«Wenn ich im Theater spiele, fühle ich mich frei»
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

«Wenn ich im Theater spiele, fühle ich mich frei»

Das Nachwuchstalent erinnert sich noch gut, wie sie zum ersten Mal 2017 eine Statistenrolle ergattern konnte. «Es war einfach cool, die Leute unterhalten zu können.» Mühe mit dem Auswendiglernen fürs Theater, hat Seraina Fuchs keine. «Ich kann mir Texte recht gut merken, was es leichter macht.» Im August gehe es jeweils wieder los mit einem neuen Stück von der Theatergruppe Jenins. «Zuerst erhalten wir die Texte per PDF zugeschickt, damit wir uns auf die erste Probe hin einlesen können.»

Spannend, interessant und lustig
Am Anfang werde Seitenweise respektive nach einzelnen Szenen geprobt. «Diejenigen, die dort vorkommen, sind dann auch an der Probe anwesend.» Deswegen kann Seraina Fuchs aber nicht die Beine hochlagern und zuhause bleiben. «Ich bin bei den meisten Proben dabei, da ich am Anfang und am Schluss einen Auftritt habe.» Der Umstand, dass sie beim Theaterspielen die Jüngste ist, störe sie überhaupt nicht. «Ich finde es ein lässiges Team. Wir verstehen uns alle gut und das mit verschiedenen Altersklassen macht es irgendwie spannend, interessant und lustig.» Dass ihr zumeist Kinderrollen gegeben werden, nimmt sie mit einem Lächeln hin. «Es stört mich überhaupt nicht, da ich die Rolle ja auch im Alltag lebe.» Dieses «Method-Acting» bereite ihr Freude und doch sei sie über die Jahre als Schauspielerin gewachsen. Beim neuen Stück «John Stanky» spielt sie nun erstmals eine erwachsene Rolle. «Ich bin Olivia Shoemaker, die Sekretärin von der Hauptfigur.»

Nicht nervös vor Publikum
Dass sie sich für das Theater interessiere, sei in ihrer Klasse kein grosses Thema, sagt Seraina Fuchs. «Ich sage es meist nicht als erstes, wenn ich jemanden kennenlerne. Aber wenn es herauskommt, sind manche Leute erstaunt, weil ich eher zurückhaltend bin und viele wollen dann auch sehen, welche Stücke wir spielen.» Andere dadurch zu motivieren, sich selbst auf eine Bühne zu wagen, sei eher schwierig. «Das Auftreten vor vielen Leuten ist nicht für jeden was. Vielen fehlt da ein wenig der Mut dazu.» Sie selbst wisse auch nicht, wie sie so viel Mut entwickeln konnte, denn in ihrer Familie sei sie die einzige Theaterbegeisterte. «Es weiss eigentlich niemand von wo ich das habe, aber meine Eltern und meine Schwester sagen viel, dass ich der Clown der Familie bin.» Es passiere was, wenn sie in eine Rolle schlüpfe. «Wenn ich im Theater spiele, fühle ich mich frei. Vor dem Publikum bin ich gar nicht nervös. In der Schule hingegen bin ich bei den Vorträgen jeweils doch recht nervös. Ich bin eigentlich nicht die mutigste Person, die es gibt.» Sie fühle sich wohl in der Gruppe und wisse, dass nichts Unvorhergesehenes passieren könne. «Im Theater spüre ich eine gewisse Sicherheit. Ich weiss, wie mein Text geht, wo ich hingehen und stehen muss in jedem Moment. In der Schule sieht das jeweils ein bisschen anders aus und es kann ein Blackout kommen, wenn das Thema nicht ganz sitzt.»

Annik Kälin als Motivation
Momentan ist Seraina Fuchs ziemlich ausgebucht. Einerseits, weil die Probeintervalle mit ihrer Theatergruppe intensiviert werden und andererseits, weil es da eine weitere Passion gibt, der sie viel Zeit widmet: Der Leichtathletik. «Als ich zehn Jahre alt wurde, habe ich mit der Leichtathletik bei den Athletik-Juniors begonnen. Motivation war sicher auch, dass wir mit Annik Kälin jemanden in der Region haben, die so erfolgreich ist.» Seraina Fuchs übt im Moment noch den Dreikampf aus, doch anders als die Grüscherin ist nicht der Weitsprung ihre liebste Disziplin. «In den Jahren merkt man ein bisschen, wo man seine Stärken hat und fokussiert sich darauf. Meine stärkste Disziplin ist sicher der Sprint.» Auf der sportlichen Bühne konnte Seraina Fuchs auch schon Erfolge verbuchen. So konnte sie beim Visana Sprint im August den zweiten Platz hinter ihrer Kollegin Hanna Peng belegen. «Auch beim UBS Kids Cup, wo noch der Ballwurf und der Weitsprung dabei gewesen sind, konnte ich schon zwei Medaillen holen.»

Gleichgewicht finden ist wichtig
Es ist erstaunlich, was die Jugendliche alles unter einen Hut bringt und wie es ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubert, wenn sie vom Sport oder dem Theater spricht. Als Tipp an andere Jugendliche empfiehlt sie, ein möglichst gutes Gleichgewicht zwischen Schule, Sport und Theater zu finden. «Man sollte sich selbst nicht überfordern und hin und wieder nicht zu ehrgeizig sein.» Und doch scheint es, dass Seraina Fuchs eine Leidenschaft gefunden hat, an der sie auch fürs Leben wachsen kann.
Im kommenden Jahr wird sie die Schule abschliessen und eine kaufmännische Lehre im Tourismusbereich absolvieren. Ziel sei es ihre beiden Leidenschaften weiterhin zu pflegen, auch wenn sie in Arosa in die Lehre gehe. Auf der Bühne zu sehen ist sie ab dem 15. November, wenn sie gemeinsam mit der Theatergruppe Jenins das neue Stück John Stanky aufführt. Weitere Informationen und Tickets dafür gibt es unter www.tgjenins.ch.

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