Toxische Beziehungen
Wenn ihr solche oder ähnliche Situationen kennt, dann seid ihr womöglich in einer toxischen Beziehung. Und daraus gibt es (meist) nur einen Ausweg: Trennung!
Das Tückische an solchen Beziehungen ist, dass die Betroffenen es nur schwer selbst erkennen. Zu fest verworren sind die Fäden und Stricke der Manipulation und Selbstzweifel.
Wenn man (objektiv) genauer hinschaut, lässt sich ein klares Muster erkennen:
Am Anfang ist es die grosse Liebe. Überdimensional gut. Der Partner scheint vom Himmel direkt geschickt worden zu sein. Alles ist prima. Man fühlt sich geliebt, beachtet, bekommt genügend Aufmerksamkeit.
Doch irgendwann kommt es zu einem Streit wegen einer Lappalie. Was in anderen Partnerschaften nach kurzer Diskussion geklärt und ad acta gelegt wird, artet in dieser Beziehung aus. Der Andere ist gekränkt und beleidigt (wütend oder sauer) und obwohl du genau weisst, dass ihr beide an dem Streit beteiligt wart, gibt der andere dir das Gefühl die Hauptschuld zu tragen. Du lenkst ein, entschuldigst dich, willst es wieder gut machen. Nach einer Weile gibt dein Traumpartner nach und nimmt deine Bemühungen um Wiedergutmachung an. Er ist wieder (fast) wie früher.
Mit der Zeit häufen sich solche Situationen. Nur eines wird immer stärker: deine eigenen Selbstzweifel.
Du verbiegst dich und gibst Aktivitäten, Angewohnheiten, die dir lieb und teuer waren auf. Du glaubst ständig die Wogen glätten zu müssen, damit alles wieder gut kommt. Und wenn du dich nur gut genug bemühst und alles richtig machst, wird alles wieder wie am Anfang und du bekommst wieder den lieben, aufmerksamen Partner, der er ja sein kann, zurück. Doch je häufiger du alles daran setzt, dass alles zur Zufriedenheit des Anderen geschieht, desto mehr gibst du dich selbst auf und der andere bekommt immer mehr Macht.
Eine Beziehung auf Augenhöhe sieht anders aus.
Und das ist der toxische Anteil in diesem Spielchen. Denn den Traumpartner vom Anfang gibt es so gar nicht. Das ist Teil der (bewussten oder unbewussten) Strategie: Den Himmel auf Erden versprechen, aber nur unter der Bedingung der völligen Unterwerfung.
Je länger man in solchen Strukturen gefangen ist, desto mehr glaubt man, dass irgendetwas mit einem selbst nicht stimmt und desto schwieriger ist es daraus raus zu kommen. Sehr häufig leiden die Betroffenen unter körperlichen Symptomen wie Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen und vielem mehr.
Erst wenn die Hoffnung darauf, dass alles wieder so wird wie früher, gestorben ist, kann man aussteigen und langsam die daraus entstandenen Verletzungen und Traumatas heilen.
Oft ist man nicht einmal fähig alleine den Ausstieg zu schaffen. Daher ist eine Begleitung in der Zeit der Trennung für die meisten die richtige Entscheidung. Wichtig ist dabei zu wissen, dass man nicht oberblöd oder meganaiv ist und sich schämen muss, dass einem so etwas passiert ist. Man wurde manipuliert und emotional abhängig gemacht. Der, der sich schämen soll und Mühe haben müsste das eigene Spiegelbild zu betrachten, ist der toxische Manipulator.
Für alle, die bis hierher gelesen haben und diese Muster und Verhaltensweisen nicht kennen:
Das gibt es wirklich und zwar häufiger als man sich vorstellen kann. Und lapidar zu sagen «Selbst Schuld, wenn man das mit sich machen lässt.», erfasst die Thematik nicht wirklich. Denn Manipulation ist etwas sehr Heimtückisches. Es ist ein sehr schleichender, perfider Prozess und nur die Wenigsten bemerken es rechtzeitig. Wenn es bemerkt wird, ist es schwer sich zu lösen, da Emotionen, Hoffnungen, Versprechungen geschickt mit Entwertung und Schuldgefühlen verwoben werden.
Häufig stellt sich dann die Frage: Warum machen das Menschen? Warum müssen sie andere unterdrücken?
Oft spielen mehrere Faktoren in diese Antwort mit rein. Was aber unter all dem liegt ist definitiv ein ganz niedriger Selbstwert (was ein grosses Ego leider nicht ausschliesst). Darum müssen Andere erniedrigt und abhängig gemacht werden, um sich selbst grösser und (all)mächtiger zu fühlen.
*Frauen sind (politisch nicht ganz korrekt) mitgemeint, denn es gibt auch wunderbare Manipulatorinnen! Ich erlaube es mir als Frau und Feministin, die männliche Form zu verwenden, um den Lesefluss nicht zu sehr überzustrapazieren.