Es weihnachtet sehr
Jedenfalls scheint COVID19 dem diesjährigen Weihnachtsfest momentan nichts anzuhaben. Es wird fleissig für Sonntagsverkäufe geworben und der Detailhandel muss sich pandemiebedingt kaum einschränken. Im Gegenteil, neu gibt es mindestens zwei Weihnachtsartikel mehr im Angebot. Ich bin mir nämlich sicher, dass eine gewiefte Marketingstrategie auch in der Weihnachtszeit viele Masken und Desinfektionsmittel absetzen wird, dies natürlich im Weihnachtslook!
Trotzdem kann ich mir das traditionelle Weihnachtsfest mit den gängigen COVID-Massnahmen noch nicht so richtig vorstellen: Das Fest der Liebe, wie es heute gern genannt wird, mit dem obligatorischen geschmückten Christbaum, nur dass dieses Jahr alle mit Schutzmaske ehrfürchtig vor dem Baum stehen? Ich nehme an, dass Singen verboten sein wird, denn sicher ist sicher. Und wir brauchen Sicherheit - in dieser Zeit. Beim Essen darf dann aber die Maske abgesetzt werden. Sie darf aber keinesfalls als Serviette benutzt werden!
Es ist Mitte November und ich mache mir nicht nur Gedanken über Corona. Nein, ich mache mir auch Gedanken über die Weihnachtsgeschenke, die ich noch besorgen muss. Zum Glück sind es nicht viele, denn meine Familie «wichtelt» seit ein paar Jahren, was ungemein entlastend ist. Wobei das Wichteln bei uns keine vorweihnachtliche Tradition ist, sondern wir setzen das Ganze an Heiligabend um. An der klassischen Weihnachtsfeier mit geschmücktem Baum und einem festlichen Essen wie Fondue Chinoise, wird bei der Übergabe des Geschenks der jeweilige Wichtel offenbart.
Ich muss mir also nicht für jedes Familienmitglied oder für jeden Freund/-in, ein Geschenk ausdenken oder was noch schlimmer ist, notgedrungen irgendetwas kaufen, nur damit ich nicht mit leeren Händen dastehe. Nein, ich lasse mich nicht mehr stressen. Ich mache da nicht mehr mit. Ich darf mich in dieser Jahreszeit auf etwas Wichtiges, nämlich auf «meine Zeit» konzentrieren. Das ist wohl das grösste Geschenk, welches man sich selber machen kann.
In Zeiten von Corona müssten sich eigentlich immer mehr Menschen darauf besinnen, dass das grösste Geschenk im Leben «die Zeit» ist, die man «bewusst» mit sich und seinen Liebsten verbringen kann.
Und trotzdem ist es wohl nicht selten der Fall, dass Menschen sich von der Weihnachtsqultur, die sich über all’ die Jahre entwickelt hat, stressen lassen und nicht vom Ursprung, nämlich dem Geburtstagsfest Jesu. Es ist wirklich erstaunlich wie Passanten immer wieder von Interviewern überrascht werden und mit den banalsten Fragen total überfordert sind wie in diesem Beispiel hier.
Es scheint fast so, als würden wir nicht mehr wissen, wer wir sind und was wir tun und vielleicht ist das auch bei COVID19 der Fall.