Ladina Bordoli: «Ich liebe, was ich tue.»
Die ersten Rückmeldungen auf ihren Krimi seien sehr positiv ausgefallen, was sie persönlich natürlich wahnsinnig freue, erzählt Ladina Bordoli. Es ist das inzwischen neunte Buch der Prättigauerin, die stets sehr viel Zeit und Motivation für ihre Leidenschaft findet. «Ich bin von Natur aus ein sehr umtriebiger Mensch und war schon immer Geschichtenliebhaberin. Eine Welt ohne Kreativität wäre für mich undenkbar. Natürlich gibt es Momente, in denen ich aufgrund meiner beiden anderen Tätigkeiten oder vieler parallel laufender Schreibprojekte einfach zu erschöpft bin, um kreativ und produktiv zu sein. Zu einer Schreibblockade führte das trotzdem nie. Es gibt einfach Tage, da ist der Output geringer als an anderen, aber das ist wohl bei jeder Tätigkeit und bei jedem Beruf der Fall.»
Ausgelernt hat man nie
2008 erschien der erste Roman, der in Jenaz aufgewachsenen Autorin mit dem Titel «Wild Cherry». Vergleichen könne man ihr erstes Buch nur schwierig mit dem aktuellen. «Das war mein erster Gehversuch in der Literaturbranche und diesen Zweck hat das Buch auch erfüllt. Die positive Resonanz der Leute damals auf meinen Text sowie erste Erfahrungen bei Lesungen haben mich dazu ermutigt, weiterzumachen. Danach fing die Arbeit aber erst an. Nicht nur war «Wild Cherry» ein komplett anderes Genre als der aktuelle Roman, es ist auch aus technischer und handwerklicher Sicht sowie in Bezug auf die Verlagsarbeit völlig unprofessionell.» Aller Anfang ist schwer und trotzdem ist Bordoli zufrieden mit der Weiterentwicklung, die sie in den vergangenen 12 Jahren durchlaufen habe. Als ihr erstes professionelles Werk würde sie aber erst «Die Lazarus Verschwörung» bezeichnen, die 2016 beim Fabylon-Verlag erschien. Erstmals kam es damals auch zur Vermittlung durch die Literaturagentur Ashera, was ihre Arbeit grundlegend verändert habe. «Durch die Zusammenarbeit mit Alisha Bionda, beziehungsweise der Agentur Ashera, hatte ich seit 2013 Leute an meiner Seite, die bereits über zwanzig Jahre in der Branche tätig waren, sowohl als Autoren wie auch als Verleger und Lektoren. Diese Mentoren unterstützen mich noch heute und tragen massgeblich zu meiner kontinuierlichen Entwicklung als Autorin bei. Ausgelernt hat man in diesem Beruf nie.»
Dank dem Netzwerk funktioniert es
Wenn die Schriftstellerin heute zurückdenkt, sind es nicht die Verkaufszahlen, sondern viel mehr die Unterstützung durch zahlreiche Menschen, die sie erfreuen. «Am meisten bleibt mir da die Zusage meiner heutigen Agentin Alisha Bionda in Erinnerung. Nach einigen Irr- und Umwegen, als ich schon gar nicht mehr daran glaubte, kam eine Mail mit dem Satz: «Ich würde sehr gerne mit Ihnen zusammenarbeiten.» Man muss bedenken, dass ich damals als Autorin noch beinahe unbrauchbar war. Alisha wohnt auf Mallorca, wir kannten uns also nicht. Dennoch, und das erstaunt mich in der Retrospektive immer wieder, hat sie mich unter ihre Fittiche genommen und ist heute noch stets für mich da. Aus heutiger Sicht weiss ich, dass ich für sie in erster Linie sehr viel Arbeit bedeutet habe (und vermutlich ist das noch immer so!). Alisha hat sich trotzdem dazu entschlossen, mir eine Chance zu geben; auf die Gefahr hin, dass die Mühe umsonst sein würde. Heute ist Alisha nicht mehr bloss meine Agentin und Mentorin sondern auch meine Freundin geworden. Das ist aber nicht alles: Ich habe in den vergangenen Jahren auch unglaublich viel Unterstützung von Verlagen, Lektoren, Autorenkollegen und nicht zuletzt von meiner Familie und meinem Partner erhalten. Ohne dieses wohlwollende Netzwerk, das immer an mich geglaubt, mich gefördert und mir den Rücken freigehalten hat, wäre ich heute nicht hier. Der enorme Einsatz der Menschen für mich und meine Leidenschaft hat mich weit mehr berührt als die Tatsache, das eigene Buch schlussendlich in den Händen zu halten.»
Ein Krimi aus dem Prättigau
Sie sei keine Heimatbotschafterin, die ausschliesslich über das Prättgau schreibe, sagt Ladina Bordoli, die heute in Schiers wohnt. Trotzdem spiele ihr neuer Roman, welcher sich um die Themen Mord, Schnee, Wollschweine, Aberglaube, das Landleben und den irrwitzigen Ermittlungsversuch zweier Sonderlinge drehe, dort. «Der Schauplatz war in diesem Fall der ausdrückliche Wunsch des Verlags und hat sich auch aus den typischen Komponenten des Genres ergeben. Natürlich schreibe ich sehr gerne über meine Heimat, aber es muss nicht sein, mich faszinieren andere Schauplätze genauso. Wer all meine Romane kennt, hat das bestimmt schon bemerkt. Wie ich schon öfters sagte, ist das Prättigau mein «Auenland». Mein Herz gehört zweifellos immer hierher und hier fühle ich mich am besten aufgehoben. Zu einer Abenteuerreise durch «Mittelerde» würde ich allerdings nicht nein sagen.» Im Prättigau, genauer gesagt in Jenaz, steht auch die Firma Bordoli Erben AG, bei welcher Ladina neben dem Schreiben arbeitet. Diese Balance zwischen Job und dem Schreiben funktioniere nach wie vor sehr gut. «Zwischenzeitlich sind mein Bruder und ich zu gleichen Teilen an der Firma beteiligt, unser Aufgabengebiet und unsere Verantwortung haben also eher noch zugenommen. Wie ich bereits sagte, bin ich von Natur aus eine engagierte Person. Nicht aus Ehrgeiz oder weil ich bestimmte Ziele verfolge, sondern aus Interesse, Leidenschaft oder Freude am Tun. Entsprechend mache ich auch nichts, was für mich keinen Sinn ergibt. Das hat zur Folge, dass ich mich nicht so sehr nach einem Kontrastprogramm sehne oder «eine Auszeit vom Alltag» brauche, weil ich grundsätzlich liebe, was ich tue und zwar in allen Bereichen. Trotzdem setze ich gesunde Grenzen, wenn es nötig ist. Auch ich bin gelegentlich erschöpft, brauche etwas Ruhe, Zeit für mich. Dann ziehe ich mich in meine Schale zurück; das nenne ich «Austernzeit». Meistens führt das jedoch über kurz oder lang dazu, dass neue Ideen und Taten in meinem Geist erwachen und auf geht es zu neuen Abenteuern!»
Der gewisse Biss
Die Pandemie habe ihr Schreibverhalten nicht wirklich beeinflusst. Es sei eher so gewesen, dass sie tendenziell weniger Zeit für Kreativität gefunden habe. «Allerdings wurden die Veröffentlichungstermine der Mandelli-Saga, die dieses Jahr bei Heyne erscheint, um knapp ein Jahr verschoben. Das kam mir aber ganz gelegen, weil das Projekt mit den ursprünglich geplanten Deadlines fast nicht umsetzbar gewesen wäre.» Die 37-Jährige hat ihren Rhythmus gefunden und betreibt bei den Tipps für den schreibenden Nachwuchs keine Augenwischerei. «Durchhaltevermögen, Disziplin und der Wille, ständig an sich zu arbeiten, zu lernen und zu wachsen sind meines Erachtens unabdingbar, wenn man diesen Weg gehen will. Das Autorendasein ist eine sehr eigenwillige Mischung aus Kreativität und handwerklichem Pragmatismus und erfordert sehr viel Arbeitsleistung. Nur wer willens ist, hart und mit viel Hingabe zu arbeiten, erreicht auch etwas. Das klingt nicht sehr ermutigend, aber es ist die Wahrheit, wie ich sie erlebt habe.» Diese klare Sicht der Dinge hat bei Ladina Lucia Bordoli schon zu Erfolgen weit über die Grenzen des Prättigaus hinaus geführt. Auch im Jahr 2021 werden wir von ihr definitiv noch vieles hören, denn im Hinterkopf der Bündnerin schlummern noch unzählige Geschichten, die auf Papier gebannt werden wollen.