Theatergruppe trumpft mit «John Stanky» auf
John Stanky, flink dargestellt von Marcus Schumann, hat es nicht leicht. Die
Auftragslage ist übersichtlich und auch die von ihm verehrte Sekretärin Olivia
Shoemaker (Seraina Fuchs) hat die Schnauze voll und kündigt. Zum Glück flattert
wenig später ein mysteriöser Auftrag ins Haus. Denn Alice Sutherland, gespielt
von Valentina Parolini, überbringt. Stanky ist sofort Feuer und Flamme, nicht
nur weil die Auftraggeberin sehr attraktiv ist, sondern auch, weil er durch den
Auftrag plötzlich einer höheren Schicht angehört, in welcher der Genuss und
nicht die fehlenden Mittel an vorderster Stelle stehen.
Ein Kammerspiel zur Klassenkluft
Wie es sich gehört für eine Komödie, sorgt die Ankunft des Privatdetektivs für
Verwirrung und es kommt zu unzähligen kuriosen Momenten. Am Anfang stellt Lady
Sutherland Stanky als ihren Verlobten vor, was vor allem von Lady Bellingham nicht goutiert wird. Die Figur, die Katja Dicht authentisch auf die Bühne
bringt, findet kein gutes Haar an dem zwielichtigen Typen. Sie versucht es mit
finanziellen Anreizen und allen Mitteln, die Verlobung zu lösen. Die
kulturellen Unterschiede sind frappant. Während sich die gehobene Gesellschaft
von den Bediensteten betüdeln lässt, scheint der Detektiv nicht genau zu
wissen, ob er sich einen weiteren Drink oder nochmals eines der Gürkchen zu
Gemüte führen soll. Doch beim ganzen Hin und Her zwischen Ober- und
Unterschicht geht phasenweise fast ein wenig vergessen, dass das
Familienoberhaupt, die Granddame Elisabeth Bellingham eigentlich erpresst wird.
Als dann plötzlich noch der grummelige Onkel Thomas, dargestellt von Wolfram
Kaiser tot in seinem Bett gefunden wird, kommt mächtig Schwung in die Geschichte. Denn ruckartig
wird die Gefahr omnipräsent und niemand weiss, wem man am Tisch überhaupt noch
trauen kann.
Es ist ein anspruchsvolles Stück, das die Theatergruppe Jenins in diesem Jahr ausgewählt hat. In «John Stanky» schimmert immer auch eine sozialkritische Komponente durch, welche die Schere zwischen Arm und Reich aufzeigt, die immer noch aktuell ist. Auch wenn die schnellen Pointen nicht zu kurz kommen, ist es ein Stück, bei dem man gerne gut zuhört und auch selbst zum Nachdenken angeregt wird. Besonders in Erinnerung bleiben zudem das Zusammenspiel vom Hausmädchen Claire und dem Butler Alfred. Diese knisternde Harmonie und Komik, welche diese beiden auf die Bühne bringen, ist etwas, das man normalerweise nicht in einem Dorftheater erwartet. Nicht weniger amüsant zeigten sich die Hauptfiguren Stanky und Sutherland, die durch die unterschiedliche Herkunft logischerweise sich gegenseitig ständig den Spiegel vorhielten. Für eine angenehme Abwechslung bei den Diskussionen um Klassen und Werte sorgte die im Rollstuhl sitzende und mit Spencer Schach spielende Tante Helen. Sie warf immer wieder mal etwas Zusammenhangloses in den Raum, was sicher beim Publikum für viele Lacher sorgen wird. Zu guter Letzt gilt es sicher noch der Charakterkopf Martin Krummen zu erwähnen. Er erschafft mit seiner tiefen Stimme einen würdigen Rahmen für das ganze Stück, das wieder mal zeigt, dass auch in der Region unterhaltsames Theater mit Niveau gespielt wird.