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Filmtipp: «The Father»

Als sturköpfig und ziemlich herrisch lernt der Kinozuschauer Anthony, den Vater der fürsorglichen Anne, kennen. Der 80-jährige lebt in einer schönen Londoner Wohnung und hört gerne klassische Musik. Der Zuschauer merkt relativ schnell, dass der ältere Herr zunehmend an Gedächtnisverlust leidet. Seine Tochter jedoch kümmert sich hingebungsvoll um ihren Vater. Leider schafft es Anthony immer wieder, die Pflegefachkräfte, die Anne für ihren Vater und natürlich auch zu ihrer Entlastung organisiert hat, zu vergraulen.


Man kann sich manchmal das Lachen nicht verkneifen, denn Anthony wirkt teilweise richtig spitzbübisch, ist dann aber von einem Moment zum anderen einfach nur verletzend - auch zu seiner Tochter Anne. Diese verzweifelt allmählich und als sie ihrem Vater eröffnet, dass sie zu ihrem Freund nach Paris ziehen wird, hat sich Anthony bereits unentrinnbar in eine fremde Welt aus gespiegelten Erinnerungen verloren.


Das Schauspiel ist von einer hinreissenden Echtheit, wie ich sie selten erlebt habe. Wie es dem Regisseur Florian Zeller mit seinem Regiedebüt beim Film gelungen ist, den Zuschauer so real in das Leben mit Demenz zu versetzen, hat mich tief beeindruckt. Der Film zeigt wahrlich ein meisterhaft inszeniertes und zugleich höchst emotionales Drama. Die Vater-Tochter-Geschichte parallel zur Alzheimer-Thematik ist ebenfalls nicht zu verachten. Alles in allem einfach ein grandioses Meisterwerk!


Als begeisterte Kinogängerin, ganz besonders was aussergewöhnliche Filme anbelangt, bin ich nach diesem Kinoerlebnis zu der Überzeugung gelangt, dass Filmen wie diesem gerade in der heutigen Zeit sehr viel mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Solche Streifen haben nicht nur eine starke Botschaft, sie haben auch eine grosse Tragweite. Darum wirken sie noch lange nach und leisten nicht selten auch wichtige Aufklärungsarbeit. Mein bald 14-jähriger Sohn beispielsweise hat mit diesem Film auf eindrückliche Weise gelernt, was es bedeutet, wenn ein Mensch an Alzheimer erkrankt. Ich wiederum habe, wie selten zuvor, eine Vorstellung davon bekommen, wie extrem und schier gnadenlos sich diese Krankheit auf den Geist des Betroffenen auswirkt.


Ich verneige mich vor dieser hohen Schauspielkunst und freue mich jetzt schon auf den nächsten grossartigen Kinofilm dieser Art.

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