Dokumentarfilm Cunningham im Test
Von den frühen Jahren in New York, in denen sich Cunningham als Tänzer durchzusetzen versuchte, bis zu seinem Durchbruch als einem der visionärsten Choreografen der Postmoderne. Schmunzeln musste ich, als die Company ihre ersten Vorstellungen in London gaben und einen riesigen Begeisterungssturm auslösten, Merce Cunningham, meinte: «Wir müssen etwas falsch gemacht haben», da sie vorher auch mit massiver Kritik umgehen mussten.
Merce Cunningham bestach durch seine modernen Choreografien und seine Bescheidenheit – auf Fragen was er sei, antwortete er stets: Tänzer und später Choreograf, nicht mehr und nicht weniger. Er spürte schon früh, dass er seine Tänzer/Innen selber ausbilden musste um seine Choreografien entwickeln zu können. Durch die Zusammenarbeit mit Weggefährten, allen voran sein langjähriger beruflicher Partner und Lebensgefährte: der stilprägende Komponist John Cage, entstanden Stücke die heute noch Künstler und Choreografen auf der ganzen Welt beeinflussen und inspirieren. Für mich ist er auch noch im 2020 seiner Zeit voraus.
Die Aussagen Cunninghams erzeugen das Bild eines perfektionistischen und klug reflektierenden Künstlers, der sich zeitlebens der Vergänglichkeit des wichtigsten Instruments eines Tänzers, seines Körpers, bewusst war. «Ein Instrument, das vom Anbeginn der Geburt im Verfall begriffen ist.»
Die Regisseurin Kovgan beweist ihr Gespür für verträumte, malerische Orte sowie poetische Settings, vor denen sie die beeindruckenden Tänze aufführen lässt: Auf Häuserdächern und Theaterbühnen, in idyllischen Parkanlagen und in grossen Sälen, deren klare, strenge Architektur und hohe Decken bisweilen an Museumsräume erinnern.
Der einzige Wermutstropfen waren die wenigen Zuschauer, auch oder vor allem aus dem Kunstbereich. Zu wenige Architekten des Tanzes waren da, um diese einzigartige Biografie und Tanz als visuelle Erfahrung mitzuerleben.
Durch die Unterstützung der 3-D Technologie war er, Merce Cunningham hautnah spür- und erlebbar. Wäre schade, wenn Sendungen wie beispielsweise der Bachelor irgendwann Arthouse-Kino ersetzen würde.
Den Trailer zum sehr empfehlenswerten Streifen findet ihr hier.