Der Samiklaus zu Gast in Vättis
Kurz nach neun Uhr am Sonntagmorgen begrüsste Seelsorger Markus Beat Frei im verschneiten Vättis zum Gottesdienst. Dieser war nicht nur wegen den Masken, dem Desinfektionsmittel und den Abständen speziell, sondern auch weil sich ein besonderer Gast angekündigt hatte. Der Heilige Nikolaus von Myra schaute vorbei und verteilte dabei nicht nur Mandarinen und Biberli an die Kinder, sondern räumte auch noch einige Missverständnisse aus.
Ein Bischof im Kreuzverhör
Der Gottesdienst, welcher musikalisch vom Organisten Josef Birchmeier und der Querflötistin Daniela Sulser umrahmt wurde, bekam durch das Mitwirken vom Samiklaus und Schmutzli eine zusätzliche Tiefe. Frei lud den Mann mit den vielen unterschiedlichen Namen zum Interview ein, welches zu einem Höhepunkt des Gottesdienstes wurde. Der St. Nikolaus erklärte im Gespräch mit dem Seelsorger, dass er noch nie ein Kind bestraft habe. Er handle stets nach dem Vorbild von Jesus Christus, teile seine Sachen gerne mit den Menschen und beschenke sie. Was er aber hin und wieder mache, sei eine Ermahnung auszusprechen. Da er selber ja ein Bischof sei, erkläre sich der Bischofsstab und seine Bekleidung fast von selbst und eine Glocke habe er immer dabei, damit die Menschen ihn hören können, wenn er auf dem Weg zu ihnen sei.
Nicht zu verwechseln mit dem Santa Klaus
Früher in der Schule habe er immer gerne Fächer besucht, bei denen man kreativ sein durfte. Auch wenn er als Bischof seinen Bund mit Gott durch die Priesterweihe geschlossen habe, fühle er sich nie einsam. Wir alle seien Brüder und Schwestern von Jesus Christus und deshalb sei er definitiv nie allein. Er sei nicht von gestern, erklärte der Samiklaus (Peter Signer) den Anwesenden. Natürlich besitze er auch ein Handy, doch vieles bekomme er mit, bevor dieses läute. Bei der Frage von Frei, ob der Geistliche lieber seinen Esel oder Rentiere habe, musste er dann doch kurz intervenieren. Er sei nicht der Santa vom Nordpol. Dieser entspringe der Phantasiewelt, denn Rentiere können ja nicht wirklich fliegen.
Konsumkritik vom Nikolaus
Er freue sich, dass sein Namenstag jedes Jahr am 6. Dezember auf der ganzen Welt gefeiert werde. Was ihn nicht so begeistere, sei der Umstand, dass die Einkaufsläden jedes Jahr im Herbst bereits Weihnachtssachen verkaufen. So werde nämlich die Wartezeit auf Weihnachten künstlich verlängert, was ihm sehr widerstrebe. Man singe ja auch nicht jetzt schon «Happy Birthday», wenn jemand im Sommer erst Geburtstag habe. In der darauf folgenden Nikolausgeschichte erläuterte St. Nikolaus gemeinsam mit Markus Beat Frei weiter, wie sie zur Kommerzialisierung der Figur stehen. Beim Nikolaus gehe es nicht darum, für ein Geschäft zu werben, sondern um den Gedanken Menschen in einer Notsituation zu helfen. Er freue sich schon, dass er viele Nachahmer finde. Wenn sie angezogen seien wie er, dann sollten sie jetzt aber zu alten, armen, einsamen, kranken oder obdachlosen Menschen gehen. Dies taten die anderen Kläuse in der Geschichte aber nicht. Aus diesem Grund habe sich der heilige Nikolaus dazu entschieden alleine Kinder und Menschen in Not zu besuchen. Es war eine aufrüttelnde Geschichte, welche die Beiden erzählten, denn in einer Welt die vom Kapitalismus regiert wird, scheint das gegenseitige Helfen und Unterstützen leider zur Ausnahme geworden zu sein. Doch ganz alle Hoffnung scheint doch noch nicht verloren zu sein. Denn als ich mit meinem Auto am Strassenrand im Schnee stecken blieb, hielten gleich drei Autos und auch ein Postauto an. Die zuvorkommenden Personen, allesamt aus Vättis, zeigten, dass im Dorf noch aufeinander geschaut und das Miteinander gelebt wird. Eben ganz im Sinne vom Heiligen Nikolaus von Myra.