Theatergruppe trumpft mit «John Stanky» auf
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Theatergruppe trumpft mit «John Stanky» auf

John Stanky, flink dargestellt von Marcus Schumann, hat es nicht leicht. Die Auftragslage ist übersichtlich und auch die von ihm verehrte Sekretärin Olivia Shoemaker (Seraina Fuchs) hat die Schnauze voll und kündigt. Zum Glück flattert wenig später ein mysteriöser Auftrag ins Haus. Denn Alice Sutherland, gespielt von Valentina Parolini, überbringt. Stanky ist sofort Feuer und Flamme, nicht nur weil die Auftraggeberin sehr attraktiv ist, sondern auch, weil er durch den Auftrag plötzlich einer höheren Schicht angehört, in welcher der Genuss und nicht die fehlenden Mittel an vorderster Stelle stehen.

Ein Kammerspiel zur Klassenkluft
Wie es sich gehört für eine Komödie, sorgt die Ankunft des Privatdetektivs für Verwirrung und es kommt zu unzähligen kuriosen Momenten. Am Anfang stellt Lady Sutherland Stanky als ihren Verlobten vor, was vor allem von Lady Bellingham nicht goutiert wird. Die Figur, die Katja Dicht authentisch auf die Bühne bringt, findet kein gutes Haar an dem zwielichtigen Typen. Sie versucht es mit finanziellen Anreizen und allen Mitteln, die Verlobung zu lösen. Die kulturellen Unterschiede sind frappant. Während sich die gehobene Gesellschaft von den Bediensteten betüdeln lässt, scheint der Detektiv nicht genau zu wissen, ob er sich einen weiteren Drink oder nochmals eines der Gürkchen zu Gemüte führen soll. Doch beim ganzen Hin und Her zwischen Ober- und Unterschicht geht phasenweise fast ein wenig vergessen, dass das Familienoberhaupt, die Granddame Elisabeth Bellingham eigentlich erpresst wird. Als dann plötzlich noch der grummelige Onkel Thomas, dargestellt von Wolfram Kaiser tot in seinem Bett gefunden wird, kommt mächtig Schwung in die Geschichte. Denn ruckartig wird die Gefahr omnipräsent und niemand weiss, wem man am Tisch überhaupt noch trauen kann.


Gar nicht so regional das Theater
Es ist ein anspruchsvolles Stück, das die Theatergruppe Jenins in diesem Jahr ausgewählt hat. In «John Stanky» schimmert immer auch eine sozialkritische Komponente durch, welche die Schere zwischen Arm und Reich aufzeigt, die immer noch aktuell ist. Auch wenn die schnellen Pointen nicht zu kurz kommen, ist es ein Stück, bei dem man gerne gut zuhört und auch selbst zum Nachdenken angeregt wird. Besonders in Erinnerung bleiben zudem das Zusammenspiel vom Hausmädchen Claire und dem Butler Alfred. Diese knisternde Harmonie und Komik, welche diese beiden auf die Bühne bringen, ist etwas, das man normalerweise nicht in einem Dorftheater erwartet. Nicht weniger amüsant zeigten sich die Hauptfiguren Stanky und Sutherland, die durch die unterschiedliche Herkunft logischerweise sich gegenseitig ständig den Spiegel vorhielten. Für eine angenehme Abwechslung bei den Diskussionen um Klassen und Werte sorgte die im Rollstuhl sitzende und mit Spencer Schach spielende Tante Helen. Sie warf immer wieder mal etwas Zusammenhangloses in den Raum, was sicher beim Publikum für viele Lacher sorgen wird. Zu guter Letzt gilt es sicher noch der Charakterkopf Martin Krummen zu erwähnen. Er erschafft mit seiner tiefen Stimme einen würdigen Rahmen für das ganze Stück, das wieder mal zeigt, dass auch in der Region unterhaltsames Theater mit Niveau gespielt wird.

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