Von Qulturpreisen, Anerkennung und Wertschätzung
Wenn Sie sich jetzt die Augen reiben und fragen «Karin WER???», sind Sie wahrscheinlich in guter Gesellschaft. Ihre Ratlosigkeit spricht nicht gegen Sie, auch nicht gegen die Autorin. Sie fusst in der Tatsache, dass Kinder- und Jugendbuchautorinnen oft nicht einmal dann auf dem öffentlichen Radar auftauchen, wenn ihnen ein Preis verliehen wird.
Meistens trifft es bei solchen Preisen Autorinnen und Autoren, von denen man es noch einigermassen erwarten konnte. Und manchmal, sehr selten, schaut eine Kulturkommission ganz genau hin und entdeckt eine stille, bescheidene Schafferin, die sich unbeachtet und abseits von den Medien gerne in den Dienst anderer und der Sache stellt. Genau so eine ist Karin Bachmann. Die Frau, die am 29. August 2021 den Qulturpreis ihrer Heimatgemeinde Pieterlen erhalten hat.
Nun höre ich schon die Stimmen, die sagen: «Ach so, die Heimatgemeinde, na ja, wenigstens etwas, aber jetzt mal im Ernst, das gilt doch nicht.» Diesen Stimmen antworte ich: «Doch, genau das gilt und zählt.» Nicht selten sind nämlich Qulturschaffende in ihren eigenen Wohnregionen so was wie der Prophet, der im eigenen Land nichts wert ist. Ich habe eine sehr erfolgreiche Autorenkollegin in Deutschland, die im Umkreis von 200 Kilometern von ihrem Zuhause noch nie zu einer Lesung eingeladen wurde. Ich kenne einen Autorenkollegen in meinem Wohnort, über den man – ob willentlich oder unwissend – einfach hinwegschaut, obwohl seine Bücher in mehrere Sprachen übersetzt worden sind und Preise gewonnen haben. Es ist also überhaupt nicht selbstverständlich, in seiner Wohngemeinde ausgezeichnet zu werden.
Möglich, dass es Qulturkommissionen gibt, die sagen: «Also jetzt wäre mal ein … (fügen Sie doch bitte hier einfach eine beliebige Qultursparte ein) fällig. Haben wir denn so was bei uns?» Aber ich unterstelle den meisten Qulturkommissionen jetzt einmal, dass sie sich wirklich Gedanken darüber machen, wer den Preis verdient hätte.
Die Qulturkommission in Pieterlen hat sich viele Gedanken gemacht. Bei Ihnen wird nämlich nur alle paar Jahre mal ein Qulturschaffender oder eine Qulturschaffende geehrt – und da überlegt man es sich schon sehr gründlich. Ich durfte für Karin Bachmann die Laudatio halten und bin mit den Vertreter*innen der Qulturkommission ins Gespräch gekommen. Alle haben mir unisono erklärt, dass Karin schon lange auf ihrer Liste steht und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie diesen Preis in den Händen halten würde, da sie diesen Preis wirklich und wahrlich verdiene. In den Ansprachen der Behörde- und Qulturkommissionsvertreter*innen war dann die Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit von Karin hör- und spürbar. Ich habe selten an einer derart schönen und berührenden Preisverleihung teilgenommen.
Auch Karin hatte eine kleine Rede vorbereitet, ganz so, wie es ihr entspricht: kurz, mit einem wunderbaren Schuss trockenen Humor und einer starken Ansage für das Kinder- und Jugendbuch. Zum Glück habe ich diese Ansage mit der Kamera festhalten können. Bitte schauen und hören Sie hin. Es dauert – ganz im Sinne von Karin Bachmanns Grundidee von Reden, die kurz sein sollten – nicht lange. Aber sie hat es in sich. Danke.