Die Nonnen laden zum letzten Tanz
Eine gewisse Wehmut schwebte schon mit beim Apéro vor der Premiere. Man merkte
es dem Schulratspräsidenten der Musikschule Prättigau, Bernhard Meuli sofort
an, dass ein Nachfolger für Dieter Walser zu finden, sicher keine einfache
Aufgabe sein wird und es somit künftig auch schwierig sein dürfte, dass solche
Eigenproduktionen überhaupt zu Stand kommen.
45 Projekte in 33 Jahren
Nach der Verdankung übergab Meuli das Wort an Dieter Walser, welcher sich
nochmals ausführlich bedankte bei allen Beteiligten, den langjährigen Sponsoren
und auch den Medienverantwortlichen. Er schaue mit Stolz zurück auf die 45
grossen Projekte, die in den vergangenen 33 Jahren zusammengekommen seien. Solche
grossen Eigenproduktionen funktionieren laut ihm nur, wenn alle mit viel Eifer
dabei seien und ihr Herzblut in die Sache stecken. Es werde definitiv die
letzte Eigenproduktion sein, da er nicht mehr allzu viel Berufszeit übrighabe
und er die verbleibenden Jahre in die Suche nach einer passenden Nachfolgerin
oder einem passenden Nachfolger stecken wolle. Zudem werde es immer schwieriger
Leute für längerfristige Projekte zu finden. Heutzutage sei es eher
aussergewöhnlich, wenn jemand rund neun Monate in intensive Proben investiere,
vor allem, wenn man bedenke, welche Möglichkeiten sich neben der Musik den
Jugendlichen sonst noch bieten. Umso schöner sei es zu sehen, dass alle, die
bei der vorherigen Produktion dabei gewesen seien, auch dieses Mal wieder
sofort zugesagt hätten. Das sei absolut nicht selbstverständlich, denn eine
Schülerin beispielsweise habe nach der letzten Produktion die Stage Schule in
Hamburg absolviert. Sie sei sich inzwischen eher grössere Musicalbühnen gewohnt
und schätze es trotzdem nochmals zurückzukehren zu den Wurzeln.
Ein Kreis schliesst sich
Seit 2002 bestehe die Zusammenarbeit mit der Musikschule in Gagnef, die in den
nächsten paar Jahren, wegen dem Fehlen von Grossprojekten wahrscheinlich ein bisschen
weniger intensiv werde, aber hoffentlich noch lange weiter bestehen bleibe.
Speziell hervorheben wollte Walser vor der Premiere noch Iris Vogt Klaas,
welche bei seiner allerersten Produktion «Jim Knopf» 1995 bereits die
Hauptrolle gespielt habe und auch jetzt wieder als Hauptprotagonistin zu sehen
sei, was doch eine schöne Geschichte sei. Zudem sei er recht stolz, dass Personen
in der Alterspanne zwischen 17 und 79 Jahren auf der Bühne stehen für «What now,
nuns?».
Standing Ovation zum Abschluss
Das mit Spannung erwartete Stück schaffte es trotz einer Länge von fast zwei
Stunden das Publikum in der ausverkauften Arena Klosters in seinen Bann zu
ziehen. Die kurzweilige Geschichte der Nonnen und den Klosterschüler:innen bot
viel komödiantische Elemente, da man merkte, dass hier eben schon zwei Welten
aufeinander prallten, die sonst eher wenig miteinander am Hut hatten. Die Band
und der Chor präsentierten ein mitreissendes und unter die Haut gehendes
Hitpotpourri. Die Lieder waren boten einen hohen Wiedererkennungswert, so dass
manche Zuhörer:innen nicht nur mitwippten, sondern auch hin und wieder
mitsangen. Lieder, wie «Relight my fire», «Man! I feel like a woman!» oder «Staying
alive» wurden thematisch perfekt ins Programm geflochten und am Schluss, als
sich alle in den Armen lagen, kam fast ein wenig weihnachtliche Stimmung auf. Der
grosse Motivator Dieter Walser selbst war noch einmal mit viel Leidenschaft
dabei und dirigierte, sang und performte vom Mischpult aus mit. Als die letzten
Klänge durch die Boxen drangen, hielt es niemanden mehr im Saal auf den Stühlen.
Am vergangenen Wochenende sanken die Temperaturen stark und den Leuten wird langsam bewusst, dass man sich Gedanken zu Weihnachtsgeschenken machen sollte. Nach der tollen Vorstellung gibt es sicher einige die der Musikschule Prättigau eine solide Nachfolge für Walser wünschen. Denn das Tal würde viel Verbindendes verlieren, wenn es wirklich die letzte Eigenproduktion in diesem Stil gewesen ist. Das Musical «What now, Nuns?» wird noch vier Mal in der Arena Klosters aufgeführt. Morgen, am 18., 20. und 21. Oktober. Weitere Informationen zum Abschluss der Nonnen-Trilogie gibt’s unter www.ms-praettigau.ch.