Neuer Förderverein gegründet
Fördern und Unterstützen von Musik und Kunst aus Graubünden ist ein weitläufiger Begriff. Was sind die konkreten Ziele vom Verein Cultura – Kulturaustausch?
Der Verein hat sich der immateriellen und materiellen Förderung von Musik, Kunst und Qultur in und aus Graubünden verschrieben. Wir wollen jungen Kunstschaffenden aus Graubünden eine Plattform und somit Möglichkeiten bieten, ihre Ideen und ihre Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können. Ein weiterer Punkt im Vereins-Portfolio ist die Planung, Entwicklung, Produktion und Durchführung von sparten- und grenzübergreifenden Qulturanlässen und Qulturprojekten mit Künstlern jeglicher Couleur. In diesen Bereich fallen auch finanzielle oder fachliche Unterstützungen und Begleitungen. Ganz allgemein sieht sich der Verein zudem als Schaltzentrum für die Bewerbung der verschiedenen Qulturangebote. Vorerst, das heisst während dem Aufbau der Vereins-Infrastruktur, unterstützen wir vor allem das Vokalensemble incantanti und seine Austauschprojekte. Später sollen dann nach und nach weitere kulturelle Projekte verschiedener Gruppen, Institutionen und Vereine ideell und finanziell unterstützt werden.
In der Medienmitteilung steht, dass sich der Verein insbesondere für die Zukunft der jungen «incantanti»-Chormusik einsetzt. Liegt euer Fokus also vor allem auf Chormusik?
Vorerst ja. Grundsätzlich setzen wir uns jedoch ganz allgemein für Chorgesang, Musik und Kunst aus Graubündenein. Und das mit sehr viel Herzblut und Engagement. Dies, weil wir von der Qualität und der Aussagekraft vom Bündner Musik- und Qulturschaffen überzeugt sind und nach wie vor an deren Zukunft glauben. In dieser schwierigen Zeit sogar noch um so mehr. Wir wollen jungen Qulturschaffenden die Möglichkeit bieten, ihrer Berufung nachgehen und sich so künstlerisch ausdrücken zu können. Es geht nicht zuletzt auch um Erlebnisse. Nehmen Sie das Beispiel des Vokalensemble incantanti. Dank den diversen erfolgreichen Auftritten an Konzerten und Wettbewerben im In- und Ausland trägt das Ensemble nicht bloss ein Stück Bündner Qultur in die weite Welt hinaus, sondern schafft für jedes einzelne Mitglied auch unvergessliche Momente des gemeinsamen Erlebens. Und dies auf einem künstlerisch enorm hohen Niveau. Genau solche Werte und Momente wollen wir mit unserem Verein fördern respektive ermöglichen.
Wer mischt alles mit beim Verein?
Präsidiert wird der Verein vom Spitzenchirurg und ehemaligen Direktor der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals Zürich, Martin Meuli. Unterstützt wird er im Vorstand durch Stefan Schena, den Vorsitzenden der Geschäftsleitung der ÖKK in Landquart, Barbara Janom Steiner, der ehemaligen Politikerin und Rechtsanwältin aus Scuol, dem Bündner Unternehmensberater und ehemaligen CFO und Stv. CEO der Somedia Alois Bearth sowie durch mich in der Rolle der Vize-Präsidentin. Aktuell sind wir aktiv auf Mitgliedersuche, damit unser Vorhaben und somit die jungen Bündner Musikschaffenden in Zukunft auf eine möglichst breite Unterstützung zählen können.
Das sind einige namhafte Qulturinteressierte. Wer hat die Idee angestossen gleich einen Verein ins Leben zu rufen?
Das war ein langer Prozess. Ein ausschlaggebender Impuls war sicherlich ein Qulturaustauschprojekt des Vokalensembles incantanti mit dem walisischen Jugendchor Côr Siambr Canolfan Gerdd William Mathias aus Caernarfon im Jahr 2016. Im Zentrum dieses Projekts stand der Austausch zweier Sprachminderheiten – dem Walisischen und Romanischen. So entstanden gemeinsame Workshops, Proben, Auftritte und Ausflüge, durch die die jungen Sängerinnen und Sänger jeweils eine neue Qultur kennenlernen und musikalisch neue Impressionen mitnehmen und erleben konnten. War es qulturell und auch künstlerisch eine ungemein bereichernde Zeit für alle Beteiligten, entstand gleichzeitig aber auch die Erkenntnis, dass es unheimlich schwierig ist, solche Austauschprojekte zu finanzieren. Ein Umstand, der aus unserer Sicht verbessert werden muss. Deshalb hat sich im Laufe der Jahre die Idee eines Fördervereins stetig weiterentwickelt und konkretisiert bis eben hin zur Gründung von «Cultura-Kulturaustausch».
Wäre die Gründung auch ohne Corona angedacht gewesen oder hat die Pandemie das Ganze beschleunigt?
Wie gesagt, die Idee dieses Fördervereins entstammt aus einem langen Prozess, der vor allem im Zeitraum der letzten zwei Jahre immer mehr Formen angenommen hat. Deshalb ja, die Gründung des Vereins wäre auch ohne Corona angedacht gewesen. Die Pandemie hat die Vereinsgründung sogar eher verlangsamt.
Wie schwierig ist es, die Jungen für Musik, Kunst und Chorgesang zu begeistern?
Im Moment ist es unmöglich. Dies liegt jedoch nicht an mangelndem Interesse seitens der Jugendlichen, sondern an der aktuellen Krisensituation und den daraus resultierenden brutalen Folgen für die Qultur im Allgemeinen und für den Chorgesang im Besonderen. Doch gerade in dieser Zeit scheint es uns wichtig, ein Zeichen für die Musik und für die Qultur zu setzen. Wir glauben nach wie vor an die Zukunft des Chorgesangs und der Musik. Und wir glauben auch nach wie vor an die Wichtigkeit des gemeinsamen, kulturellen Austauschs. Ziel ist es, über die Vertiefung in die eigene Qultur, die Andersartigkeit des vorerst Unbekannten schätzen und bewundern zu lernen. Zuerst muss das Eigene erfahren und erlebt werden, bevor das Fremde und Neue richtig geschätzt werden kann. Und genau dieses Erlebnis ermöglichen Qulturinstitutionen wie eben beispielsweise das Vokalensemble incantanti.
Konzerte waren in diesem Jahr Mangelware. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Der Ausfall von derart vielen Konzerten macht nicht nur die direkt Betroffenen (Sängerinnen und Sänger) traurig, sondern auch die Menschen in diesem Land. Denn die Qultur gehört zu unserem Alltag und macht uns Menschen glücklich. So mussten wir beispielsweise im Schweizerhof auf unser Jubiläumsdinner «Die fliegende Kuh» verzichten. Immerhin konnten wir anfangs Oktober noch ein kurzes Alternativprogramm auf einem Rundgang durchs Hotel – mit viel Distanz zu den 30 geladenen Gästen – anbieten. Der Gesang ging mitten ins Herz und die Gäste waren berührt und voller Emotionen. Traurig bin ich persönlich auch, dass wir in diesem Jahr den Zauberwald absagen respektive aufs 2021 verschieben mussten, denn das Vokalensemble incantanti wäre ebenfalls an einem Abend dort aufgetreten und hätte sicherlich viele Emotionen auf der Waldbühne ausgelöst. Umso mehr freuen wir uns alle auf den Zauberwald-Aufritt im 2021 und hoffentlich noch auf viele weitere.