«Die ungleichen Zwillinge»
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

«Die ungleichen Zwillinge»

Ein junger Mann lernte eines Tages Zwillingsschwestern kennen. Die eine war rothaarig und hübscher als ihre blonde Schwester. Schon am ersten Tag nachdem unser Protagonist die beiden Damen kennengelernt hatte, wusste er, dass er die rothaarige besser mochte als ihre blonde Schwester. Die Blonde nervte ihn andauernd, liess ihn nie in Ruhe – die rothaarige Schwester hingegen blieb oft sehr ruhig und zeigte keinerlei Gefühle. Es war schwierig eine Reaktion aus ihr herauszubekommen. Manchmal brachte unser Protagonist sie zu einem Lächeln, mehr gelang ihm nicht. Unser Protagonist verliebte sich hals über Kopf in die rothaarige Schwester. Sie wirkte sehr reif und viel interessanter, manchmal gar mystisch auf ihn, als ihre Schwester. Er mochte sie sehr. Als er eines Tages, Monate nachdem er die Zwillinge kennengelernt hatte, fasste er den wilden Entschluss seine Liebe zu gestehen. Er entschied sich beim nächsten Treffen die Rothaarige darauf anzusprechen und ihr alles offenzulegen.


Mit hohen Erwartungen und der Hoffnung auf Erwiderung seiner Liebe, traf er sie dann. Er wurde bitter enttäuscht. Sie sagte ihm, dass sie gar keine Gefühle für ihn habe.  Er war so enttäuscht und verfluchte sich selbst, dass er so hohe Erwartungen gehabt hatte. Nun schmerzte diese Niederlage bloss noch mehr, als wenn er niedrige Erwartungen gehabt hätte. Er war so von sich selbst enttäuscht, dass er sich entschied den Kontakt zu den Zwillingsschwestern für eine Weile abzubrechen. Dies tat ihm gut.


Neue Erlebnisse und Erfahrungen überdeckten die unangenehme Erinnerung an sein missglücktes Liebesgeständnis. Nach einigen Wochen verabredete er sich mit den Zwillingen und einigen anderen Freunden. Auf einmal wurde ihm bewusst, wie sehr die blonde Zwillingsschwester ihn mochte. Er hatte dies vorhin gar nicht bemerkt, da er nur Augen für ihre hübsche Schwester hatte. Nie ist ihm der Blick der blonden Schwester aufgefallen. So voll Zuneigung und Liebe. Erwartungsvoll sah die Blonde ihn völlig verliebt an. Etwas hielt ihn davon zurück ihre Liebe zu erwidern. Vielleicht war es das Gleiche, das die Rothaarige zurückhielt, ihm ihre Liebe zu gestehen. Tief in seinem Inneren war der junge Mann überzeugt, dass die Rothaarige ihn liebte, sie konnte ihre Liebe bloss aus Schüchternheit nicht gestehen. Wie könnte er so kurz nachdem er ihre Schwester geliebt hatte, nun sie lieben? Liebe war kein Spass! Liebe war kein Spielzeug, mit dem man gedankenlos spielen konnte! Was war es das er suchte? Bloss das nächtliche Vergnügen oder eine wirkliche Beziehung?


Er haderte mit sich selbst. War es korrekt schnell Gefühle für jemanden zu entwickeln oder für mehrere Personen gleichzeitig Gefühle zu verspüren? Er entwickelte innert Tagen eine innige Zuneigung zur blonden Schwester. Plötzlich verstand er, weshalb sie ihn die ganze Zeit so genervt hatte. Sie mochte ihn einfach sehr und drückte ihre Liebe so aus. Schliesslich liebte er sie. Er gestand seine Liebe und diesmal wurde er nicht bitter enttäuscht. Seine Liebe war grenzenlos und hielt ein ganzes Leben lang.


Manchmal stehen wir uns selbst im Weg. Manchmal wollen wir, was uns nicht zusteht. Manchmal müssen wir lernen genauer hinzusehen und tiefer zu fühlen.

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