Zeit für Neues
In letzter Zeit habe ich mich häufiger dabei ertappt, dass ich das Thema für die neue YA-Kolumne heftig suchen musste. Oft habe ich im letzten Moment doch noch etwas gefunden. Es gibt auch Themen, die ich irgendwann einmal angehen wollte. Zum Beispiel den Schulhausroman oder die tollen Angebote des JULL (Junges Literaturlabor in Zürich). Beides hätte einen Einblick gelohnt, aber ich gestehe, bei mir ist der Pfupf draussen. Ich würde gerne das Korsett sprengen, das ich mir voller Begeisterung angezogen habe, als mich Christian Imhof von Qultur fragte, ob ich Lust hätte, eine Kolumne für ihn zu schreiben. Ja, antwortete ich damals, ich möchte der Jugendliteratur eine Plattform geben. Ich denke, das habe ich getan. Es ist Zeit für Neues.
Etwas wehmütig erinnere ich meinen ersten Blog. Zappadong hiess er. Da schlüpfte ich in die Rolle der Frau Zappadong, erfand eine eigene Welt für sie, steckte sie in ein komplett irres Gebäude und schenkte ihr einen Türsteher: Mr. Doorman, der stets ruhig blieb, wenn Frau Zappadong sich mal wieder über das grosse und kleine Weltgeschehen vor dem Zappadong-Tower (ohne Lift, mit vielen Treppen) aufregte. Sein Cappuccino war so legendär wie die Drehtür, durch die man ins Gebäude gelangte. Ich vermisse ihn. Ich vermisse Frau Zappadong. Vielleicht hole ich sie für meine Kolumne aus ihrem Tower, den sie irgendwann völlig frustriert im Boden versenkt hat, als es ihr alles zu viel wurde. Vielleicht schreibe ich auch einfach als ich. Aber auf jeden Fall möchte ich – wie damals mit Frau Zappadong - den Blick auf den ganz normalen Wahnsinn richten, der uns tagtäglich umgibt. Zum Beispiel den unsäglichen Billigschrott aus Plastik und Plüsch zum Sammeln, den man bei unseren beiden orangen Verkaufsriesen an der Kasse aufgedrückt bekommt, obwohl sich beide so wahnsinnig umweltbewusst geben.
Da meine Kolumne im Zweiwochenrhythmus erscheint, habe ich Zeit, mir zu überlegen, wohin ich mit ihr will. Alle Türen stehen offen und ich hänge in diesem Schwebezustand zwischen Abschied und Neuanfang, der mir so sehr gefällt. Weil in diesem Zustand immer alles möglich ist.
Ich bin gespannt, wohin die Reise geht. Spätestens in zwei Wochen sollte ich mich entscheiden.
In diesem Sinne: Bis bald.