Svenja und ihr neues Leben
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Svenja und ihr neues Leben

Svenja ist 26 Jahre alt und in Grüsch aufgewachsen. Mit 20 Jahren wechselte sie vom Kinderspital ins Unispital und all ihre vielen Kontrollen und Untersuchungen wurden von da an noch regelmässiger und ausführlicher durchgeführt. Während den nächsten Jahren hat sich ihre Lungenfunktion langsam verschlechtert, bis sie weniger als 30 Prozent betrug und da kam das Thema Transplantation auf. Die Ärzte gaben ihr noch ein Jahr zu leben, bei ihrem aktuellen Verlauf und ohne eine Transplantation. Ihre Familie hat sich intensiv damit beschäftigt und sich möglichst viele Informationen besorgt. Es folgten drei Gespräche, sie entschieden sich für die Transplantation und im Jahr 2016 wurde Svenja auf die Spenderliste gesetzt. Ihre Werte waren mal besser, mal schlechter und es war ein wildes Auf und Ab.


Die Transplantation

Ein Jahr und ein Tag nachdem Svenja auf die Spenderliste gesetzt wurde, wurde eine Lunge verfügbar zur Transplantation. Als der Anruf von Swisstransplant kam, war Svenja gerade in der Physiotherapie. Sie wurde kurz über ihren aktuellen Zustand befragt und da dieser eine Transplantation ermöglichte, ging auf einmal alles sehr schnell. Nach nur wenigen Stunden kam sie im Unispital an. Auf dem Notfall angekommen, wurde sie gleich geröntgt und alles wurde vorbereitet. Sie bekam Medikamente, die Spenderlunge wurde geprüft und ebenfalls mit denselben Medikamenten versehen. Dann ging es weiter in den OP-Saal und nach der siebenstündigen Operation wurde sie auf die Intensivstation gebracht. Die Transplantation war ein Erfolg und alle Beteiligten waren sehr zufrieden.


Nach vier Tagen auf der Intensivstation wurde Svenja wieder auf die Normalstation verlegt. Sie war kraftlos, zitterte wegen der vielen Medikamente und konnte nicht gut liegen wegen der Narbe. Nach einem Monat durfte sie dann auch schon wieder nach Hause gehen. «Am Anfang fühlt es sich an, als ob Steine auf dich drücken, das wird auch Panzergefühl genannt. Wenn es draussen ganz kalt oder ganz heiss ist, fühlt es sich auch heute noch sehr speziell an.» So erklärt Svenja das Gefühl mit ihrer Spenderlunge. Zudem hat sie noch taube Stellen an ihrem Körper. Alle zwölf Stunden muss sie etliche Medikamente nehmen: Gegen die Abstossung, gegen Übelkeit, Cortison, Antibiotika etc. Gleich nach der Operation musste sie 40 verschiedene Tabletten pro Tag nehmen. «Heute sind es nur noch 20 Tabletten pro Tag.», sagt Svenja und ihr Optimismus ist ihr ins Gesicht geschrieben!


Das neue Leben

Natürlich folgen einem solchen Eingriff viele Einschränkungen. Nebst all den Medikamenten musste Svenja ihre Ernährung anpassen und sie sollte ihr Umfeld möglichst sauber halten. Für sie sind das zwar keine grossen Einschränkungen, denn es zählt vor allem ihr neues Leben, das ihr durch die Spenderlunge geschenkt wurde. Heute hat sie die Einschränkung nicht mehr, auf eine Sauerstoffflasche angewiesen zu sein. Svenjas Umfeld hat sich auch verändert, weil der Umgang mit so einer Situation ziemlich schwierig sein kann für manche Personen. So etwas geht auch nicht spurlos an jemandem vorbei; es verändert alles auf die eine oder andere Art. Manche Freundschaften werden geschwächt und andere gestärkt.


Svenja ist unglaublich stark! Sie kann ihre jetzige Situation akzeptieren, ohne sie gross zu hinterfragen und dafür benötigt man eine immense Kraft! Natürlich findet sie es schade, dass manche Freundschaften darunter leiden und doch findet sie Verständnis dafür. Verständnis ist ein grosses Thema und zwar geht es dabei nicht nur um Verständnis haben, sondern auch zeigen können. Wie so oft ist es sehr schwierig, die passenden Worte zu finden.


Schutzengel im Einsatz

Letztes Jahr litt Svenja fast fünf Monate an Kopfschmerzen, bevor man herausfand, dass ein Abszess der Grund dafür war. Im MRI wurde er entdeckt und eine notfallmässige Operation rettete Svenja dann das Leben, welches nur noch an einem seidenen Faden hing. Die ganze Operation dauerte fast fünf anstatt nur der geplanten zwei Stunden und der Abszess hatte einen Durchmesser von 4.5 Zentimeter. Er war zum Glück noch verkapselt, andererseits wäre es sehr schnell lebensbedrohlich geworden. Weil es so ein seltener Fall war, dauerte es auch länger, bis die passende Medikation gefunden wurde und dieser Eingriff mit allem drum und dran war für Svenja schlimmer als die Transplantation. Ihre letzte Kontrolle fiel sehr positiv aus und Svenjas Schutzengel hat vollen Einsatz geleistet.


Organspende

Zum Abschluss gibt uns Svenja noch mit auf den Weg, dass der Grundsatzentscheid betreffend Organspende wichtiger ist als der Entscheid selbst. Dass man sich also einfach ernsthaft Gedanken darüber macht und sich ganz klar für oder gegen eine Organspende entscheidet. Alle nötigen Informationen dazu gibt es auf


-------->www.swisstransplant.org.


Es ist eine unglaublich eindrückliche Geschichte und solche sollte man sich öfters vor Augen führen, damit man wieder auf dem Boden der Realität ankommt und erkennt, wie wertvoll Kleinigkeiten sein können. Wenn man die positiven Kleinigkeiten im Leben erkennt, dann bemerkt man erst, dass es eben nicht nur Kleinigkeiten, sondern grossartige Dinge sind!


Noch ein paar Worte von Svenja zum Bild:

Dieses Bild entstand auf dem Spitaldach. Da durfte ich das erste Mal selber mit der neuen Lunge ein paar Schritte laufen.

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