«Querbeet» im Soundcheck
Bild/Illu/Video: Cover

«Querbeet» im Soundcheck

«Grazie principessa» erzählt die Geschichte einer Frau, die auf einen Bettler trifft und ihm ein wenig Kleingeld überlässt. Der Track ist angesiedelt zwischen Rap, Pop und experimentellen musikalischen Spielereien. Es ist eine Ode an die Freundlichkeit und animiert einem zum Umdenken.


«Gib mer es Zeiche» schlägt in eine total andere Kerbe als der Opener und ist ein grooviger Off-Beat-Track. Ich persönlich finde Mundart immer prickelnder als Lieder in englischer Sprache, denn so kann sich die Künstlerin nicht hinter den Worten verstecken. Es ist eine witzige und sehr gelungene Nummer für zwischendurch.


Das Sprachmischmasch geht weiter auf dem entspannten Song «Als ob». Der Rapper Wallace Ferreira bringt neue Farbe ins Spiel und ergänzt das sozialkritische Stück mit soliden Skills.


Der Name «Querbeet» bleibt Programm. Beim vierten Lied der CD präsentiert die Sängerin bereits den vierten Musikstil. «Everything you need» ist funky und könnte in einer Disco ganz gut funktionieren. Einzig störend ist, dass Penelope Athena bei diesem Lied ihre klare Stimme mit Effekten überlagert. Hier wäre das Pure viel passender gewesen.

Genau das habe ich gemeint. Auf «1000 Meilen» porträtiert die Künstlerin minimalistisch das Leben «on the road». Durch den 80er Vibe im Hintergrund erinnert mich das Stück zum Teil ein wenig an Nena. Authentisch das Gefühl von Fernweh in ein Lied packen? Hier könnt ihr ein sehr gelungenes Beispiel hören.


«Run away» war der erste Track, den ich von der Zürcherin gehört habe und die indianischen Klänge begeistern mich immer noch. Es ist ein Track, der Atmosphäre ausstrahlt und einem mitnimmt in die Weiten der Prärie. Hui, da kommen gleich wieder Erinnerungen auf.


«Bleib hier» ist eine traurige Midtempo-Nummer, bei der die Protagonistin versucht mit aller Kraft den Liebsten zum Bleiben zu überreden. Auch hier macht sie das catchy mit einem Hauch 80er, welcher momentan wieder recht im Trend ist.


«Nightmare» ist ein musikalisches Experiment mit dem Thema Horror. Hat ein bisschen was von Billy Eilish. Wie effektiv krachende Drums sein können, zeigt sich hier kurz vor der zweiten Minute. Gelungen.


«Turn the music up» hat Eurodance-Charakter und ist sehr tanzbar. Hier erwischt sie mich gerade voll, da ich momentan auch ähnliche Töne fabriziere. Ich glaube, wenn sie ein bisschen mehr in diese Richtung Tracks produziert in Zukunft, steht ihr eine vielversprechende Karriere bevor.


«Love is a Rollercoaster» fügt sich optimal an den Vorgänger und könnte Schwung in so manche Party bringen. Ich mag es sehr, dass sie mit melancholischer Stimme über einen fröhlichen Beat singt. Das ergibt einen sehr hörenswerten Bruch.


«How come we never know» ist Indie-Rock vermischt mit elektronischen Elementen. Klingt irgendwie noch spannend dieses Experiment. Sie lässt in den Strophen viel Platz für ihre klare Stimme, was mir sehr zusagt. Die Melodie, die im Refrain mitschwingt, ist verdammt eingängig und bringt mich dazu, dieses Lied in naher Zukunft sicher häufiger zu hören.


Hatte sie auf dieser CD nicht schon ein Lied mit einem ähnlichen Titel? Egal. «Stay with me» klingt wie eine Mischung aus Enya und Dido und ist mir deshalb auch ein bisschen zu zahm.

Wunderbar grungig wird es auf dem Track «Look back», an dem sicher auch eine Avril Lavigne ihre Freude hätte. Irgendwie schwingt hier aber trotzdem ein ungutes Gefühl bei mir mit, denn wenn eine Band das eingespielt hätte, würde es sicherlich für mehr Lärm und eine sattere Klangstruktur sorgen. Hier hätte es sich gelohnt, sich ein paar Cracks ins Studio einzuladen.


«Une unité» beginnt mit Xylophonklängen und verwandelt sich rasch in eine geheimnisvolle Popnummer, die zu begeistern vermag. Kurz vor Minute zwei wird es wundervoll wild, was einem aufhorchen lässt.

«Gib mer es Zeiche (Remix)» ist wie es der Titel schon vermuten lässt, ein Remix. Im Vergleich zum Offbeat-Track vom Anfang der CD ist diese Variante sehr viel elektronischer und auch wundervoll verspielt.


Schlussfazit:
«Querbeet» von Penelope Athena ist ein abwechslungsreiches Album, wie ich es selten gehört habe. Praktisch jeder Song repräsentiert eine andere Stimmung und macht das Werk so wunderbar überraschend. Der grosse Pluspunkt des Longplayers ist leider aber auch der grösste Minuspunkt, denn beim Experimentieren mit Genres, Sprachen und Klängen geht regelmässig der rote Faden verloren. Ich denke mir, wenn die Zürcherin sich für einen Stil entscheiden und dort ihre Energie in die richtigen Bahnen lenken würde, könnte viele grandiose Nummern mit Tiefe entstehen. Dass sie ein Gespür für eingängige Melodien, einen immensen Ideenreichtum und den nötigen Pfupf hat, hat sie mit ihrem Debüt jetzt schon mal bewiesen.

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