Pascal Geisers «Lucky man» im Soundcheck
Mit einem satten Bläsersatz und viel Wucht beginnt der musikalische Ritt mit dem Titellied «Lucky man». Auch wenn alle den Blues haben, verbreitet dieses Eröffnungsstück doch eine formidable Laune, die durch die «Schnorragiiga» zusätzlich aufgewertet wird. Cool!
«Memphis here I come» ist auch ziemlich bluesig, aber am Anfang noch ein wenig zurückhaltender. Das Stück, welches verstohlen aus den Boxen huscht, gefällt sofort, da es irgendwie einen gefährlichen Unterton ausstrahlt, der einem sofort in den Bann zieht.
«My Pillow» beginnt mit einem kurzen Drumsolo, ein verrückter Bläser gesellt sich dazu und im Handumdrehen geht die Party ab. Es klingt wie in einer Taverne im wilden Westen kurz nach Mitternacht. Das etwas andere Liebeslied bleibt sofort hängen, da es so wunderbar schräg und dadurch auch sehr lebhaft klingt. Grandios!
Das nachdenkliche «Blues on my Tail» hat viel Popappeal und lässt einem tief eintauchen in die dunkelblauen Noten. Spannend, wie die Töne immer mehr ineinander verschwimmen und einem so suggeriert wird, dass es einem, wenn man dann den Blues erwischt hat, auch ziemlich schnell in die Tiefe ziehen könnte.
«Now you’re gone» ist auch traurig, aber nicht so hoffnungslos wie sein Vorgänger. Es ist so ein klassischer Abschiedssong, der allen mit gebrochenen Herzen sehr bekannt vorkommen könnte. Das leidende Gitarrensolo spricht Bände und geht ganz tief unter die Haut.
«First Time I felt the Blues» klingt sehr nostalgisch und erzählt die Geschichte von Pascal Geiser. Spannend, wie er nochmals zurückschaut und erläutert, wie ihn der Blues damals gepackt und seither nie wieder losgelassen hat. Irgendwie befreiend, wenn man die Musik machen kann, die man selber so sehr liebt.
«Song for Oliver» ist eine langsame Nummer, die mich ein wenig an Gary Moore erinnert und aufzeigt, dass Pascal Geiser sich definitiv nicht hinter internationalen Bluesgrössen verstecken muss. Die Gitarren geht ans Herz, die erzählte Geschichte lässt einem gebannt lauschen und die Band im Hintergrund ist groovig unterwegs… Was will man denn noch mehr?
«Take it or leave it» ist eine befreiende Aufmunterungsnummer und eignet sich ideal als Frühlingssoundtrack. Die positive Message ist ansteckend, die Bläser berührend und der Refrain so wahnsinnig catchy, dass er sofort von allen mitgesungen werden kann.
Die Ballade «Sad Stranger» ist musikalisch irgendwie anders gestrickt und könnte mit ihrem Klang auch eine Popplatte bereichern. So klingt Facettenreichtum und das Lied zeigt ausgezeichnet, dass es bei den blauen Noten ebenfalls ein breites Spektrum an Tönen gibt.
«Saturday Night» ist der Partysong schlechthin. Gegen Ende des Albums kommt nochmals Stimmung auf, die Tanzschuhe werden geschnürt und das Lied lässt kaum jemanden kalt. In der aktuellen Zeit fast nicht vorstellbar, aber es gab mal eine Zeit, da konnte man am Wochenende mächtig einen drauf machen…
Der letzte Song der Platte heisst «Feels like Rain». Es ist eine tieftraurige Nummer, die nochmals viel Emotionen an den Tag legt und den Tonträger optimal abschliesst.
Schlussfazit:
«Lucky Man» von Pascal Geiser ist ein Bluesalbum, welches es schafft, auch die Herzen einer Hörerschaft ausserhalb der Szene zu erreichen. Das Werk zeigt, dass auch ein glücklicher Mensch den Musikstil Blues zelebrieren und damit überzeugen kann. Immer wieder spannend, was in den Schweizer Bandräumen für Perlensammlungen entstehen, die in der Flut der kommerziellen, aber eintönigen Veröffentlichungen fast ein wenig untergehen. Pascal Geiser gibt mit seinem Album Gegensteuer und führt vor, wie es klingt, wenn ein grandioser Geschichtenerzähler seine Texte mit handgemachte Musik mit Seele verbindet. Mehr davon!