Kinderbuch behandelt Tabuthema
Herr Meocci, Weihnachten wird turbulent dieses Jahr. Wieso?
Wegen Bärtchen, der vorwitzigen Hauptfigur in meinem neuen Kinderbuch «Wichtel in Not». Der Wichteljunge darf zum ersten Mal allein wichteln – doch dann geht alles schief: Er verliert nicht nur seine Unsichtbarkeitsmütze, sondern wird auch noch Zeuge eines Einbruchs. Zum Glück bekommt er Hilfe von Klara und Wolle. Gemeinsam machen sich die drei auf die Suche nach dem Mützendieb und daran, das Verbrechen aufzuklären. Dabei geraten sie mehrmals in brenzlige, aber auch in urkomische Situationen, sodass es immer wieder viel zu lachen gibt, vor allem wegen Bärtchen.
Doch in Ihrem Kinderbuch geht es neben Weihnachten, Wichtel und wichteln auch noch um das Thema häusliche Gewalt.
Im Vordergrund steht klar die lustig-spannende Geschichte um den kleinen Wichtel Bärtchen. Aber dann finden Klara und Wolle heraus, dass eine Mitschülerin zu Hause geschlagen wird, und das nicht nur einmal. Daraus entwickelt sich eine wichtige Nebenhandlung.
Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?
Als Lehrer auf der Primarstufe erlebte ich vor drei Jahren, dass ein Mädchen in einer 3. Klasse massiver häuslicher Gewalt ausgesetzt war. Bei meinen Recherchen stiess ich auf die Information, dass allein im Kanton Bern jährlich 4000 Kinder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Zugleich stellte ich fest, dass dieses Tabuthema auch in der aktuellen Kinderliteratur kaum behandelt wird.
Wie denken Sie, werden Kinder ab acht Jahren auf dieses Thema reagieren? Könnte es nicht verstörend für ein Kind sein, in diesem Alter zu wissen, dass es in manchen Familien ganz und gar nicht harmonisch zugeht?
Wie schon gesagt: In «Wichtel in Not» geht es in erster Linie um die Freude an einer spannenden und lustigen Geschichte. Aber weil das Leben der meisten Kinder nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen ist, lasse ich in meine Geschichten auch Themen, wie zum Beispiel Mobbing, Trennung der Eltern oder jetzt neu das Thema häusliche Gewalt einfliessen. Das sind reelle Themen in vielen Kinderalltagen, die ich als Kinderbuchautor nicht einfach ausblenden darf. Das Buch richtet sich vor allem an Dritt- und Viertklässler. Die sollte man keinesfalls unterschätzen. Und natürlich gehe ich auf eine dem Alter entsprechende und angemessene Art auf die Thematik ein.
Wie sieht das konkret aus?
In der Geschichte fällt den Mädchen nach dem Turnunterricht auf, dass Tinas Rücken voller blauer Flecken ist. Später beobachtet Klara zufällig, wie Tinas Mama ihre Tochter bei einem Streit schlägt. Wie geht man mit so einer Situation um? Vor allem weil Tina alles leugnet, als Klara sie darauf anspricht – wie das bei Opfern von häuslicher Gewalt nicht selten vorkommt.
Im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt kommen im Buch Fragen zur Sprache wie: Was gibt es für Möglichkeiten – als Betroffene*r, wie als Aussenstehende*r - zu handeln? An wen kann man sich wenden? Und auch das Thema Kinderrechte wird angeschnitten, denn es ist wichtig und richtig und auch eine Form von Prävention, dass Kinder schon früh ihre Rechte kennen und wissen, wie und wo sie sich Hilfe holen können.
Wieso sollten Kinder ihre Bücher lesen und wo kann man sie kaufen?
Kaufen können sie meine Bücher im Kinderbuchladen oder Buchladen ihrer Wahl oder sie bestellen sie direkt bei mir. Meine Bücher bilden einen Teil des Kinderalltags ab. Sie regen die Fantasie an, sind spannend, unterhaltsam, bieten Tiefgang und auch der Humor kommt nicht zu kurz: Alles Dinge, die Kinder lieben.