Rahel Oehri-Malin: «Ein Lied und keine Doktorarbeit!»
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Rahel Oehri-Malin: «Ein Lied und keine Doktorarbeit!»

Wusstest du es sofort, als der Wettbewerb ausgeschrieben wurde, dass du da mitmachen möchtest?

Nein, gar nicht. Ich habe es zwar in der Zeitung gelesen und fand es eine super tolle Idee, dachte aber nicht wirklich daran, selber mitzumachen. Dann kam ein Kollege auf mich zu und fragte, ob ich da nicht auch ein Lied ins Rennen schicken wolle. - Normalerweise mache ich eben Kinderlieder im Dialekt. – Da sagte er, dass sei genau das Richtige für mich, da die ein Lied im Dialekt mit Ohrwurmpotenzial, simpler Melodie und einem einfachem Text, den jeder mitsingen kann, suchen würden. Ein Kinderlied ist schliesslich genau in diesem Stil aufgebaut. Dann dachte ich mir, ich mache doch mit, denn man kann auch echt dümmeres mit seiner Zeit anstellen.


Darauf hatte ich sofort eine Melodie im Kopf und nahm sie auf meinem Handy auf. Diese Melodie ist mir dann über mehrere Tage im Kopf herumgeschwirrt und das ganze Stück hat sich einfach so ergeben. Dann kam ich zur Überlegung, was alles in den Text rein muss. Ich machte mir dabei nicht nur Gedanken darüber, was alles wichtig ist, sondern auch, was mir Liechtenstein persönlich bedeutet. Dann begann es zu rattern und das komplette Lied entstand in Windeseile.

Anders als bei den anderen Wettbewerbs-Liedern, finden sich in deinem Lied ein paar humorvolle Passagen. Zum Beispiel das mit der Jubiläums-Hängebrücke, die an der Urne scheiterte. Hättest du dafür oder dagegen gestimmt, wenn es dein Wohnsitz erlaubt hätte?
Ich durfte leider nicht abstimmen, da ich weder in Vaduz noch Balzers zu Hause bin, aber ich hätte ganz klar dafür gestimmt. Es wäre echt cool gewesen, wenn sie gebaut worden wäre.

Hat sich dein Sieg schnell herauskristallisiert?
Als ich das Ergebnis vom Halbfinal erfahren habe, war ich ein wenig baff. Als mir mitgeteilt wurde, wie viele Stimmen schon für mich eingegangen sind, dachte ich, ich hätte mich echt verhört. Sie haben mir nämlich beim Einzug ins Finale mitgeteilt, wie viele insgesamt mitgemacht haben und wie viele für mich gestimmt haben. Dass fast die Hälfte der Stimmen an mich ging, war für mich doch ziemlich überraschend. Als die Verantwortliche mir dann noch erzählte, wie viele Stimmen die Zweitplatzierten erhalten haben, dachte ich mir echt, dass das doch gar nicht wahr sein kann. Also ich konnte es wirklich gar nicht glauben.


Was bedeutet Liechtenstein für dich? Kann man sagen, wenn man dein Lied gehört hat, dass du dort alles platziert hast, was das Land dir bedeutet?
Nein, es gäbe da noch viel mehr, was wichtig wäre für mich persönlich. Aber da hat ja jeder eine etwas andere Meinung. Nein, also ich hätte da echt noch zahlreiche Strophen schreiben können zum Thema.

Also gibt’s irgendwann einen zweiten Teil?
Nein, das passiert definitiv nicht. Es war eben vorgeschrieben, dass das Lied nicht länger als vier Minuten lang sein darf.

Du machst ja normalerweise Kinderlieder. Jetzt hast du etwas komplett anderes aufgenommen. Hört man da bald mehr davon oder bleibst du den Kinderliedern treu?
Ich glaube, die Kinderlieder liegen mir mehr, deshalb denke ich, dass es eher eine einmalige Angelegenheit bleiben wird. Man hat mir ja auch nahe gelegt, dass es eher oberflächlich sei und ich in Zukunft die Finger davon lassen solle.


Ja, das hat mich auch erstaunt. Die Kritik am Lied kam schneller als gedacht. Ist das Kritisieren und der Neid so ein wenig ein Liechtensteiner Ding?
Ja, das ist ein wenig der aktuelle Zeitgeist in Liechtenstein.

Wäre das vielleicht auch noch eine Strophe wert gewesen?
Ja, auf jeden Fall. (Lacht)
Das wäre sogar ein nächstes Lied wert.

Nein, ist eigentlich schade, dass sich die Leute nicht einfach mit dir freuen können, oder?

Ja, auf jeden Fall. Und es ist ein Lied und keine Doktorarbeit. Es sollte ja einfach ein gemütliches Lied für das gemeinsame Fest werden und dann finde ich, es muss nicht unbedingt wahnsinnig tiefsinnig sein.
Und wenn man heute Radio hört und dabei die ganzen englischen Lieder einmal übersetzten würde, dann würde es rasch auffallen, dass dort auch sehr viel Blödsinn und Sachen ohne Tiefgang stattfinden.

Vielleicht abschliessend zum Videoclip. Wie lange wart ihr unterwegs?
Eine ganze Woche. Das hätte ich auch nicht gedacht.


Okey. Da ist dir die Lust nie vergangen?
Nein, gar nicht. (Lacht) Ich hätte locker nochmals vier Wochen weiterdrehen können. Ich wäre sofort bereit gewesen, noch vier alternative Versionen vom Clip zu filmen. Es hat mir wahnsinnig viel Spass gemacht. Zusätzlich hatte ich auch noch Mitspracherecht beim Konzept und bin mit dem Ergebnis überglücklich.


Das Ergebnis des Clips könnt ihr hier nachsehen.

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