«Chanson D’Amour» im Soundcheck
Das erste Stück des Werks ist «Non, monsieur je n’ai pas 20 ans» von Juliette Gréco und das beginnt jazzig. Es ist fast wie eine Zeitreise, denn bereits bei den ersten Klängen fühlt man sich in ein rauchiges Lokal versetzt, bei dem die Bardame davon singt, dass sie eben nicht mehr die Jüngste ist. Spannend und wirklich mal etwas anderes.
«Johnny tu n’est pas un ange» von Édith Piaf ist ein wenig wilder aufgebaut und springt zum Teil fast ein wenig in chaotische Gefilde. Es erinnert mich fast ein wenig an einen Jam, welches musikalische Spektakel hier vorgetragen wird.
Schon tausend Mal gehört, aber trotzdem immer wieder wunderschön klingt der Édith Piaf-Klassiker schlechthin «La vie en Rose». Auch in dieser Version berührt mich das Stück und es flackern mir ständig Erinnerungsfetzen des sehenswerten Biopics mit dem selben Titel vor dem inneren Auge auf. Musik schafft es schon immer wieder federleicht, eine Oase im Alltag zu erschaffen, wo man sich gerne mal verstecken darf.
Groovig und doch druckvoll ertönt «Padam… padam…» ebenfalls von Piaf aus den Boxen. Was mir extrem gut an Milena’s Gesang gefällt, ist der Fakt, dass sie nicht nur in den hohen Regionen besticht, sondern auch in der Tiefe kraftvoll überzeugt. Es ist ein ziemlich witziges Lied, dass sie hier ausgesucht hat. Padam!
Das Chanson «Ne me quitte pas» erinnert mich durch seine sanften und verspielten Gitarrenklänge an Ferien im Süden. Trotzdem schwebt in diesem Lied immer eine leichte, fast schon erdrückende Melancholie. Wenn Milena beim Lied von Jacques Brel die Stimme anhebt, fährt dies direkt und die Haut und ich merke, dass es für mich in der französischen Musik noch einige Perlen zum Entdecken gibt.
«La foule» ist wieder ein Verneigen vor der Grand Dame Piaf, welche sie nachhaltig geprägt hat, wie es scheint. Interessant, welche Dynamik in den alten Stücken steckt, wenn man sie neu einspielt und dies mit einer angenehmen Frische tut.
Eines meiner liebsten französischen Lieder ist «C’est si bon», welches schon von unzähligen Musikern gecovert wurde. Auch hier auf diesem Tonträger ist es eine echte Bereicherung durch die locker flockige Interpretation, die der CD eine Leichtigkeit verleiht.
«Non, je ne regrette rien» darf natürlich nicht fehlen, wenn man eine CD über französische Liebeslieder macht. Hier gefällt mir das Original irgendwie besser, was die Leistung von Milena aber in keiner Art schmälern soll. Cool ist diese Version, vor allem weil sie einen fast bluesigen Touch gegen Schluss erhält.
Schlussfazit:
Das Album «Chanson D’Amour» ist ein interessantes Einsteigerwerk in die französische Musik mit einem starken Fokus auf das Schaffen von Édith Piaf. Die teils schon fast antiken Originale erhalten durch die jazzigen Neuinterpretationen eine spannende Erfrischungskur und machen extrem viel Lust auf mehr. Irgendwie hätte ich jetzt noch ein, zwei deutsche Nummern ziemlich prickelnd gefunden, aber dann wäre das Konzept wahrscheinlich ein wenig ausgeufert.