Der Lärm unserer Gesellschaft
Wir wachen auf. Der Wecker hat uns aufgeweckt. Wir gehen zur Arbeit. Autos rasen an uns vorbei. Wir wollen uns entspannen und setzen uns in den Lesesessel. Doch von Entspannung kann nicht die Rede sein, da der Lärm von ausserhalb der Wände ins Zimmer hineindrückt. Der Lärm, den wir selbst erzeugen umgibt uns allgegenwärtig.
Seit der Erfindung des Autos, des Flugzeugs, des Kreuzfahrtschiffs, des Raumfahrtzeuge, der Sirenen und des Mikrofons ist unsere Welt zu einem kumulierten Lärm geworden. Nur noch wenige Oasen der Stille scheint es zu geben. Die Wüste, die Wälder, die Pole, die Berge oder die Flüsse in unberührter Natur. Ohne Zweifel ist auch die Natur laut, doch ihre Geräusche nimmt das menschliche Ohr weniger als Lärm war, sondern eher als integraler Bestandteil der Umwelt.
Die Industrie ist laut, in Fabriken hört man nicht einmal mehr die eigenen Gedanken, weil es so laut ist. Wer vor lauter Lärm nichts mehr hört, kann nicht mehr zuhören, den eigenen Gedanken sowie denen anderer. Musik kann auch Lärm sein, aber welche Musik und vor allem in welcher Situation Musik als Lärm empfunden wird, ist sehr individuell. Für mich ist völlig überdrehte Techno-Musik in einer sonst ruhigen Umgebung wie meinem Zuhause Lärm.
Vor lauter Lärm aus unserer Umwelt, können wir nicht mehr richtig denken. Unsere Entscheidungen werden impulsiv. Nicht einmal mehr instinktiv, weil der künstliche Lärm unsere Gedanken beeinflusst. Stille um uns herum, kann Stille in uns drin erzeugen. Die Geräusche der Natur beruhigen unser Gemüt. Die Geräusche der Natur lassen die Stimme unseres Verstandes leiser, und die Stimme unseres Herzens lauter werden. Seit ich Rekrut des Schweizer Militärs bin, komme ich nicht mehr zur Ruhe. Ständig tue ich etwas. Meinen inneren Frieden gab ich her, für was eigentlich? Den Fehler mache ich kein weiteres Mal.
In der Stille besinnen wir uns auf die wesentlichen Dinge im Leben. Doch was im Leben ist eigentlich wesentlich? Was ist uns wirklich wichtig? Worauf will ich achtgeben, damit ich es nicht verliere? Was ist mein Ziel im Leben? Und wie komme ich dahin? Die Natur gibt uns alle Antworten die wir suchen.
Wir wollen zu viel. Wir wollen eine Wohnung, ein Haus, ein Auto, eine Ferienwohnung, ein zweites Auto, eine sehenswerte Kleidersammlung und jährliche Ferien in Sonstwo. Der westliche Mensch erkennt übermassiger Luxus nicht mehr als solcher, sondern als etwas worauf er ein Recht zu haben scheint. «Jetzt habe ich so hart gearbeitet, da werde ich mir doch schon die Ferien in Mallorca gönnen dürfen.» Unsere Handlungen erzeugen den Lärm der uns so stört.
Wo bleiben die Geräusche der Natur? Wo bleibt der Gesang der Nachtigall? Wo das Rauschen des Baches? Wo das Geheul des Wolfes? Sie alle gehen unter im Lärm unserer Gesellschaft.