«Weder Fisch no Vogel» im Soundcheck
«Arabesque» heisst das erste Stück der CD und ich bin begeistert. Die beiden Herren duellieren sich mit ihren akustischen Gitarren und es ist echt schwierig zu sagen, welcher der beiden Männer denn der virtuosere ist. Schon krass, was man aus solch einem Instrument alles rausholen kann.
Ebenso lässt die Nummer «Gabro» Gitarrenfans aufhorchen. Es ist eine Mischung aus bluesigem Unterton und einer Prise Fernweh, welche die beiden Koryphäen hier in ein Lied verwandelt haben. Wunderbar, wenn es Instrumentalmusik schafft die Gedanken mit längst vergessen geglaubten Ferienbildern neu zu dekorieren. Vor allem aktuell, wo alle zuhause bleiben müssen, ist so eine kleine Flucht in die Ferne etwas Wunderbares.
Das Lebensmittelliebeslied «Paprika» bringt Abwechslung in das Programm der beiden Gitarristen und mischt es humoristisch auf. Schön, dass die Zuhörerschaft auch noch die Stimmen der beiden Musiker zu Ohren bekommt.
«Hanuman» von Rodrigo y Gabriela sorgt nach dem etwas soften Vorgänger für ziemlich viel Drive. So ein Stück könnte ich mir ganz gut bei einer Rockband vorstellen, da es hier aber lediglich von zwei akustischen Gitarren vorgetragen wird, macht es umso spezieller. Yeah!
Das Riff von «Like Larry und Philip» erinnert mich sofort an ein Lied, dessen Titel mir gerade entfallen ist. Das Werk, dass schwerfällig anfängt, wird immer verspielter und schafft es so angenehm zu unterhalten.
«Ds Rösli und dr Ruedi» ist ein Blues wie er im Buche steht. Ich mag den Klang sehr, wenn eine Bottleneck über den Gitarrenhals gejagt wird. Immer spannend, wenn Musiker nicht nur mit ihrem Können brillieren, sondern den Jungen auch zeigen, welche Technik welche Auswirkung auf den Klang hat. Bei solchen Dingen merkt man eben auch den pädagogischen Hintergrund der beiden Herren.
Eine echte Perle ist das Instrumentalstück «Holy one». Das liegt an folgenden Zutaten: Eine eingängige Melodie, epische Soli und eine Begleitung, die sogar ein Anfänger hinbekommen sollte. Wenn man jetzt hier einen tollen Text drauf schreiben würde, könnte dieses Lied, das Repertoire einer jeden Popband enorm bereichern.
«Pal Trees, Helicopters and Gasoline» von Joe Bonamassa ist eine gelungene Coverversion, wobei ich das Originalmaterial einer Band immer den Stücken aus fremden Federn vorziehe.
Bei «Spada» mag ich nicht nur die Solis extrem, auch der perkussive Zwischenteil lässt mich mitwippen. Hier zeigt sich, wie man elegant Virtuosität, Spannung und ein Feingespür für grosse Melodien unter einen Hut bringt. Vor allem das eingängige Leitmotiv dieses Liedes trifft bei mir direkt das Herz und lässt mich träumen.
«Savitri» wieder von Rodrigo y Gabriela ist wieder ein ziemlich facettenreiches Stück voller Flamenco und Fernweh. Komischerweise fühle ich mich hier sehr an Metalmusik erinnert, da das leicht repetitive Riff bei mir einen Kopfnickreflex auslöst. Trotz der ungeheuren Dynamik und technischen Raffinessen verliert das Lied nie den roten Faden und zeigt, warum es sich lohnt viel Zeit ins Üben des Instruments zu stecken.
Am Anfang von «Alls isch Brei» steht ein rhythmisches Klatschen, das einem zum Mitmachen animiert und kurz darauf von einer Melodie untermalt wird. Der Text erzählt von einem kleinen Jungen, der mit dem Essen spielt anstatt es zu sich zu nehmen. Trotz der herzigen Geschichte packt mich die Nummer nicht, da der Text doch sehr dadaistisch ist und hin und wieder auch nicht so wirklich auf den Takt passt. Schade eigentlich, denn bei der Musik gibt es keine Kritikpunkte…
«Blue Pasqua» beginnt mit ein wenig Geschrummel und ein paar tänzelnden Tonleitern. Es ist eine entspannte Nummer, die viel Platz zur Interpretation lässt und stets melancholisch klingt.
«Stante Pede» ist sehr tanzbar und gefällt sofort, da es an Hotelmusikanten erinnert, die während den Ferien jeweils das Abendessen untermalen. Bei diesem Duo hier ist natürlich eine andere Qualität am Start als sonst jeweils. Und doch verleihen Musikanten der Zeit in der Ferne immer eine gewisse Leichte und laden zum Entspannen ein.
«Stulp» ist nochmals ziemlich kreativ und erinnert mich ein klein wenig an Paul Gilbert auf seinen Soloalben. Klassisch angehauchte Stücke vorgetragen auf einem so warm und holzig klingendem Instrument – da geht mir immer wieder das Herz auf.
Mit «Min Schnuggiputz» hat das Duo nochmals einen Mundartsong im Köcher, den sie zu Unrecht ganz an den Schluss des Tonträgers gestellt haben. Das Musikalische klingt wie ein Tribut an die Foo Fighters, der Text leider ein wenig nach Kindermusik. Das Gitarrensolo gegen Schluss aber ist schlicht genial und lässt einem auch ein wenig Schmunzeln.
Schlussfazit:
«Weder Fisch no Vogel» vom Duo Stoppel & Bart ist eine der musikalischsten Platten, die ich je gehört habe. Was die beiden Herren auf ihren Instrumenten zaubern, lässt hin und wieder sogar das andere grosse Duo Tenacious D hinter sich und begeistert vom ersten bis zum letzten Ton. Ein solides Gespür für prickelnde Melodien, technisches Handwerk und ein Zusammenspiel, welches vor Spielfreude sprudelt, sind es, die den Longplayer so empfehlenswert machen. Wenn sie es bei ihren Texten in Zukunft schaffen, mit der gleichen Leichtigkeit ranzugehen wie bei den Kompositionen, dann könnten vielleicht bald Lieder entstehen, die definitiv auch einem breiten Publikum gefallen könnten. Das würde ich den beiden gestandenen Musikern doch sehr gönnen, denn sie haben es definitiv verdient.