Abschied – für immer
Wie immer kommt er pünktlich. Bei
ihm geht es immer auf. Er ist ein Meister in Sachen Termine und ausnutzen der
Zeit. Fünf Minuten später fahren wir mit dem Velo Richtung Kirche. Von allen Seiten
kommen Leute. Wir gehen über den Friedhof. Viele Trauergäste haben sich schon
versammelt. Wir stellen uns dazu und ab diesem Zeitpunkt vergeht die Zeit für
einmal ganz langsam.
Gesprochen wird nur noch wenig, wenn überhaupt ganz leise. Mehrheitlich ist es still. Es kommen immer noch Menschen dazu. Ich erkenne viele bekannte Gesichter. Solche aus dem täglichen Leben, andere habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Die traurige Stimmung hängt über einem, über allen. Die Minuten fühlen sich wie
kleine Ewigkeiten an. Der Bagger auf der angrenzenden Baustelle baggert weiter,
Autos fahren vorbei. Hier auf dem Friedhof steht die Welt irgendwie still. Auf
einmal erwärmen Sonnenstrahlen mein Gesicht. Für mich immer eines der schönsten
Zeichen der Natur, wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Die Trauerfamilie
steht noch im Schatten. Jeder steht einmal dort. Wann es (wieder) soweit ist,
bleibt ungewiss. Zum Glück.
Der Schlag der Kirchenglocke wirkt schon fast erlösend. Der Pfarrer spricht
tröstende Worte, die Musik spielt, es folgt der letzte Fahnengruss. Meine Augen
füllen sich mit Tränen und bahnen sich ihren Weg über meine Wangen.
Es folgt eine durchwegs stimmige, wunderschöne Trauerfeier mit
viel Musik.
Obwohl – für mich ist das Wort Trauerfeier irgendwie schwierig oder sonderbar. Manchmal überlege ich sogar, ob ich es benutzen soll. Ein negativ behaftetes Wort kombiniert mit einem positiven. Aber genau das ist es. Auch an diesem Morgen stelle ich fest, wie passend es ist. Trotz grosser Trauer, unfassbarer Realität, besteht ein Raum und die Möglichkeit nochmals alles für den geliebten Menschen schön und passend zu gestalten. Je nach dem in welcher Beziehung ich zur verstorbenen Person stand, lerne ich sie vielleicht noch von einer anderen Seite kennen. Der Anlass und der Moment um traurig zu sein, für Tränen und viele Gedanken. Ganz für sich alleine und doch umgeben von Menschen denen es gleich ergeht. Während einer Stunde keine Ablenkung, keine Möglichkeit etwas anderes zu tun.
Und dann ist es vorbei für mich, aber eben nicht für alle. Ein
Ende – ein Anfang?
Die Sonne scheint noch und die Welt dreht sich weiter, zurück in den Alltag.