Nachgefragt bei Andrea Bignasca
Endlich kannst du mit deinen neuen Songs wieder auf Tournee. Wie sehr hat dir das gefehlt?
Sehr! Ich wusste, dass ich es vermisst habe, aber ich wusste nicht wie sehr, bis ich mich wieder auf einer Bühne befand. Manchmal braucht man eine Pause, aber das war eine zu lange Pause.
Wie waren die ersten Shows nach der langen Konzertpause?
Ich habe ein paar Shows gebraucht, um mich wieder ganz wohl zu fühlen, danach ging es aber ziemlich schnell. Das Tolle ist, dass ich wieder mit ganz unterschiedlichen Shows angefangen habe, von ganz gross bis ganz klein, was es mir ermöglicht hat, auf verschiedenen Ebenen wieder mit dem Publikum in Kontakt zu treten.
Für richtig guten Blues braucht es eine Schuss Melancholie. Kann man überhaupt deprimiert sein, wenn man aus dem Tessin kommt?
Hahaha, das gelingt mir sehr einfach.
In deiner Biografie habe ich gelesen, dass du dir das Gitarrenspiel komplett selbst beigebracht hast. Empfindest du zu viel Theorie als Kreativitätskiller?
Nein, nicht unbedingt. Aber um wieder kreativ zu sein, müsste ich die Theorie wieder mehr beherrschen. Das würde etwas Übung brauchen.
In deiner Karriere hast du inzwischen über 200 Shows gespielt. Welche bleiben dir da speziell in Erinnerung?
Ich muss ehrlich sein, ich habe ein bisschen ein Durcheinander zwischen all den Shows. Montreux war sicherlich etwas ganz Besonderes, wie auch die Konzerte im Teatro Sociale in Bellinzona.
Vor ein paar Wochen haben wir in Glarus gespielt. Dies war bis jetzt die grösste Bühne überhaupt und es war der Hammer.
Trotz deinem eher unkommerziellen Ansatz spielen diverse Radios deine Musik. Zahlt sich das intensive Touren und der Durchhaltewillen am Schluss doch aus?
Ja, hoffentlich zahlt es sich aus. Ich hoffe aber auch, dass die Songs selbst genügend überzeugend sind, um ihren Weg ins Radio zu finden.
Im Frühling bist du auf Platz 10 der Hitparade gelandet. Wie hast du den Erfolg der Platte «Keep me from drowning» erlebt?
Ich war definitiv glücklich! Es war aber auch irgendwie seltsam, denn normalerweise spielt man viele Konzerte, wenn man ein Album veröffentlicht und das war bei diesem nicht der Fall auf Grund der Pandemie. Es hat das Gefühl gefehlt, was die Emotionen in den Gesichtern der Konzertbesucher mit uns auf der Bühne machen während einer Show.
Bist du schon wieder an neuem Material dran?
Ja, aber ich erzähle es niemandem.
Ende September spielst du im fabriggli. Ganz aus der Nähe kommt auch dein Tour Manager Finlay. Ist die Ostschweiz fast ein wenig dein zweites Zuhause geworden?
(Lacht) Ich bin damit einverstanden, meine Mutter kommt aus Schaffhausen, das zählt auch als Ostschweiz, oder? Tatsache: Finlay hat mich zum ersten Mal genau im fabriggli gesehen, vor etwa fünf Jahren.
Als Support tritt dort die Luzernerin Julia Heart auf. Schaust du dir deine Vorgruppen jeweils an oder bist du vor deinen Konzerten so konzentriert, dass dir dafür der Nerv fehlt?
Ich schaue mir immer mindestens ein paar Songs an, und Julia sollte man NICHT verpassen!