik, mit Ihren langen blonden Haaren und ihren grossen Bewegungen, eins mit ihrem Instrument dem Cello. Spätestens nach Ihrer Performance bei «The Proms» (eines der grössten Events im Englischen Königreich inszeniert durch die BBC) im Jahre 1963 wurde Sie zum Star der klassischen Musikszene, so kehrte sie bis 1969 jedes Jahr zurück, um an diesem Festival zu spielen. 1965 nahm sie für EMI, das «Elgar Concerto» auf. Die Aufnahme mit dem London Symphony Orchester und Sir John Barbirolli brachte ihr internationale Anerkennung und Ruhm ein.
Das Glück war perfekt als sie den Stardirigent Daniel Barenboim heiratete. Ein ausgefülltes Leben - bis zum Zeitpunkt als Sie an Multiple Sklerose erkrankte und Ihre Karriere bereits mit 28 Jahren beenden musste. Sie verstarb mit nur 45 Jahren.
Für mich einer der Höhepunkte: Die erste Begegnung zwischen ihr und Daniel Barenboim. Tänzer/Innen als Orchester, wandelnd vom Musiker zum Instrument und wieder zurück, mittendrin die Cellistin und vorne ein tanzgewaltiger Dirigent. Da blieb mir schlicht der Atem weg.
Diese Geschichte zu inszenieren: Tänzerisch und musikalisch zu interpretieren, war eine Herausforderung, die alle bravurös gemeistert haben. Eine echte Augenweide und Inspiration. Die Idee den Tänzer als Cello darzustellen, fantastisch. Ich konnte erahnen wie innig die Beziehung zwischen der Musikerin und ihrem Instrument war.
Mein Fazit als Laie: Es war ein emotionaler Abend mit Blick in eine Welt, in die man nicht jeden Tag hinein sieht. Die Akustik im Kino fühlte sich sehr angenehm an und das Ambiente des Royal Opera House wurde imposant über die Leinwand transportiert. Eigentlich ein Muss für alle Bündnerinnen und Bündner, die an Theater und Tanz interessiert sind und gerne über den Horizont blicken.