Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Pfarrer Künzle - Erlebnisweg eingeweiht

Vor genau 100 Jahren zog der Kräuterpfarrer Johann Künzle von Wangs nach Zizers, wo er bis zu seinem Tod vor 75 Jahren gewirkt hat. Anlässlich dieses Jubiläums lud die Gemeinde, sowie die IG «Chrut & Uchrut» Schloss Zizers zur Eröffnung des Erlebnisweges ein. Gekennzeichnet sind die fünf Stationen mit Tafeln, welche der Zürcher Grafiker und Ausstellungsgestalter Hanspeter Paoli geschaffen hat. Die Veranstaltung startete beim nördlichsten Teil von Zizers, dem Kräuterdepot. Bartholomé Hunger begrüsste die Besucher und erklärte zugleich, dass hier das «Depot» gestanden habe, wo Künzle seine Heilprodukte hergestellt habe.


Anekdoten aus längst vergangenen Zeiten

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde übergab er das Wort dem ersten Zeitzeugen Georges Däscher, der damals sogar für den Pfarrer Künzle gearbeitet hatte. Humorvoll und voller Begeisterung erzählte der 95-Jährige davon, wie er zweimal pro Tag dem bekannten Heilkundler Briefe von Patienten und Kunden vorbeibrachte. Auch wenn viele dem begnadeten Erzähler noch gerne länger zugehört hätten, ging die Reise zügig weiter zu Künzles ersten Wohnhaus Salvia. Dort wartete Marie-Louise Cadruvi, welche alle voller Begeisterung willkommen hiess. Sie bedankte sie für das Erscheinen und freute sich, dass ihr ehemaliger Nachbar in Zizers noch nicht vergessen worden sei. Sie erzählte, wie das Leben war als es noch kein Toilettenpapier gab und man, wenn die Zeitungen ausgegangen seien, auch mal zu «Plakten» oder sogar einem Tannzapfen gegriffen habe.  


Ein nahbarer Pfarrer

Kräuterpfarrer Johann Künzle hat in der Kirche St. Peter und Paul Zizers keine Predigten gehalten. Er las seine Messen jeweils in der Hauskapelle seines Hauses «Helios». Trotzdem vollzog er Trauungen und wirkte bei Beerdigungen mit, sowie beteiligte sich an Prozessionen. Aus diesem Grund steht die dritte Tafel des Weges heute neben der katholischen Kirche. Auf dieser ist eindrücklich zu sehen, wie gerne Künzle mit Menschen zusammen gewesen ist.


Zizers im Wandel

Dass in den vergangenen 100 Jahren Zizers nicht stillgestanden ist, zeigt ein Blick auf das Gebäude an der Kantonsstrasse 39. Dort hatte Pfarrer Künzle 1939 die «Lapidarapotheke» eröffnet. Heute ist in dem Gebäude ein Dönerladen angesiedelt und abgesehen von der Tafel erinnert leider nicht wirklich viel an die Zeit, als die Hauptstrasse von Zürich nach Chur durch das Dorf führte. Nach dem kurzweiligen geschichtlichen Vortrag von Hans Hürlimann ging es hinauf zur fünften Tafel im oberen Teil des Dorfes. Dort stand bis im Sommer 2007 das Wohnhaus «Helios» und Künzles Neffe Johannes blickte doch ein wenig wehmütig zurück. Man merkte es ihm sofort an, dass es ihm hier vor der Überbauung doch um einiges besser gefallen hatte.


Ehre, wem Ehre gebührt

Sein Onkel habe jeweils sofort erkannt, was den Menschen fehle, sagte Johannes Künzle voller Stolz. Diese Direktdiagnosen hätten sich schnell herumgesprochen und ihn verdientermassen so erfolgreich gemacht. Hier oben habe sich der Pflanzenheilkundler sehr wohl gefühlt und oft habe man ihn lesend auf der Bank vorne an der Ecke antreffen können. Der letzte Teil des Erlebnisweges liegt unterhalb des Tennisplatzes, wo ein Pfarrer-Künzle-Ruhebänklein aufgestellt wurde. Dieses hat der Schreinermeister Heinz Däscher geschaffen, der am Ausgangspunkt, im Haus Depot wohnt und auch dort seine Schreinerei hat. Gemeindepräsident Peter Lang hat dem Erlebnisweg zusätzlich eine Linde gestiftet, die er bei strömendem Regen der Erde übergab. Er bedankte sich nochmals herzlich bei den Zeitzeugen, den Organisatoren vom Verein «Chrut und Uchrut» Anne-Käthi Keller Manhart, Hanspeter Paoli und Edmund Manhart für ihren unermüdlichen Einsatz den Kräuterpfarrer Johann Künzle Zizers ins Bewusstsein zu rufen. Der Erlebnisweg sei eine wundervolle Angelegenheit, die nachhaltig über das Gedenkjahr 2020 Bestand haben werde.

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