«Flug 416» – Die perfekte Ferien-Lektüre?
Spätestens seit dieser Woche wissen wir: Mit den Flugreisen wird es auch diesen Sommer so eine Sache werden. Fehlendes Flugpersonal sorgt für gestrichene Flüge. Man kann also davon ausgehen, dass die Nerven in den Terminals und auch in der Luft noch blanker liegen, als sie es bei einigen sowieso schon tun, wenn sie den Weg von A nach B in einem Flieger bestreiten müssen.
Damit weder am Boden in den Wartehallen noch in den Kabinen in der Luft Langweile aufkommt, sorgt die «Gänsehaut-Lektüre» (Kritiker-Stimme) von T.J.Newman. Die Autorin ist eine ehemalige Buchhändlerin und langjährige Flugbegleiterin. Sie arbeitete von 2011 bis 2021 für Virgin America und Alaska Airlines und schrieb einen Grossteil ihres Debütromans «Flug 416», während ihre Passagiere auf Nachflügen schliefen.
Die Ausgangslage des Buches und eigentlich das gesamte Werk fühlt sich an, wie der nächste Hollywood-Blockbuster. Als Leser fragt man sich zwischenzeitlich, welche Schauspieler wohl dereinst in der Verfilmung des Buches die Hauptrollen übernehmen werden.
Um was geht es?
«Coastal Airways Flug 416 hat den Flughafen von Los Angeles gerade verlassen, als Kapitän Bill Hoffman einen Anruf erhält. Ein Entführer hat seine Frau und Kinder in seine Gewalt gebracht und stellt Bill vor eine schreckliche Wahl: Entweder bringt er das Flugzeug mit 149 Menschen an Bord zum Absturz, oder seine Familie wird getötet. Zwar gelingt es Bill, die Crew über die Lage zu informieren, doch irgendwo in der Maschine befindet sich noch ein Komplize des Entführers. Und Bill weiss nicht, wem er vertrauen kann. In 10 000 Meter Höhe entbrennt ein Kampf um Leben und Tod, während sich die Maschine unaufhaltsam New York nähert…»
Schon auf den ersten Seiten wird ein Schreckensszenario in den Lüften ausführlich beschrieben. Wie es sich für einen solchen Film – pardon, für ein solches Buch – gehört, wird man von der ersten Sekunde an in den Plot hinein- bzw. die ersten Flugpassagiere aus dem Flieger hinausgesogen.
Nicht alles, was auf den folgenden rund 400 Seiten passiert, ist logisch. Nicht alles macht Sinn. Und die eine oder andere Frage bleibt unbeantwortet. Die Story wird aber stetig vorangetrieben. Und sie wird umrahmt von zahlreichen Details, die den Hintergrund der Autorin – eben die zahlreichen Jahre als Flugbegleiterin – zum Ausdruck bringen.
Ich selbst habe das Buch während einer Flugreise nach Hamburg gelesen. Diese wurde kurzfristig storniert, weshalb die Strecke schliesslich von Zürich nach Kopenhagen und von dort nach Deutschland führte. Das bot nicht nur ausreichend Zeit, sich ins Buch zu vertiefen, sondern auch, um sich bei mehreren Flugbegleiterinnen und -begleitern zu fragen, welchen Gedanken die wohl gerade nachgehen und ob diese dereinst ebenfalls in einem «Stirb langsam»-Szenario zwischen zwei Buchdeckeln münden werden.
Denn erschreckend an dem Buch war eigentlich nicht der Plot, sondern, dass er von einer Person geschrieben wurde, die die entsprechende Szenerie zehn Jahre lang kennengelernt hat…