Bild/Illu/Video: Mariann Hasler

Frischi Frücht

Gleichzeitig mit mir betrat ein junger Mann mit zwei Kinder im Vorschulalter den Laden. Mein erster Eindruck: Wieder so ein toller Vater der sich unter der Woche, es ist Freitag, seinen Kindern widmet und gleich noch den Einkauf erledigt.


Gleich rechts sind die Äpfel und Birnen zweiter Klasse in grünen Harassen aufgereiht. Hinten an der Wand sind die Kartoffeln, fest und weichkochend. Vor der nächsten Wand folgen die Äpfel und Birnen der ersten Klasse. In der Mitte das Gemüse in gewohnter Frische.


Kaum sind die Kinder im Laden ruft ihnen die Verkäuferin zu. «Habt ihr schon einen Apfel? Nehmt euch einen, ihr könnt einen aussuchen.»

Das ältere Kind, ein Mädchen, lässt sich das nicht zweimal sagen und schaut gleich in den ersten Harass (2. Klasse) und versucht einen roten Apfel heraus zu fischen. Mit den dicken Fausthandschuhen will das aber nicht so recht gelingen.

Der Vater bemerkt das wohl, macht eine Bemerkung zu den Handschuhen und meint dann: «Komm hier rüber, hier sind die schöneren.» Das Mädchen folgt dem Rat des Vaters und hat kurz darauf einen grossen roten Apfel (1. Klasse) in den Händen. Ich staune und finde das schon etwas unverschämt.  Der Apfel ist schliesslich geschenkt. Aber janu, ....
Meine Sympathie sinkt.

Ich bin weiter mit meinem Einkauf beschäftigt, fülle den Beutel mit leuchtend orangen Rüebli, gehe nochmals ein bisschen zurück und nehme mir vom grünen, knackigen Salat, überlege ob ich zwei oder drei nehmen soll. Währenddessen steht der Vater vor den Rüebli, greift sich eines, hält es sich dicht an die Nase und schnüffelt daran.
Ich hoffe, er hat nicht gesehen was ich für ein Gesicht gemacht habe, als ich das sah.

Tut man das wirklich? Und was, wenn es nicht gut riecht? Und nach was kann ein Rüebli riechen, ausser nach Rüebli natürlich?

Er nimmt sicherheitshalber noch ein zweites und riecht ebenfalls daran. Ich bin froh, meine Rüebli schon im Korb zu haben. Denn, wenn er sie wieder zurücklegen würde, hätte ich meine liebe Mühe, noch welche zu kaufen. Zum Glück legt er sie anschliessend in seinen Korb. Meine Sympathie ist auf den Gefrierpunkt gesunken und ich schaue zu, dass ich bezahlen kann, bevor ich mich noch mehr fremd schämen muss. Ich höre nur noch etwas von Salat.

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