Schwangere Corona-Betroffene im Interview
Bild/Illu/Video: Milena Rominger

Schwangere Corona-Betroffene im Interview

Es geschah einen Tag, nachdem ihr Ehemann positiv auf das Corona Virus getestet wurde. Leonie verlor ihren Geschmacksinn. Sie liess sich ebenfalls testen. Das Ergebnis war erwartungsgemäss positiv.


Wie hast du das positive Testergebnis aufgenommen? Wir gross war der Schock?

Es war eher eine Bestätigung, als ein Schock. Mein Ehemann hatte am Donnerstag das positive Ergebnis bekommen, während ich am Tag darauf meinen Geschmacksinn verlor. Ich war mir sicher, dass ich positiv war. Der Schock war deshalb klein, weil wir es wirklich erwartet hatten. Der Schock über die bevorstehende 10-tägige Quarantäne mit zwei Kindern war grösser.


Wie stand es um eure Gesundheit? Wie hat sich Corona angefühlt?

Gesundheitlich ging es mir nie schlecht. Es fühlte sich an wie eine Grippe. Müdigkeit, Schwindel, Schnupfen und Kopfweh waren meine Symptome. Mein Ehemann fühlte sich hingegen kurzatmig und hatte mehr Gliederschmerzen. Jaron, mein Sohn hatte Anfang der Woche schon Fieber und war reduziert. Beide waren müder als sonst und hatten weniger Appetit.


Anfangs habe ich mich wirklich verseucht gefühlt. Das klingt blöd, aber ich ekelte mich in meiner eigenen Wohnung. Ich musste ständig Lüften und dachte darüber nach, was ich hier einatme. Das war seltsam. Manchmal überlegte ich mir: Scheisse, ich habe Corona, was passiert jetzt, wo bin ich morgen? Nach zwei, drei Tagen hatten wir uns aber schon an die neue Situation gewöhnt. Dann hat es sich einfach nur noch wie eine normale Grippe angefühlt.


Ihr habt 10 Tage in Quarantäne mit 2 Kids verbracht. Wie war die Zeit für eure Kinder?

Sie haben es genossen. Jaron wollte nicht einmal mehr spazieren gehen, kaum war die Quarantäne vorbei, er konnte es sehr gut geniessen. Wir haben täglich alle zusammen gefrühstückt, die Kinder hatten mal so richtig Zeit, mit ihren Spielsachen zu spielen, basteln, backen, zusammen kochen. Eline (2.5-jährig) hatte es auch genossen, für sie war es nicht ein grosser Unterschied. Nachmittags haben wir die vielen Sonnentage auf der Terrasse verbracht.


Was haben sie am meisten vermisst?

Ihre Freunde. Jaron fragte mehrmals nach seinem besten Freund, Eline nach Tat und Tata. Jedoch sagten sie nie, sie wollen auf den Spielplatz oder mal wieder baden gehen.


Wie war es für euch, die Kinder zu betreuen, was habt ihr unternommen?

Anfangs war es mega streng und herausfordernd, weil wir beide nicht in die Gänge kamen. Weil wir müde waren. Wir haben uns die Tage dann in Schichten eingeteilt, damit wir immer wieder Pausen machen konnten vom Kinder betreuen. Es kostete uns manchmal Überwindung, etwas mit den Kindern zu machen, wie zum Beispiel Backen oder Basteln. Schlussendlich war es aber stets positiv, weil wir viel weniger Stress hatten, durch die gewonnene Zeit. Wir mussten nicht auf eine gewisse Zeit kochen. Das ging recht gut. Wir bastelten mehrmals Weihnachtsgeschenke, gefüllte Lebkuchen, Fensterbilder, usw. Von den Grosseltern haben die Kinder mal ein Päckli mit vielen Sachen drin bekommen, unter anderem Perlen um Ketten zu machen, Fensterbilder und vieles mehr. Manchmal war es auch einfach nur schön, den Kindern beim Spielen zuzusehen. Wie sie sich weiterentwickelt haben.


Du bist schwanger. Welche Sorgen hast du dir um dein Ungeborenes gemacht?

Ich machte mir wenig Sorgen. Ganz am Anfang hatte ich einmal Kontakt (telefonisch) mit der MPA meiner Frauenärztin, welche mir versicherte, ich müsse mir keine Sorgen machen. Einzig die Behandlung wäre bei einer schwangeren Frau nicht dieselbe wie bei einer nicht schwangeren mit Corona. Schwangere dürfen nicht jedes Medikament nehmen. Nach diesem Telefonat war ich beruhigt. Ich spürte die Kindsbewegungen regelmässig, weil ich wahrscheinlich auch mehr Zeit hatte. Gegen Ende der Quarantäne las ich im Internet ein bisschen nach, was mir ein ungutes Gefühl gab. Aber das war ein oder zwei Tage. Ansonsten musste ich mir wirklich nie viele Sorgen machen. Nach der Quarantäne durfte ich direkt zu meiner Frauenärztin, welche mir im Ultraschall bestätigte, dass alles gut ist.


Hast du deinen Geschmacksinn nach nun zwei Wochen zurück?

Fast, aber noch nicht jede Geschmacksrichtung. Ich merke scharf, salzig und süss. Der Rest lässt noch ein bisschen auf sich warten, was aber normal sei.

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