Pro Infirmis Graubünden baut Angebot aus
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Pro Infirmis Graubünden baut Angebot aus

Wie wirkt sich die Epidemie auf die Tätigkeit von Pro Infirmis aus?

Pro Infirmis bietet Dienstleistungen im ganzen Kanton für Menschen mit einer Behinderung an. Jährlich werden zwischen 700 und 800 Personen und ihre Angehörigen beraten und unterstützt. Nach dem die ausserordentliche Lage ausgerufen wurde, musste Pro Infirmis die Beratungsstellen schliessen und sofort auf Telefonberatung, Beratung über Mail und andere «kontaktlose» Beratungsformen umstellen. Viele der Menschen, die von Pro Infirmis beraten und begleitet werden, gehören durch ihre Erkrankungen zu einer Risikogruppe. Wir dürfen niemanden einem erhöhten Risiko aussetzen.


Wie geht es den Menschen mit einer Behinderung in Zeiten des Coronavirus?

Nebst den Herausforderungen, die eine Behinderung schon mit sich bringt, ist die Situation für diese Menschen noch schwieriger. Es kommt auf die Behinderung und die persönliche Lebenssituation an. Es gibt nicht die Person mit einer Behinderung. Jede Situation ist individuell und bringt individuelle Probleme oder Bedürfnisse mit sich. Jemand mit einer Körperbehinderung kann sich vielleicht besser neu organisieren als jemand mit einer Lernbehinderung oder eine geistige Beeinträchtigung. Menschen mit einer Behinderung aufgrund einer psychischen Erkrankung sind oft noch stärker belastet. Eine Person, die in ein familiäres Umfeld eingebettet ist kann diese schwierige Zeit häufig besser meistern als jemand, der alleine lebt. Wenn man sich vorstellt: Eine Person lebt alleine in einer kleinen Wohnung, ist psychisch krank und hat vielleicht noch eine Begleiterkrankung, hat eine Sehbehinderung, kann die Tagesstruktur ausserhalb der Wohnung nicht mehr aufsuchen oder hat Existenzängste, weil die Finanzen knapp sind. Viele Faktoren spielen da eine Rolle und kumulieren sich.


Die dargebotene Hand hat einen enormen Anstieg an Anrufen festgestellt. Ist dies bei euch auch so?

Pro Infirmis hat als Fachorganisation für Fragen rund um Behinderungen einen anderen Auftrag als die dargebotene Hand. Dennoch stellen wir fest, dass sich die Fragen und Anliegen an die Mitarbeitenden zu ganz alltäglichen Fragen verschieben. Nebst den Fragen zu Sozialversicherungen, rechtlichen Fragen oder Fragen der Existenzsicherung ist unsere psychosoziale Beratung jetzt sehr wichtig.


Unsere Botschaft lautet: «Wir sind weiterhin für Sie da.» Wir vermitteln in einer verständlichen Sprache Informationen und können so Sicherheit vermitteln. Oft sind offizielle Informationen für Menschen mit einer Lernbehinderung oder einer geistigen Beeinträchtigung nicht oder nur schwer verständlich. Es braucht Informationen in einfacher, in leichter Sprache. Es kommen auch rechtliche Fragen, die über die Sozialversicherungsfragen hinaus gehen. Fragen zum Arbeitsrecht, Mietrecht und vielem mehr.


Wie hilft Pro Infirmis den Betroffenen im Moment?

Wir bieten nun alle Dienstleistungen telefonisch an und halten den telefonischen Kontakt bei Bedarf aktiv aufrecht. Dort wo es dringlich ist, suchen wir die Menschen zu Hause auf – unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen. Zum Beispiel in der Dienstleistung Begleitetes Wohnen. Wir gehen mit unserem Angebot jetzt weit über unseren eigentlichen Auftrag hinaus. Konkret heisst das:

- Persönliche und regelmässige Kontakte über Telefon, E-Mail oder Schriftverkehr

- Organisation von Einkäufen und Botengängen

- Psychosoziale Beratung

- Beratung bei Rechtsfragen

- Hilfe und Unterstützung bei finanzieller Notlage

- Assistenzberatung

- Allgemeine Anliegen


Wo dürfen sich die Betroffenen melden?

Wir sind erreichbar über Telefon 058 775 17 17 oder graubuenden@proinfirmis.ch. Auf der Website www.proinfirmis.ch gibt es zudem die Möglichkeit, online die «Anonyme Beratung» zu nutzen.


Werden die Jubiläumsfestlichkeiten ein wenig getrübt vom Coronavirus?

Die Festlichkeiten und Anlässe im Rahmen des 100-Jahre-Jubiläums müssen warten. Es geht und so wie vielen anderen auch. An der Botschaft und dem Ziel, gemeinsam mit Menschen mit einer Behinderung Wege in eine Zukunft ohne Hindernisse aufzuzeigen, ändert sich nichts.

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