«Synchronism» im Soundcheck
Episch und imposant startet das Album mit dem Track «The Untold». Dieser ist zu Beginn hymnenhaft, verwandelt sich dann aber zügig in ein schnelles Metalstück. Dieses geizt nicht mit Headbangerparts und liefert schon mal einen Vorgeschmack, was die Hörerschaft auf dem restlichen Longplayer erwartet. Ein Opener mit Ansage!
Dass das erste Lied nicht zu viel versprochen hat, zeigt der Titeltrack «Synchronism». Die Doublebass, das Gitarrenlick im Refrain und zusätzlich noch die sehr angenehme Stimme von Nicole Hartmann – das alles zusammen ergibt einen exquisiten Ohrenschmaus! Krass, dass diese Band aus der Region stammt, denn hier stimmt doch einiges. Ich denke, wer mit gesunden Ohren Miracle Flair hört, realisiert blitzschnell, dass sie auch locker neben internationalen Grössen wie Within Temptation, Evanescence oder Nightwish bestehen können.
Weiter geht’s mit der Nummer «What remains», die nicht ohne Grund auch als Video ausgekoppelt wurde. Das könnte live ein regelrechter Reisser werden, bei dem das Publikum mal so richtig abgehen und die Sau rauslassen kann. Der Klang der Band ist angenehm hart und druckvoll, beinhaltet aber trotzdem Melodien, die sofort ins Ohr gehen, wie sie es hier beispielhaft vorzeigen.
«Torn inside» ist ein richtiges Brett. Hier formen sich bei mir sofort die Devilhorns und ich staune, wie verdammt tight und kraftvoll die Musiker ihre Noten am perfekten Ort platzieren. Durch dies und die sehnsüchtige Stimme geht der Track ziemlich direkt unter die Haut und berührt tief. Wow!
«Presence of Death» beginnt geheimnisvoll und düster. Dann geht die Nummer aber ziemlich direkt und mit viel Karacho nach vorne. Das Synthi-Solo zieht einem dann mal noch beiläufig die Socken aus und beweist, dass der musikalische Mastermind Daniel Maurizi nichts dem Zufall überlässt und genau weiss, wohin er mit dem Sound der Band will.
«Torture myself» ist ein Highspeed-Massaker und ich beneide den Drummer nicht, der sich der Mammutaufgabe stellt und diese schnellen Nummern irgendwann drauf packt. Diese Art von Musik braucht die von der Band vorgetragene Präzession, weshalb ich es gut verstehen kann, dass der Platz hinter der Schiessbude immer noch vakant ist. Aber wer international Furore machen will, braucht eine richtige Drummashine mit einem einzigartigen Punch. Erinnert ihr euch noch, welchen krassen Verschleiss an Trommlern Krokus hatte?
Kein Müdigkeitserscheinungen zeigt auch «In Charge», welches einen unglaublich eingängigen Refrain vorweist, der auch bei einem Popsong wundervoll funktionieren würde. Dieser eigenständige Mix der Formation ist grandios und schafft es auch Hörerinnen und Hörer aus anderen Genres für härtere Klänge zu begeistern, was man Miracle Flair definitiv hoch anrechnen kann.
Hui, «In Love and Hate» klingt fast ein wenig nach HIM, was bei mir wundervolle Erinnerungen weckt. Das Gitarrensolo ist Weltklasse und der begleitende Tom-Beat bringt mich als Schlagzeuger sofort zum Strahlen. Frische Musik, mit einem Schuss Nostalgie punktet bei mir immer und ich denke, wenn ich einen Lieblingssong der Platte auswählen müsste, würde die Wahl wahrscheinlich auf diese runde Geschichte hier fallen.
«Lost in the Void» ist Headbangerstoff und auch für Gitarrennerds ein Lehrstück in Sachen Komposition und Virtuosität. Der ruhige Teil verleiht dem Stück eine Tiefe und einen wundervollen Kontrast zur druckvollen Klangwand, welche Daniel Maurizi und Chris Deml hier servieren. Wie hat es Jack Black mal so schön gesagt: «You can't kill the metal. The metal will live on.» Hier wird er nicht nur am Leben erhalten, sondern regelrecht zelebriert. Hell yeah!
Der leider schon letzte Track der CD ist «Echo of Fears». Auch hier lässt sich die Kombo nicht lumpen und serviert ein Werk voller Atmosphäre und Kraft. Die langgezogenen Passagen des Refrains sind episch und das Gesamtkonzept geht erneut hervorragend auf. So klingt es also, wenn sich echte Koryphäen gefunden haben.
Schlussfazit:
Miracle Flair’s Album «Synchronism» ist ein stimmiges modernes Metalalbum, welches auch im Ausland ein Ausrufezeichen für die Schweizer Musikszene setzt. Kaum zu glauben, dass hier Musikerinnen und Musiker aus der Region am Werk sind, denn der Longplayer punktet mit einer tighten und internationalen Produktion, die ihresgleichen sucht. Die CD ist nicht nur für Einsteiger in die harten Klänge sehr gut geeignet, sie beweist zudem, wie viel möglich ist, wenn mit Leidenschaft gemeinsam an einem Traum gearbeitet wird. Hoffen wir sie finden auch noch das passende Puzzleteil am Schlagzeug, dann steht der organisch wachsenden Erfolgsgeschichte der Band im Ausland eigentlich nichts mehr im Weg.