Ein Leben ohne Internet Teil 1
Bild/Illu/Video: Marcus Duff / Cascadas communication

Ein Leben ohne Internet Teil 1

Push Nachrichten auf dem Handy, Schlagzeilen lesen nach dem Abmelden der E-Mail-Adresse, Youtube, Instagram- riesengrosse Ablenker vom echten Leben. Ständig auf dem neusten Stand der Dinge zu sein ist anstrengend. Unbewusst vergleicht man sich mit andern oder stellt sich und andere in seinem Umfeld unter Druck. Ich möchte das nicht mehr. Also starte ich ein Experiment. Wie ist es? So ein Leben ohne Internet?

Ich male mir aus, dass ich mich bestimmt besser auf die kleinen Dinge im Alltag fokussieren kann. Nicht mehr so abgelenkt zu sein, mein grösster Wunsch. Wieder besser zuhören können. Im Jetzt sein. Nicht mehr ständig Gedanken wälzen, was ich noch nachlesen wollte. Und zu guter Letzt: nicht ständig und überall erreichbar sein.

Ob sich meine Wunschvorstellung in die Realität umsetzt, bleibt abzuwarten.


Dieser Artikel wird also erst dann abgeschickt, wenn meine Testwoche vorüber ist.


Ich starte mittwochs. Punkt zwölf Uhr stelle ich mobile Daten und WLAN auf dem Bildschirm aus. Vorher habe ich noch meine engsten Verwandten und Freunde über mein Experiment orientiert. Im WhatsApp Status hinterlasse ich eine Meldung: Offline! Nur telefonisch erreichbar.


Wie ein kleines Kind freue ich mich auf diese Auszeit! Ein kleines Stück Einsiedlerleben. Nicht zu wissen, was in der Welt grausames vor sich geht, Friede Freude Eierkuchen, hurra!

Kurz nach dem Start hätte ich das Internet schon gebrauchen können; Fahrplan. Glücklicherweise hatte meine Mutti, bei der ich gerade zu Besuch war, einen analogen, zum Anfassen bereiten Poschti-Fahrplan in der Küche liegen. Problem gelöst. Prima.

Am ersten Tag vermisste ich das online-Dasein nicht. Ab und an erinnerte ich mich daran, wieder mal meine Nachrichten zu checken, und dann übermannte die Freude, es nicht tun zu müssen.


Müssen, tun wir alle nichts. Niemand zwingt uns, das Internet zu benutzen. Aber wenn man es nicht tut, schwimmt man sogleich gegen den Strom. Man erntet vielleicht verdutzte Blicke. Doch auch wenn man den Strom verlässt, gibt es da sicherlich einen kleinen Nebenfluss mit anderen Menschen, die nicht surfen. Nur weiss niemand davon.

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