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Nachgefragt bei Ladina Bordoli

Dein Buch ist seit kurzem draussen. Wie sind die ersten Reaktionen darauf?

Sehr erfreulich! Viele Leser haben sich bereits im Vorfeld auf das Buch gefreut und mir schöne Bilder gesendet, sobald das Buch angekommen ist oder sie es irgendwo gesehen haben. Einige haben es auch bereits gelesen, weil sie so neugierig auf die Geschichte waren. Am meisten freut mich jedoch, wenn ich anhand der positiven Feedbacks sehe, dass meine Geschichte nicht nur gefallen hat, sondern dass es mir als Autorin gelungen ist, die Figuren und ihre Schicksale so zu beschreiben, dass sie exakt so empfunden wurden, wie ich es darstellen wollte. Aus Erfahrung weiss ich, dass das nicht so einfach ist.


Gibt es Bücherwürmer, die dein neues Buch jetzt schon in einem Zug verschlungen haben?
Ja, die gibt es definitiv. Einige Blogger hatten das Buch schon ein paar Tage vor dem Veröffentlichungstermin in den Händen und manche haben es tatsächlich innerhalb von 2-3 Tagen verschlungen. Eine Leserin schrieb sehr charmant, dass sie das Buch derzeit «im Auto, beim Kaffee und sonst wo begleitet».


Deine Mandelli-Saga spielt in drei verschiedenen Zeitzonen. Welche war für dich von der Recherche her, die spannendste?
Ich würde sagen, das war die Zeit, in der Band 1 spielt. Bei den anderen zwei gab es betreffend der Zeitzone weniger zu recherchieren, da sie neuzeitlicher angesiedelt sind. Dafür gab es dort andere, nicht mit der Zeit verbundene Themen, die ausführlich recherchiert werden mussten, das war natürlich auch sehr lehrreich. Beim «Fundament der Hoffnung» habe ich aber sehr viel Spannendes gelernt. Zum Beispiel, ob es damals schon Antidepressiva gab und wie die später erfunden wurden, welche Fahrzeugmodelle gerade auf dem Markt waren, welche Kleidung man trug, wo es damals das nächste Krankenhaus gab und natürlich wie es vor Ort aussah. Zum Zeitpunkt der Manuskripterstellung kannte ich Cerano d’Intelvi nämlich nur von Fotos und Landkarten.


Jedes deiner drei Bücher dreht sich um eine starke, weibliche Hauptfigur. Wie viel Ladina steckt in jeder von ihr?

Schwierig zu sagen. Ich denke mal, dass in jeder der drei unterschiedlichen Frauenfiguren etwas von mir drinsteckt. Es macht den Text authentischer, wenn Fragmente persönlicher Erfahrung miteinfliessen. Dennoch sind es keine Biografien. Jede Figur hat ihren eigenen Charakter und Lebensweg, der sich in seiner Gesamtheit von meinem unterscheidet. Es hat auch vieles in den Figuren und der Geschichte drin, das mir vielleicht mal jemand erzählt hat, das ich irgendwo gelesen oder einfach beobachtet habe. All das wird dann im Kreativprozess zu einem bunten Knäuel vermischt und ergibt schliesslich Figuren und Handlung.


Der Comer-See spielt in deiner Familiengeschichte, aber auch in deinen drei Büchern eine tragende Rolle. Wie wichtig sind dir Begebenheiten, die du gut kennst, um deine Geschichten zum Fliegen zu bringen?

Ich habe auch schon mehrere Romane geschrieben, die an Orten spielen, die ich nicht kenne. Es hat beides seinen Reiz, finde ich. Man spart Recherchezeit, wenn man über Orte oder Themen schreibt, die man kennt. Es ist aber auch weniger spannend und lehrreich. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Leser jene Texte, die beispielsweise an mir bekannten Orten spielten, stets als besonders authentisch empfanden. Das lag zum einen daran, dass der Schauplatz nicht so klischeehaft gewählt und daher bei den Lesern wenig bekannt war. Zusätzlich war eine facettenreichere und detailliertere Beschreibung von Themen, Orten und der Qultur möglich.


Wie oft wirst du gefragt, ob die Mandelli-Saga die Familiengeschichte der Bordolis ist?

Oft. Sehr oft. Das hat mich zu Beginn des Projekts sogar der Verlag gefragt. Ich glaube, die Leute haben da einfach eine viel zu romantische Vorstellung der Geschichte. Die wahre Familiengeschichte der Bordolis ist ziemlich unspektakulär, für die damalige Zeit auch nicht aussergewöhnlich und kann auf unserer Firmen-Website nachgelesen werden. Wie ich oft erkläre, hat sie mich einfach dazu inspiriert, diese Familiensaga zu schreiben. Und das eigentlich auch erst, nachdem meine Agentin, Alisha Bionda, mich beim Brainstorming-Urlaub darauf angesprochen hat. Zu Beginn fand ich die Idee, mich von unserer Familiengeschichte inspirieren zu lassen, äusserst seltsam und befremdlich. Wir lachen heute noch über meinen zweifelnden Gesichtsausdruck! Ich hatte einfach nie darüber nachgedacht, welches Potenzial diese Geschichte eigentlich birgt. Erst als ich mich näher damit beschäftigte, merkte ich, wie sehr mich der Stoff begeisterte und kreativ beflügelte.


Beim Schreiben eines Buches liest man es oft selbst mehrere hunderte Male. Was machst du, wenn dir beispielsweise mal eine Geschichte verleidet?

Man kann es sich bei solchen Prozessen schlichtweg nicht leisten, nachlässig zu werden und das nehme ich sehr ernst. Meistens ist es aber so, dass zwischen den einzelnen Überarbeitungsdurchgängen Pausen entstehen, weil die Texte ja ständig zwischen mir und den Lektoren hin und her wechseln. Da kann es auch mal sein, dass man, während man auf den einen Text wartet, an einem anderen weiterarbeitet und dadurch ein wenig Abstand zum Projekt gewinnt. Das ist sehr hilfreich.


12 Bücher sind es bis Ende Jahr, die du veröffentlicht hast. Welches eignet sich am besten als Einstieg in dein Werk?

Das ist noch schwierig zu beantworten, da ich in sehr unterschiedlichen Genres veröffentlicht habe. Am beliebtesten waren bisher «Das Tal der Rosen», das 2017 beim digitalen Label von Bastei Lübbe erschien, und «Der Tod lässt kein Schwein kalt», das dieses Jahr als Taschenbuch beim Piper Verlag veröffentlicht wurde.


Warum gibt es eigentlich kein Hörbuch zu deinen Büchern?
Das entscheidet der Verlag. Welche Kriterien dazu führen, dass es von manchen Büchern auch Hörbücher gibt und wie da die internen Prozesse ablaufen, weiss ich leider nicht. Es besitzt ja auch nicht jeder Verlag ein eigenes Hörbuch-Label.

Ist so was zukünftig geplant?

Auch das weiss ich leider nicht, das sind interne Entscheide, die nicht in meiner Kompetenz liegen. Aber, so unter uns: Ich hoffe es natürlich ganz fest! Ich wünsche mir schon sehr lange, dass mal einer meiner Romane als Hörbuch erscheint, das wäre fantastisch! Drücken wir also die Daumen, dass es vielleicht bald einmal klappt.


Was gönnst du dir als Belohnung nach der stressigen Zeit in den vergangenen zwei Jahren?

Nichts Besonderes. Ich arbeite weiter, einfach etwas entspannter und mit weniger Druck. Meine Belohnung ist, dass ich so viele wunderschöne Bücher veröffentlichen darf. Es ist ein absolutes Privileg, dass ich von so unglaublich vielen, kompetenten Leuten aus der Branche (Verlage, Agentur, Presse, Autorenkollegen), aber auch von meiner Familie und meinem Partner unterstützt werde. Im Hintergrund gibt es sehr viele Leute, die schon sehr lange an mich glauben, mich kontinuierlich fördern und viel Zeit, aber auch Geld, in mich investiert haben. Das ist in einer dermassen hart umkämpften Branche und insbesondere in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Wenn ich überdies noch viele Leser mit meinen Texten berühren und begeistern kann, bin ich ein sehr glücklicher Mensch. Das alles ist für mich Belohnung genug.

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