«Ich bin immer noch positiv eingestellt»
Die ersten zehn Jahre als Band seien Lehrjahre gewesen, in denen sie im Schnitt fünf bis zehn Konzerte gespielt hätten, erklärt Hoch. An das allererste Naturtrüeb-Konzert könne er sich noch sehr gut erinnern. «Es war in Siebnen SZ als Vorband von der Country Band ‘Bluet & Leberwürscht’. Es hatte damals sehr viel Publikum und wir waren alles sehr nervös.» Mit den Jahren seien später auch immer mehr Konzerte in ihrem Kalender aufgetaucht. Inzwischen spielt die Cover-Rock-Band von deren zwischen 25 und 35 pro Jahr. In einem Vierteljahrhundert kommen laut dem Gitarristen und Sänger unzählige Anekdoten zusammen, doch am liebsten erinnere er sich an die Dinge, bei denen sie als Musiker auch etwas Positives bewegen konnten. «Unser erstes Benefizkonzert mit 40 Gastmusikern 2015 oder das grosse Benefizkonzert im 2018 mit 35 Gastmusikern SAL in Schaan sind mir besonders in Erinnerung geblieben.»
Der fatale 2. Oktober 2022
Dass die Band Naturtrüeb ihr 25 Jahr-Jubiläum dieses Jahr bestreiten kann, ist überhaupt nicht selbstverständlich, denn ein Erlebnis am Jahrmarkt Vaduz am 2. Oktober 2022 hat das Leben von Marco Hoch mächtig auf den Kopf gestellt. Er erinnert sich nur noch daran, wie er am Nachmittag vom Triesenberg nach Vaduz gefahren ist, ein wenig durch den Jahrmarkt geschlendert ist, etwas gegessen und getrunken hat. Um circa 16.30 Uhr habe er dann beim Prinzenbräu am Busbahnhof ein paar Freunde getroffen und wollte sich um circa 19.10 Uhr auf den Nachhauseweg machen. Ab diesem Punkt reissen die Erinnerungen des Mannes ab, der hauptberuflich als Beamter tätig ist. «Jetzt zitiere ich, was mir meine Freunde im Nachgang erzählt haben: Um ca. 19:50 Uhr wurde ich mit einem einzigen Faustschlag ins Gesicht niedergeschlagen. Ich lag sofort im Koma und wurde mit der Rettung zum Spital Grabs gefahren. Diese wiederum haben mich mit der Rega nach St.Gallen ins Kantonspital geflogen.» Er habe von dem Ganzen natürlich nichts mitbekommen und im Koma gelegen. Erwacht sei er genau an seinem Geburtstag, dem 8. Oktober. «Meine Freundin hat einen Kuchen mitgebracht. Die Ärzte vor Ort haben ihr gesagt, sie solle mit mir reden, bis ich aufwache. Dies geschah dann auch. Anscheinend habe ich auch ein kleines Stückchen Kuchen gegessen. Ich kann mich aber auch an das nicht mehr genau erinnern.»
Der lange Weg zurück
Am 11.Oktober habe ihn seine Freundin nach Valens gefahren, wo er mit der Reha beginnen konnte. «Die ersten zwölf Tage habe ich mehrheitlich geschlafen. Ich konnte die ganze Zeit nicht laufen und wurde mit dem Rollstuhl herumgestossen oder fuhr einfach davon. Ebenfalls habe ich weder gesprochen, noch gegessen oder getrunken.» Er sei laut den Betreuern immer mit dem Rollstuhl abgehauen, so dass sie ihm ein Überwachungsband am Handgelenk befestigt hätten, dass sie ihn auch wieder finden würden. Doch auch an diese ersten drei Wochen erinnert sich Marco Hoch nur sehr lückenhaft. Einzig die Besuche seiner Liebsten sind ihm in Erinnerung geblieben. «Meine Freundin, meine Schwester Carmen und meine Freunde, die mich jeden Tag besucht haben. Genau diese Personen haben mich zurück ins Leben geholt. Dank Ihnen, die vor Ort waren und allen Freunden/Bekannten, die mir geschrieben haben, fand ich zurück ins Leben.» Ein ganz wichtiges und einschneidendes Ereignis sei es für ihn gewesen, als ihn seine Schwester in Kenntnis setzte, was er überhaupt für Verletzungen hatte. «Dies hat mich so geprägt, dass ich gleich aufgestanden bin und wieder laufen wollte, dies klappte zum Glück mit Unterstützung aller Freunde, die mich gestützt haben. Ebenfalls kam das sprechen wieder und ich war sehr ehrgeizig, bei den vielen Therapien dabei. Diese verschiedenen Therapien haben mich täglich vorwärtsgebracht. Es war nicht einfach und auch nicht ohne tägliche Schmerzen, ob im Körper oder in meinem Kopf.» Dieser eine Faustschlag hatte für Verletzungen gesorgt, die man sich im ersten Moment nicht wirklich vorstellen kann. «Ich hatte einen doppelten Schädelbruch und eine Hirnblutung. Ebenfalls musste ich noch zum Zahnarzt, der mir Zähne rausziehen musste.» Trotz allem war Marco Hoch von Anfang an überzeugt, dass alles gut kommen wird und stets positiv geblieben.
Positiv bleiben trotz allem
Geholfen positiv zu bleiben, habe sicher die Unterstützung von allen Seiten, die er erfahren habe. «Ich habe nach einer gewissen Zeit mein Handy genommen, als ich wieder lesen konnte. Es waren über 500 Nachrichten darauf, was mich relativ schnell wieder in einem Tief stiess, sodass ich das Handy weglegen musste. Ich habe mich dann dazu entschieden, eine erste Information über mich per Facebook rauszugeben, damit die Leute wissen, wie es mir geht. Die Reaktionen und Mitteilungen darauf waren wieder gewaltig und unglaublich viel.» Er habe sich dann entschieden, alle drei bis vier Wochen eine Mitteilung rauszugeben, um alle auf dem aktuellen Stand zu halten. Dabei sei es ihm immer wichtig gewesen, die Fortschritte und das Schöne am Leben in den Fokus zu rücken bei seinen Posts. Dies sei einerseits gewesen, um selber nicht wieder in ein Loch zu fallen, andererseits aber wollte Hoch es vermeiden, über die Person zu schreiben, die ihn geschlagen hat. «Die Person hat in meinem Herzen nichts verloren, obwohl ich tagtäglich an ihn erinnert werde. Ich werde auch hier nicht über ihn schreiben. Ich bin immer noch positiv eingestellt und weiss, dass ich stark bin und das schaffe.»
Wunder passieren eben doch
Mit dieser Einstellung ist Marco Hoch bisher sehr gut gefahren. Nach fünf Monaten konnte er wieder 100 Prozent arbeiten und auch erste Proben und Konzerte mit seinen Jungs von Naturtrüeb zaubern dem Optimisten ein Lächeln auf die Lippen. Eine Anekdote aus dem Kantonsspital St. Gallen ist ihm besonders geblieben. Er sei dort 14 Wochen nach dem Vorfall zur Kontrolle vorbei gegangen. «Es wurde ein neues MRI vom Kopf gemacht und mit dem vom 3.Oktober verglichen. Als mich die Ärztin aufgerufen hat, um ins Besprechungszimmer zu kommen, sagte sie zu mir ‘Herr Hoch, ich weiss nicht, warum sie laufen und wieder sprechen können, aber lassen wir das Wunder, wie es ist. Es ist einfach schön das zu sehen…’ Ebenfalls kam immer wieder von allen Ärzten die Antwort, dass ich einfach froh sein darf, dass ich noch lebe.» Er sei soweit zufrieden und wisse, dass es noch besser werde, doch neben dem «Wunder» braucht es einfach noch ein bisschen Zeit und Geduld.